01.01.2020 10:10:42

MÄRKTE USA/Freundlicher Ausklang eines sehr erfolgreichen Börsenjahrs

Von Chris Matthews, William Watts und Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Der US-Aktienmarkt hat sich am Silvestertag mit Kursgewinnen aus dem Jahr 2019 verabschiedet, das für den S&P-500- und den Nasdaq-Composite das erfolgreichste seit sechs Jahren war. Der Dow-Jones-Index schnitt zwar nur so gut ab wie zuletzt 2017, die Jahresbilanz von 22,3 Prozent lässt aus Börsianersicht gleichwohl kaum Wünsche offen.

Am letzten Tag des Jahres legte der Dow 0,3 Prozent zu und ging mit 28.534 Punkten in das neue Jahrzehnt, 170 Punkte unter seinem erst am 27. Dezember erzielten Rekordhoch. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite stiegen in gleicher Größenordung und auch sie liegen damit nur knapp unter den jüngst erreichten Rekordhochs. Auf 1.892 (Montag: 1.200) Kursgewinner kamen 1.033 (1.733) -verlierer, während 102 (87) Titel unverändert schlossen.

Für gute Stimmung sorgte laut Händlern, dass US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, am 15. Januar im Weißen Haus den sogenannten Phase-1-Deal mit China zur Eindämmung des Handelsstreits unterzeichnen zu wollen.

Unter den Einzelwerten profitierten Nvidia von einer Kaufempfehlung und zogen um 1,3 Prozent an. McDermott International litten unter einem Bericht des Wall Street Journal, wonach der Energiedienstleister Gespräche mit Gläubigern über einen Insolvenzantrag führen soll. Der Aktienkurs sackte um 9,8 Prozent ab.

Boeing gaben um 0,8 Prozent nach, nachdem sich der Flugzeugbauer mit der Fluglinie Turkish Airlines auf eine Kompensationsvereinbarung geeinigt hatte im Zusammenhang mit dem weiter geltenden Flugverbot für die Maschinen des Typs 737 MAX.

Rückblick

Obwohl das US-Börsenjahr wie schon 2018 maßgeblich vom nicht enden wollenden Handelsstreit zwischen den USA und China geprägt wurde, verlief es aus Anlegersicht ungleich erfreulicher. Das stattliche Jahresplus des Dow wurde vom S&P-500 mit einem Anstieg von fast 29 Prozent und vom Nasdaq-Composite mit gut 35 Prozent sogar noch getoppt. 2018 war es in der Gesamtbilanz nach unten gegangen war - überhaupt erst zum zweiten Mal seit der Lehman-Pleite 2018. Der Dow hatte 2018 knapp 6 Prozent eingebüßt.

Auch wenn es 2019 unter dem Strich klar aufwärts ging - je nachdem ob die Nachrichtenlage zu den laufenden Verhandlungen über eine Beilegung des Konflikts positiv oder negativ war oder ob es neue Drohgebärden oder im Gegenteil konziliantere Töne gab, ging es bei den Aktienkursen kurzfristig immer wieder volatil zu. Maßgeblichen Anteil daran hatte der US-Präsident mit seinen Tweets, die mal in die eine, mal in die andere Richtung deuteten.

Zum Ende des Jahres mehrten sich aber die zuversichtlichen Töne, weshalb nach einer zwischenzeitlichen Seitwärtstendenz die großen Indizes ab Oktober nochmals deutlich Fahrt nach oben aufnahmen.

Niedrige Zinsen helfen

Für Rückenwind sorgte die US-Notenbank mit ihren insgesamt drei Zinssenkungen 2019. Die erste erfolgte zwar erst im Juli, doch hatte sich früher im Jahr bereits abgezeichnet, dass nach insgesamt neun Zinserhöhungen seit 2015 der Zinstrend wieder nach unten geht. Hintergrund waren die vom US-chinesischen Handelsstreit ausgehende negative Impulse für die Weltwirtschaft. Von ihnen fühlten sich die US-Notenbanker auf den Plan gerufen, weshalb sie vorsorglich zu konjunkturstützenden Zinssenkungen griffen.

Die US-Zehnjahresrendite lag zuletzt bei knapp 1,91 Prozent und verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten den stärksten Rückgang seit 2014. Zum Jahresauftakt hatte sie bei rund 2,67 Prozent gelegen, im Jahrestief im Sommer dann phasenweise unter 1,50 Prozent.

Für sämtliche Branchen des S&P-500-Index war 2019 ein erfolgreiches Jahr. Die am besten gelaufenen Branchen kamen aus dem Technologiebereich. Am stärksten legte der S&P-500-Subindex Technologie zu mit einem Plus von 48 Prozent. Dahinter rangierten die Indizes der Telekom- & IT-Aktien und der Softwareaktien, für die es ebenfalls um je über 40 Prozent sehr stark nach oben ging. Die starken Kursgewinne der Technologieaktien relativieren sich allerdings etwas, wenn man ins Kalkül zieht, dass sie in den letzten zwei Monaten 2018 mit Abstand am schlechtesten gelaufen waren.

Steigendes Zinsniveau hilft Bankaktien

Auf Platz fünf landeten die Banken mit einem Anstieg. Ihnen kam in der zweiten Jahreshälfte zugute, dass das Renditeniveau am Anleihemarkt merklich stieg von im Tief 1,46 Prozent Anfang September auf zuletzt 1,91 Prozent. Höhere Zinsen machen generell das Kreditgeschäft der Banken lukrativer.

Hintergrund für den Zinsanstieg war das sich abzeichnende vorläufige Ende des Zinssenkungszyklus der US-Notenbank. Sie senkte zwar im Oktober nochmals den Leitzins, doch hatte sich im Vorfeld bereits abgezeichnet, dass diese dritte Zinssenkung im laufenden Jahr vorerst die letzte sein dürfte angesichts sich aufhellender Konjunkturperspektiven. Zu letzterem trugen auch vermehrte Signale bei, dass es im US-chinesischen Handelsstreit nicht zu einer völligen Eskalation kommen dürfte.

Am Ende bei den Branchen landeten der Subindex Energie mit einem Anstieg von 7,6 Prozent. Er entwickelte sich parallel zu den Preisen am Ölmarkt. So stieg der Preis der US-Sorte WTI nach einem Sprung zum Jahreswechsel seitdem um rund 10 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit drei Jahren.

Dow-Glanzlichter Apple und Microsoft - Boeing mit 737-MAX-Makel

Die beste Aktie im Dow-Jones-Index war Apple. Sie machte einen Satz um gut 85 Prozent nach oben, nachdem sie 2018 ein Minus von 6 Prozent eingefahren hatte. Die Aktie profitierte unter anderem davon, dass der Technologieriese im Geschäft mit Dienstleistungen immer stärker wird, die Abhängigkeit vom gleichwohl weiter brummenden iPhone-Geschäft also geringer wird. So ist Apple mittlerweile unter die Streaminganbieter wie Netflix und Disney+ gegangen mit seinem Angebot Apple+. Zweitbeste Aktie im Dow war Microsoft mit einem Plus von gut 54 Prozent. Die Kurse der beiden Technologieschwergewichte lagen zuletzt praktisch auf Rekordhochs.

Für den meisten Gesprächsstoff sorgte unter den Dow-Unternehmen aber Boeing wegen des Flugverbots für die Maschinen des Typs 737 MAX. Im Herbst 2018 war eine solche Maschine der indonesischen Lion Air abgestürzt, einige Monate später dann eine Maschine in Äthiopien. Seitdem fertigte der Konzern pro Monat trotz des Flugverbots etwa 40 Maschinen des Typs in der Hoffnung, die Probleme durch Softwareupdates und Pilotenschulungen rasch wieder in den Griff zu kriegen. Dies erwies sich aber als trügerisch, stattdessen traten Ungereimtheiten im Genehmigungsverfahren zutage.

Weil sich die Wiederfreigabe der Boeing 737 Max weiter verzögert, hat der Konzern inzwischen die Produktion zunächst gestoppt. Aktuell stehen etwa 400 Maschinen auf Halde und warten auf ihre Auslieferung. Der Schaden für Boeing bewegt sich mittlerweile im Bereich von 10 Milliarden Dollar.

Dass die Aktie dennoch immerhin eine minimal positive Jahresbilanz aufweist von 2 Prozent, hängt damit zusammen, dass sie bereits in den Wochen nach den Abstürzen 2018 stark unter Druck geraten war. Im Vergleich zum Jahreshoch Ende Februar, als die Aktie mit der seinerzeitigen Aussicht auf eine rasche Lösung 432 Dollar erreichte, beträgt das Minus allerdings über 24 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos

(END) Dow Jones Newswires

January 01, 2020 04:10 ET (09:10 GMT)

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