12.12.2017 18:20:44
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MÄRKTE EUROPA/Übernahmeaktivitäten prägen Aktienmarkt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben am Dienstag im Plus geschlossen. "Wir sehen, dass die Kunden abwarten", so ein Aktienhändler mit Blick auf die Notenbanksitzungen im weiteren Wochenverlauf. Am Mittwoch trifft sich die US-Notenbank abschließend, am Donnerstag beraten EZB, Bank of England und Schweizer Nationalbank über ihre Zins- und Geldpolitik. Unter den Einzelwerten sorgten diverse Übernahmegebote für Kursfantasie. Weil die Unternehmen in Europa bei der billigen Finanzierung das Ende der Fahnenstange sähen, gebe es nun eine Art Zugzwang, hieß es im Handel zu den sich häufenden Übernahmemeldungen.
Der DAX gewann 0,5 Prozent auf 13.184 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legte um 0,5 Prozent auf 3.600 Zähler zu. Der Euro fiel mit robusten Erzeugerpreisen in den USA auf zuletzt 1,1718 Dollar nach Wechselkursen um 1,1793 im Tageshoch. Die insgesamt dritte US-Zinserhöhung in diesem Jahr galt als ausgemacht und dürfte für sich genommen die Märkte nicht mehr bewegen. Spannender könnten aber Signale bezüglich des weiteren Zinserhöhungstempos 2018 werden. Einen Fingerzeig lieferten die US-Erzeugerpreise. Auf Jahressicht legten diese im November mit der höchste Rate seit fast sechs Jahren zu. Interessanter dürften aber am Mittwoch die Verbraucherpreise sein. Sie dürften allerdings am ehesten für Bewegungen auf der Devisenseite sorgen.
Gemalto-Kurs springt auf Gebotspreis
Für ein Kursfeuerwerk sorgte das 4,3-Milliarden-Übernahmegebot von Atos für den Smart-Card-Hersteller Gemalto. Der Gemalto-Kurs schoss um 34,6 Prozent nach oben auf 45,61 Euro. Atos gewannen 7,2 Prozent. "Gemalto hat es trotz boomender Smartphone-Konjunktur nie auf die Reihe bekommen, richtig Geld zu verdienen", sagte ein Händler. Allein 2017 habe es drei Gewinnwarnungen von Gemalto gegeben. Daher sei das Angebot "sehr, sehr hoch" und spiegele das Potenzial wider, das Atos in Gemalto sehe. Die Branche Zahlungsdienstleistungen, in der Atos überwiegend agiert, steht unter Kostendruck. Für Atos ist das Gemalto-Geschäft mit Internetsicherheitsprodukten attraktiv. Hier ergänzte Gemalto Atos gut, hieß es. Der gebotene Preis je Gemalto-Aktie lag bei 46 Euro nach einem Schlusskurs bei 33,89 Euro am Vortag.
Anders stellte sich die Kursentwicklung im Immobiliensektor dar. Dort fiel der Kurs der Käuferin Unibail-Rodamco um 4,1 Prozent. Der französische Immobilienkonzern kauft den australischen Betreiber von Einkaufszentren in den USA, Westfield, für umgerechnet 13,3 Milliarden Euro. Westfield betreibt in den USA unter anderem die Ladenpassage im World Trade Center in New York. Der Kauf wird zwar als strategisch sinnvoll gesehen, aber auch als teuer angesichts einer Prämie von 17,8 Prozent.
Wie die jüngste Kantar-Studie belegte, haben die britischen Einzelhandelskonzerne und Platzhirsche erneut Marktanteile an die deutschen Discounter Aldi und Lidl verloren. WM Morrison gaben 2,2 Prozent ab, J. Sainsbury 3,7 Prozent. Lufthansa stellten mit minus 1,0 Prozent das DAX-Schlusslicht. Das erhöhte Kursziel durch JP Morgan "liegt deutlich unter dem aktuellen Kurs und wird daher wie üblich als verkappte Verkaufsempfehlung interpretiert", so ein Händler.
Lanxess mit angeblichem Interesse an Akzo
Nur eher moderat aufwärts ging es bei Lanxess und Akzo Nobel nach Berichten, wonach Lanxess Interesse an Teilen von Akzo Nobel haben soll. Lanxess soll vor allem das Spezialchemiegeschäft im Fokus haben, das mit über 9 Milliarden Euro bewertet werden könnte, so die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise. Lanxess legten um 2,5 Prozent zu, Akzo Nobel um 0,6 Prozent.
Fraport lagen 1,5 Prozent im Plus nach der Vorlage neuer Verkehrszahlen. Sie wurden im Handel als "extrem stark" bezeichnet. Bereinigt stieg das Passagieraufkommen im Jahresvergleich am Drehkreuz Frankfurt um fast 12 Prozent. Als eine "reine, aber sehr starke Sentiment-Story" werteten Händler die Meldung von Dialog Semiconductor, künftig das Flaggschiffmodell von Huawei mit Chips zu beliefern. "Die Nachricht an den Markt ist ganz klar: 'Wir haben auch einen anderen Kunden als Apple'", so ein Händler. Dialog hatte jüngst eingeräumt, möglicherweise auf mittlere Sicht Apple als Kunden zu verlieren, worauf der Kurs eingebrochen war. Nun erholte er sich leicht um 4,6 Prozent.
Steinhoff weiter erholt auf niedrigem Niveau
Im MDAX ging die Erholung beim mit Bilanzmanipulationsvorwürfen kämpfenden Möbelhändler Steinhoff auf niedrigem Kursniveau weiter. Der Kurs zog um 27,8 Prozent auf 75 Cent an. An der Börse mehrten sich die Meldungen, wonach Steinhoff mit dem Verkauf von Vermögensteilen vorankomme, um Liquidität zu generieren. Zu Beginn der Vorwoche, bevor die Krise ihren Lauf nahm, hatte die Aktie noch mehr als 3 Euro gekostet. Im Vergleich zum jüngsten Tief hat sich der Kurs andererseits mehr als verdoppelt.
Gesco verloren wegen drohender Kartellstrafen 4,7 Prozent. In der dritten Reihe gewannen Paragon 0,6 Prozent. Das Unternehmen übernimmt mit HS Genion den größten Wettbewerber im Markt für Karosseriekinematik vollständig. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Fabasoft verteuerten sich um 5,9 Prozent. Das Unternehmen hatte im Eilverfahren eine Kapitalerhöhung ohne Probleme durchgezogen.
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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
stand absolut in % seit
Jahresbeginn
Euro-Stoxx-50 3.600,35 +18,14 +0,5% +9,4%
Stoxx-50 3.208,97 +28,76 +0,9% +6,6%
Stoxx-600 391,63 +2,58 +0,7% +8,4%
XETRA-DAX 13.183,53 +59,88 +0,5% +14,8%
FTSE-100 London 7.500,41 +46,93 +0,6% +5,0%
CAC-40 Paris 5.427,19 +40,37 +0,7% +11,6%
AEX Amsterdam 552,87 +4,47 +0,8% +14,4%
ATHEX-20 Athen 1.925,14 +1,72 +0,1% +10,6%
BEL-20 Brüssel 4.033,58 +14,40 +0,4% +11,9%
BUX Budapest 38.018,26 +442,51 +1,2% +18,8%
OMXH-25 Helsinki 3.899,65 +6,05 +0,2% +6,0%
ISE NAT. 30 Istanbul 134.253,71 -227,36 -0,2% +40,6%
OMXC-20 Kopenhagen 1.017,58 +6,57 +0,6% +15,1%
PSI 20 Lissabon 5.363,00 +35,02 +0,7% +15,4%
IBEX-35 Madrid 10.288,30 -18,60 -0,2% +10,0%
FTSE-MIB Mailand 22.727,32 +36,34 +0,2% +18,2%
RTS Moskau 1.149,88 +5,53 +0,5% -0,2%
OBX Oslo 732,69 +8,53 +1,2% +18,6%
PX-GLOB Prag 1.424,09 +1,68 +0,1% +18,8%
OMXS-30 Stockholm 1.623,75 +4,28 +0,3% +7,0%
WIG-20 Warschau 2.413,68 +26,75 +1,1% +23,9%
ATX Wien 3.337,97 -12,59 -0,4% +27,5%
SMI Zürich 9.361,41 +46,65 +0,5% +13,9%
DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:32 Mo, 17:56 % YTD
EUR/USD 1,1721 -0,51% 1,1782 1,1801 +11,5%
EUR/JPY 133,22 -0,28% 133,60 133,76 +8,4%
EUR/CHF 1,1636 -0,41% 1,1684 1,1681 +8,6%
EUR/GBP 0,8798 -0,33% 0,8828 1,1324 +3,2%
USD/JPY 113,66 +0,24% 113,40 113,35 -2,8%
GBP/USD 1,3322 -0,18% 1,3345 1,3363 +8,0%
Bitcoin
BTC/USD 16.914,58 -0,03% 16.628,51 16.490,39 1.671,73
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 57,10 57,99 -1,5% -0,89 +0,2%
Brent/ICE 63,61 64,69 -1,7% -1,08 +8,5%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.237,83 1.242,11 -0,3% -4,28 +7,5%
Silber (Spot) 15,66 15,72 -0,4% -0,06 -1,7%
Platin (Spot) 876,20 889,50 -1,5% -13,30 -3,0%
Kupfer-Future 2,99 2,99 0% 0 +18,3%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
December 12, 2017 12:21 ET (17:21 GMT)
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