MÄRKTE EUROPA/US-Zinsspekulation löst starke Kursabschläge aus

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der neue US-Arbeitsmarktbericht hat am Freitag auch die Kurse an den europäischen Aktienmärkten stark belastet. Der Dax fiel um 2,7 Prozent auf 10.038 Punkte, vorübergehend war er schon knapp unter die 10.000er Marke gerutscht. Der Euro-Stoxx-50 gab ebenfalls um 2,7 Prozent nach. Einziger Gewinner im DAX waren Lufthansa, wegen des Plus von 5 Prozent sprachen Händler von einem regelrechten Steilflug.

   Mit 173.000 ist das US-Stellenwachstum im August zwar niedriger als in den Vormonaten ausgefallen. Dafür ist die Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent gefallen und damit stärker als erwartet, auch weil die Zahl der neuen Stellen im Juli nach oben korrigiert worden ist. "Die Grunddynamik ist weiter solide", sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. "Der Arbeitsmarkt spricht daher für eine Leitzinserhöhung im September, der Inflationsausblick nicht dagegen", ergänzte der Chefvolkswirt.

   Auf der Verliererseite lagen nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch die Rohstoffe oder das Gold, das zeitweise unter 1.120 Dollar je Feinunze fiel. Gewinner war vor allem der Dollar, der Euro lag zur Schlussglocke an den Aktienmärkten nur noch knapp über der Marke von 1,11 Dollar. Die Anleihen konnten sich gut behaupten, zum einen als so genannte sichere Häfen, zum anderen aber auch, weil Zinserhöhungen tendenziell deflationär wirken.

   In Europa führten die Indizes der Rohstoff- und Öl-Aktien die Verliererliste an, ihre Branchenindizes schlugen bis zu 4,9 Prozent ab. Größte Verlierer im DAX waren schon wieder die Versorger: RWE und E.ON brachen um jeweils 5,3 Prozent ein. Bayer verloren 4,0 Prozent. Der Konzern plant erst einmal nur einen Teilrückzug aus der Kunststoffchemiesparte, die noch im vierten Quartal an die Börse kommen soll. Thyssen und Deutsche Bank verzeichneten ebenfalls kräftige Abschläge.

   Das starke Plus bei Lufthansa wurde im Handel mit einer Studie von Merrill Lynch begründet. Nach einem Treffen mit dem Management der Lufthansa zeigten sich die Analysten optimistisch, dass die Lufthansa im dritten Quartal eine bessere Rendite als im zweiten Quartal einfliegen wird und ihr operatives Gewinnziel von 1,5 Milliarden Euro erreicht. Auch Air-France-KLM profitierten mit einem Plus von 0,6 Prozent von einem Treffen mit Merrill.

   In der zweiten Reihe gewannen Software AG 3,8 Prozent, das Unternehmen will für 70 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. RIB Software verloren 3,7 Prozent, das Unternehmen hat rund 3,4 Millionen neue Aktien verkauft.

   Am Vorabend hat die Deutsche Börse Änderungen in der Zusammensetzung ihrer Indizes beschlossen. Sie sind insgesamt wie erwartet ausgefallen. Vonovia, die ehemalige Deutsche Annington, rücken als erster Immobilienwert in den DAX auf - LANXESS steigen dafür in den MDAX ab. Die Deutsche Pfandbriefbank und Hella rücken in den MDAX auf, dafür müssen Celesio und Gerry Weber diesen verlassen. Gerry Weber steigen in den SDAX ab, in den auch Sixt Leasing aufgenommen werden. Aus dem SDAX fallen Villeroy & Boch. Wirksam wird die Rochade zu den Schlusskursen am 18. September.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.180,25 -89,84 -2,7% +1,1% Stoxx-50 3.018,16 -78,83 -2,5% +0,5% Stoxx-600 353,11 -9,13 -2,5% +3,1% XETRA-DAX 10.038,04 -279,80 -2,7% +2,4% FTSE-100 London 6.042,92 -151,18 -2,4% -8,0% CAC-40 Paris 4.523,08 -130,71 -2,8% +5,9% AEX Amsterdam 432,94 -11,61 -2,6% +2,0% ATHEX-20 Athen 188,80 -0,70 -0,4% -28,7% BEL-20 Bruessel 3.398,66 -56,32 -1,6% +3,5% BUX Budapest 21.335,79 -248,97 -1,2% +28,3% OMXH-25 Helsinki 3.045,89 -73,05 -2,3% +1,9% ISE NAT. 30 Istanbul 89.546,88 -1363,42 -1,5% -15,6% OMXC-20 Kopenhagen 936,74 -20,15 -2,1% +25,8% PSI 20 Lissabon 5.165,68 -108,31 -2,1% +5,4% IBEX-35 Madrid 9.821,80 -220,60 -2,2% -4,5% FTSE-MIB Mailand 21.472,68 -704,69 -3,2% +12,9% RTS Moskau 793,65 -11,58 -1,4% +0,4% OBX Oslo 520,31 -14,77 -2,8% -0,6% PX Prag 999,72 -11,67 -1,2% +5,6% OMXS-30 Stockholm 1.461,46 -38,75 -2,6% -0,2% WIG-20 Warschau 2.146,47 -8,60 -0,4% -7,3% ATX Wien 2.251,71 -51,96 -2,3% +4,2% SMI Zuerich 8.652,35 -123,29 -1,4% -3,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr., 8.12 Uhr Do, 17.55 Uhr EUR/USD 1,1120 -0,13% 1,1134 1,1104 EUR/JPY 132,40 -0,37% 132,89 133,43 EUR/CHF 1,0842 0,19% 1,0821 1,0844 USD/JPY 119,08 -0,21% 119,33 120,20 GBP/USD 1,5191 -0,34% 1,5242 1,5246

Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com DJG/hru/cln (END) Dow Jones Newswires

   September 04, 2015 12:00 ET (16:00 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 00 PM EDT 09-04-15