24.07.2015 16:50:46

MÄRKTE USA/Amazon-Kursfeuerwerk stützt Wall Street kaum

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer dreitägigen Durststrecke drohen der Wall Street auch auf Wochensicht Verluste. Potenzial, um die Wochenbilanz ins Plus zu hieven, machen Marktteilnehmer nicht aus. Im frühen Geschäft am Freitag verliert der Dow-Jones-Index 4 Punkte auf 17.729, der S&P-500 gibt 0,1 Prozent ab. Der Nasdaq-Composite gewinnt dank Amazon dagegen 0,2 Prozent. Der Kurs des Online-Einzelhändlers schießt um 17 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal dank deutlich höherer Umsätze unerwartet wieder schwarze Zahlen geschrieben. Als Nebeneffekt des Kursfeuerwerks zieht Amazon bei der Marktkapitalisierung an Wettbewerber Wal-Mart vorbei.

   "So eine Umsatzrakete war ein Ausnahmefall; das hatte und wird niemand von anderen Unternehmen der Branche erwarten", kommentiert ein Händler den Geschäftsausweis. Amazon hebt sich damit aus einer langen Liste enttäuschender Geschäftsberichte in der laufenden Woche von großen US-Unternehmen wie Apple, Caterpillar und IBM ab. "Unternehmen, die in der Lage sind, profitabel und mit einem vernünftigen Tempo zu wachsen, treffen den Geschmack der Anleger. Denn es hat sich herausgestellt, wie schwierig das ist", sagt Portfolioverwalter Larry Pitkowsky von GoodHaven Fund.

   Die Konjunktur liefert aktuell wenig Kaufanreize und fällt als Marktstütze weitgehend aus, wie die Einkaufsmanagerindizes als Spiegelbild der globalen Konjunkturlage zeigen. Chinas Industrie ist im Juli so stark geschrumpft wie seit 15 Monaten nicht mehr. Damit wird immer deutlicher, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mehr und mehr als Wachstumslokomotive ausfällt. Die Konjunktur in der Eurozone hat dagegen zwar etwas Schwung verloren, die Wachstumsrate war jedoch erneut eine der höchsten der zurückliegenden vier Jahre. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende US-Gewerbe ist ebenfalls leicht gestiegen, stützt aber kaum. "Nach den eher enttäuschenden Daten aus China ist der US-PMI eine positive Überraschung", sagt ein Händler.

   Anleger haben ohnehin fast nur Augen für die laufende Berichtssaison. American Airlines verlieren 1,7 Prozent. Die Fluggesellschaft hat dank gesunkener Kosten den Überschuss verdoppelt und auf bereinigter Basis die Gewinnerwartungen übertroffen. Allerdings hält der Geschäftsbericht auch einige Dämpfer wie sinkende Erlöse parat.

   Visa ziehen um 6,1 Prozent an, die Kreditkartengesellschaft hat im dritten Geschäftsquartal mehr verdient als Analysten erwartet hatten. Ebenfalls positiv aufgenommen werden die Geschäftszahlen von AT&T, der Kurs legt um 3,2 Prozent zu. Der Telekommunikationsgigant verbuchte auch im zweiten Quartal ein kräftiges Kundenwachstum im Mobilfunk, was sich bei der Gewinnentwicklung positiv bemerkbar macht. Starbucks verteuern sich um 3,1 Prozent. Die Kaffeehauskette überzeugt bei Umsatz und Ergebnis und erfreut Anleger mit einem neuen Aktienrückkaufprogramm. Pandora Media springen um 15,1 Prozent nach oben. Der Internetradiobetreiber überzeugt mit einem Rekordumsatz je Hörerstunde. Nach unerwartet schwachen Umsätzen in der abgelaufenen Periode brechen Biogen um 16,5 Prozent ein.

   Am Devisenmarkt startet die Dollarrally in eine neue Runde. Der Euro fällt nach durch die Bank schwächeren Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland, Frankreich und der Eurozone auf 1,0945 Dollar nach Wechselkursen um 1,0990 am Vorabend. Angesichts der schwachen Daten aus China und Europa steigen die Notierungen am US-Rentenmarkt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt um 2 Basispunkte auf 2,26 Prozent. Gold profitiert nicht von der makroökonomischen Lage, der Preis für die Feinunze sinkt belastet vom festen Dollar weiter auf 1.080 Dollar nach Kursen um 1.091 am Vorabend.

   Nach der Talfahrt des Vortages ist für die Ölpreise keine Entspannung in Sicht. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 0,1 Prozent auf 48,42 Dollar je Fass. Seit den Junihochs ist der Preis für US-Rohöl über 20 Prozent eingebrochen. "Wir sind noch immer besorgt, dass der Markt länger als befürchtet überversorgt bleibt", macht Analyst Jason Gammel von Jefferies wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Erholung.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.727,88 -0,02 -4,04 S&P-500 2.100,98 -0,06 -1,17 Nasdaq-Comp. 5.158,24 0,23 11,83 Nasdaq-100 4.618,56 0,34 15,73

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.32 Uhr Do, 17.34 Uhr EUR/USD 1,0944 -0,34% 1,0980 1,0979 EUR/JPY 135,66 -0,25% 136,01 136,06 EUR/CHF 1,0522 -0,09% 1,0532 1,0517 USD/JPY 123,97 0,04% 123,91 123,93 GBP/USD 1,5485 -0,18% 1,5513 1,5526 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/cln

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   July 24, 2015 10:17 ET (14:17 GMT)

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