24.02.2020 09:33:48

MÄRKTE EUROPA/Virus als Konjunkturbremse - Börsen brechen ein

FRANKFURT (Dow Jones)--Einen Kurseinbruch verzeichnen Europas Aktienmärkte am Montag. Die Situation rund um den Coronavirus-Ausbruch hat sich am Wochenende erheblich verschärft. Nach einem starken Anstieg der Zahl der Infizierten in Korea, dem Iran und Italien geht nun die Angst vor einer Pandemie an den Märkten um. "Investoren nehmen den Virusausbruch nun wesentlich ernster", sagen die Analysten von Peel Hunt. Schon in Korea brach die Börse um fast 4 Prozent ein. Der Goldpreis ist in Dollar erneut auf ein Siebenjahreshoch gestiegen, in Euro kostet es mittlerweile fast 1.540 Euro. Auch die Staatsanleihen befinden sich weiter im Rally-Modus und zeigen damit die anhaltende Flucht in "sichere Häfen". Der DAX bricht um 3,3 Prozent oder 452 Punkte auf 13.127 ein. Der Euro-Stoxx-50 verliert 3,4 Prozent auf 3.673 Punkte.

Mit Italien ist das Virus nun auch in Europa angekommen. Das Land hat aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung die Isolation von etwa einem Dutzend Städte angekündigt. In den als Epidemie-Zentren geltenden Gebieten werde den Bewohnern weder die Einreise noch die Ausreise gestattet, so Ministerpräsident Giuseppe Conte. Knapp 50.000 Menschen stehen unter Quarantäne. Der Mailänder Börsenindex MIB30 bricht kurz nach der Eröffnung um 3,2 Prozent ein.

Virus wird Konjunkturkiller

Unter Druck stehen sämtlich Sektoren, denn der Virus erweist sich immer mehr als Konjunkturbelastung: Chinas Staatschef Xi Jinping hat den Virus-Ausbruch als die größte Gesundheitskrise in China seit der Gründung der Volksrepublik 1949 bezeichnet. Die Epidemie werde "unvermeidlich" große Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und Gesellschaft haben. Die chinesische Notenbank hat vor diesem Hintergrund neue Lockerungsmaßnahmen angekündigt, die japanische Notenbank ihre Bereitschaft hierzu erklärt. Der Internationale Währungsfonds IWF hat am Wochenende die Wachstumserwartung für China um 0,4 Punkte gesenkt auf 5,6 Prozent.

Vor allem die Fluggesellschaften brechen ein, so Lufthansa um 6,6 Prozent, Air France-KLM um 7,5 Prozent und IAG um 8,5 Prozent. Easyjet führen die Verliererliste mit einem Abschlag von fast 12 Prozent an. Kreuzfahrschiffbetreiber TUI fallen um 9 Prozent, der Reisesektor im Stoxx-600 ist mit 4,1 Prozent Minus der schwächste Sektor.

Auch die chinaabhängigen Luxusgüteraktien wie Kering, LVMH oder Richemont fallen zwischen 4 und 5,5 Prozent. Adidas im DAX geben 4,1 Prozent ab. Durch die Bank nach Süden rauschen die Finanzwerte. Hier wird bereits auf eine EZB-Lockerung gesetzt, die die Ertragskraft der zinsabhängigen Institute belasten könnte. Commerzbank fallen um 6,3 Prozent, Deutsche Bank um 4,8 Prozent, Wirecard um 5,6 Prozent. Auch Italiens Banken fallen zwischen 4 und 5 Prozent.

Wirtschaftsdaten irrelevant - Ifo wegen Virus Makulatur

Alle anderen Themen an den Märkten dürften durch das Coronavirus am Montag in den Hintergrund gedrängt werden. Dazu zählt auch der ifo-Geschäftsklimaindex. Egal, wie dieser ausfallen wird, dürfte ihm von den Investoren kaum eine Relevanz zugebilligt werden. Die im Index enthaltenen Prognosegrundlagen werden nun als Makulatur betrachtet. Allerdings waren die Konjunkturdaten auch schon ohne Virus schlecht: In den USA enttäuschte am Freitag der Einkaufsmanager-Index: Das Wachstum in der US-Wirtschaft verlangsamte sich im Februar spürbar. Schwach entwickelte sich besonders der Dienstleistungssektor. Zudem ist der gesamte Auftragseingang erstmals seit über einem Jahrzehnt gesunken.

Auf Zahlenseite ist es am Montag ruhig. Die Daten von PostNL sind besser als erwartet; allerdings stehen Logistiker weltweit wegen des Virus unter Druck. PostNL brechen 8 Prozent ein, Deutsche Post um 4,5 Prozent.

Auch Autowerte verlieren deutlich. BMW, VW und Daimler büßen bis zu 3,5 Prozent ein, Continental fallen um 5,8 Prozent. Bei Daimler haben sich zudem die Rückstellungen für Diesel-Klagen mehr als verdoppelt, wie aus dem Geschäftsbericht hervorging. Statt 2,1 wird nun mit 4,9 Milliarden Euro gerechnet.

Gegen den Markt steigen Sixt Leasing um 8 Prozent auf 18,90 Euro. Sixt hat wie erwartet seine Beteiligung von 42 Prozent an Sixt Leasing an Hyundai für 18 Euro je Anteilsschein verkauft. Hyundai hat zudem ein Übernahmeangebot für die restlichen Aktien von Sixt Leasing vorgelegt und bietet auch hier 18 Euro plus Dividende.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.673,22 -3,35 -127,16 -1,92

Stoxx-50 3.394,46 -2,75 -96,07 -0,25

DAX 13.127,37 -3,33 -451,96 -0,92

MDAX 28.005,90 -3,37 -977,49 -1,08

TecDAX 3.107,06 -4,02 -130,09 3,06

SDAX 12.394,21 -3,71 -476,92 -0,94

FTSE 7.208,92 -2,63 -195,00 -1,84

CAC 5.819,78 -3,48 -209,93 -2,65

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,49 -0,06 -0,73

US-Zehnjahresrendite 1,38 -0,09 -1,30

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17.08 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0827 -0,01% 1,0814 1,0858 -3,5%

EUR/JPY 120,66 -0,02% 120,66 121,29 -1,0%

EUR/CHF 1,0608 -0,00% 1,0611 1,0622 -2,3%

EUR/GBP 0,8378 +0,17% 0,8353 0,8376 -1,0%

USD/JPY 111,43 -0,01% 111,56 111,71 +2,4%

GBP/USD 1,2925 -0,18% 1,2946 1,2962 -2,5%

USD/CNH (Offshore) 7,0407 -0,17% 7,0414 7,0370 +1,1%

Bitcoin

BTC/USD 9.751,01 -1,75% 9.699,76 9.745,76 +35,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 51,67 53,38 -3,2% -1,71 -14,5%

Brent/ICE 56,58 58,50 -3,3% -1,92 -13,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.685,41 1.643,40 +2,6% +42,01 +11,1%

Silber (Spot) 18,83 18,49 +1,9% +0,35 +5,5%

Platin (Spot) 978,60 977,20 +0,1% +1,40 +1,4%

Kupfer-Future 2,57 2,61 -1,5% -0,04 -8,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/ros

(END) Dow Jones Newswires

February 24, 2020 03:34 ET (08:34 GMT)

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