06.10.2022 15:58:42

MÄRKTE EUROPA/Uneinheitlich - Anschlusskäufe fehlen

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten setzt sich am Donnerstagnachmittag keine einheitliche Tendenz durch. Der hat die Eröffnungsgewinne wieder verloren und notiert mit 12.518 Punkten auf dem Schlussniveau vom Mittwoch. Auch der Euro-Stoxx-50 liegt in der Nähe des Schlussstands vom Mittwoch. In der zweiten Reihe des deutschen Markts legen MDAX und TecDAX dagegen etwa 0,8 Prozent zu.

"Die Short-Deckungen sind abgeschlossen", so ein Händler mit Blick auf die starken Rally-Gewinne vom Montag und Dienstag, als sich der DAX um etwa 900 Punkte vom Vorwochentief gelöst hatte. Da habe der DAX von terminmarktorientierten Käufen profitiert, also von Käufen derjenigen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hätten. Nun fehlten die Anschlusskäufe, und das führe zu einem "gemischten Bild" am Markt.

"Ein Problem ist, dass sich auch die Besserung im Umfeld zum Teil als nicht nachhaltig herausgestellt hat", so der Marktteilnehmer. Mit Sorge blicken Händler zudem auf die Inflation in den Niederlanden. Sie sprang im September auf 14,5 Prozent nach 12,0 Prozent im Vormonat. Auch hier sind es vor allem die Energiepreise, die die Daten nach oben ziehen. "Das könnte als böses Omen für Deutschland gesehen werden, weil es die Hoffnung auf einen Inflations-Peak zunichte macht", so ein Händler.

Und auch von den deutschen Auftragseingängen kommt Gegenwind, sie haben sich im August schwächer entwickelt als erwartet, was vor allem an fehlenden Großaufträgen lag. Über kurz oder lang wird nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, unter einem schwachen Auftragseingang auch die Produktion und damit die Beschäftigung leiden. Die exportorientierte deutsche Industrie bekomme derzeit zu spüren, dass es um die Weltwirtschaft nicht gut bestellt sei.

Europas Berichtssaison dürfte robustes Gewinnwachstum liefern

Die Stoxx-600-Unternehmen dürften laut Analysten in der anstehenden Berichtssaison allerdings einen Gewinn- und Umsatzsprung von knapp 32 beziehungsweise 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausweisen, schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Zurückzuführen sei dies in erster Linie auf Versorger sowie auf Öl- und Gasunternehmen, die ihre Gewinne um 195 beziehungsweise um 156 Prozent ausgeweitet haben dürften. Mit Ausnahme der Hersteller von Grundstoffen mit minus 16 Prozent dürften aber auch die anderen Sektoren ein robustes Profitwachstum von 2 bis 39 Prozent verzeichnet haben.

Zusätzlichen Rückenwind erhielten die Gewinne vom schwachen Euro sowie von der hohen Inflation. Aktuelle Schätzungen deuteten auf eine ebenfalls hohe Gewinndynamik im vierten Quartal hin, ehe diese dann im Jahr 2023 zum Stillstand kommen soll. Die Annahme stagnierender Gewinne im Jahr 2023 könnte sich nach Aussage von Stephan allerdings als zu optimistisch erweisen. Überdurchschnittlich viele Unternehmen könnten die für 2023 gesteckten Ziele wegen der sich abkühlenden Weltkonjunktur kappen, was Gewinnrevisionen nach sich ziehen würde. Zwar dürfte der Stoxx-600 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp elf bereits deutliche Gewinnrückgange einpreisen. Sollten sich diese aber materialisieren, wären europäische Aktien nicht mehr sonderlich günstig bewertet.

Unter Druck stehen am Mittag die Aktien der Öl- und Gas-Industrie, die rohstoffnahen Basic Resources, die Titel der Banken und die der Versicherer. Dagegen können sich Autoaktien nach dem schwachen Mittwoch gemessen an ihrem Stoxx-Branchenindex um 1,2 Prozent erholen, und Technologie-Titel liegen ebenfalls deutlich im Plus.

Im DAX steigen Porsche Holding um 2,8 Prozent, Sartorius um 2,7 Prozent und Zalando um 5,2 Prozent. Auf der anderen Seite geben Munich Re mit den hohen Schäden durch den Orkan Ian 2,5 Prozent ab und Merck mit ihrem Kapitalmarkttag 2,6 Prozent.

Weiter gekauft werden die neuen Porsche-Aktien, die um 3,2 Prozent auf 90,72 Euro steigen und mit 93,70 Euro einen neuen Höchstkurs erzielt haben.

Shell nach Zwischenbericht im Minus

Unter Druck stehen die Aktien von Shell nach ihrem Zwischenbericht. Die Titel fallen in Amsterdam um 4 Prozent. Hier belastet vor allem die Erwartung geringerer Handelsumsätze im Bereich Integrated Gas. Die Analysten von RBC nennen den Bericht im Vorfeld der Zahlen zum dritten Quartal enttäuschend, denn zu den geringeren Beiträgen aus dem Integrated-Gas-Bereich komme ein weiterer Abfluss von Working Capital hinzu. Sie erwarten daher sinkende Konsensschätzungen für Shell.

Einrichtungshauskette will Home24 übernehmen - Kurs mehr als verdoppelt

Seit dem Börsengang hat sich die Aktie von Home24 bis zum Vortagesschluss nahezu gesiebtelt, auf dem nun erreichten Niveau gibt es einen Käufer, der bereit ist, eine hohe Prämie zu bezahlen. Die Einrichtungshauskette XXXLutz will den Online-Möbelhändler übernehmen. XXXLutz kündigte ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot durch die RAS Beteiligungs GmbH für alle ausstehenden Home24-Aktien zum Preis von je 7,50 Euro an. Darüber hinaus zeichnet XXXLutz eine zehnprozentige Kapitalerhöhung zu einem Aktienpreis von 7,50 Euro, wodurch Home24 rund 23 Millionen Euro frisches Kapital zufließen.

Die Analysten von Jefferies stufen dies als "Marktkonsolidierung innerhalb eines schwierigen Marktumfeldes für E-Commerce und den Home & Living-Markt ein. Für die Aktie von Home24 geht es um 125 Prozent auf 7,47 Euro nach oben. Profiteur ist auch die Aktie des Mitbewerbers Westwing (+17,7%), die nun als potenzieller Übernahme-Kandidat gesehen werden könnte.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.443,08 -0,1% -4,64 -19,9%

Stoxx-50 3.409,73 -0,5% -16,54 -10,7%

DAX 12.503,85 -0,1% -13,33 -21,3%

MDAX 23.140,36 +0,7% 157,66 -34,1%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:29 Mi, 18:11 % YTD

EUR/USD 0,9821 -0,6% 0,9925 0,9873 -13,6%

EUR/JPY 142,22 -0,5% 143,41 142,77 +8,7%

EUR/CHF 0,9710 -0,0% 0,9710 1,0175 -6,4%

EUR/GBP 0,8750 +0,2% 0,8731 0,8749 +4,1%

USD/JPY 144,80 +0,1% 144,56 144,64 +25,8%

GBP/USD 1,1221 -0,9% 1,1317 1,1285 -17,1%

USD/CNH (Offshore) 7,0863 +0,2% 7,0411 7,0755 +11,5%

Bitcoin

BTC/USD 20.135,77 +0,4% 20.348,89 20.074,49 -56,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 88,10 87,76 +0,4% +0,34 +25,2%

Brent/ICE 93,50 93,37 +0,1% +0,13 +27,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 172,82 173,69 -0,5% -0,87 +170,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.713,16 1.716,08 -0,2% -2,91 -6,4%

Silber (Spot) 20,61 20,73 -0,5% -0,11 -11,6%

Platin (Spot) 923,70 921,95 +0,2% +1,75 -4,8%

Kupfer-Future 3,52 3,52 +0,1% +0,00 -20,4%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

October 06, 2022 09:59 ET (13:59 GMT)

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