27.10.2016 16:57:48

MÄRKTE EUROPA/Steigende Anleiherendite drücken die Stimmung

   Von Manuel Priego-Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen notieren am Donnerstagnachmittag um die Nulllinie. Das Sentiment wird leicht gedrückt von den steigenden Renditen an den Anleihemärkten, die Aktien relativ betrachtet unattraktiver machen. Zunehmend setzt sich die Erwartung durch, dass die US-Notenbank im Dezember die Leitzinsen anheben wird. Steigenden Renditen an den US-Zinsmärkten werden sich die internationalen Anleihemärkte nicht entziehen können. Der Dax fällt um 0,1 Prozent auf 10.695 Punkte, nach einem Tageshoch bei 10.773 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,1 Prozent auf 3.077 Punkte.

   Ein Sektor, der besonders sensibel auf steigende Renditen reagiert ist der deutsche Immobiliensektor. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen gewinnt 7 Basispunkte auf 0,15 Prozent. Für Immobilienwerte sind steigende Marktzinsen negativ, da Investitionen in Immobilien unattraktiver werden. Vonovia verlieren 2,5 Prozent, LEG Immobilien 1,9 Prozent, Adler Real Estate 2,2 Prozent und Patrizia Immobilien 2,5 Prozent.

   Im Blick stehen auch die Quartalsergebnisse von Deutsche Bank, Volkswagen, ABB, Schneider Electric und Telefonica. Die Deutsche Bank hat statt eines erwarteten hohen Verlustes einen Gewinn von 256 Millionen Euro erzielt. Das angeschlagene Kreditinstitut profitierte von einem starken Anleihehandel und gesunkenen Rechtskosten. Die Aktie gewinnt nach volatilem Verlauf 0,6 Prozent. Das Papier ist auf Monatssicht um mehr als 25 Prozent gestiegen.

Nach Aixtron ist nun Osram-Deal in Gefahr Das Osram-Papier gerät am Nachmittag nachhaltig unter Druck und verliert 3,4 Prozent. Hintergrund ist ein Bericht, wonach die Bundesregierung den Antrag einer Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme der Osram-Lampensparte durch ein Konsortium chinesischer Investoren nicht ausstellen möchte. Dies berichtet die Wirtschaftswoche. Die Bundesregierung wolle den Deal nun einer vertieften Prüfung unterziehen, die sich über Monate hinziehen könnte.

   Nach Aixtron werde nun bei Osram eine Übernahme durch chinesische Investoren durch staatlichen Eingriff möglicherweise vereitelt, zumindest aber erschwert, sagt ein Händler. Ob sich Deutschland langfristig damit einen Gefallen tue, müsse bezweifelt werden. Der Teilnehmer sieht die restriktivere Haltung der Bundesregierung in einem Klima weltweit zunehmenden Protektionismus. Als Exportweltmeister sei Deutschland aber wie kein zweites Land auf offene Märkte angewiesen.

Airlines geben in Gegenbewegung nach In einer Gegenbewegung auf zuletzt stark gestiegene Kurse geht es für die Airlines europaweit kräftiger nach unten. Die überraschend starken Geschäftszahlen der Lufthansa hatten in der vergangenen Woche das Sentiment für die gesamte Branche gehoben und Anleger angelockt. Nun setzen Gewinnmitnahmen ein, unterstützt durch einen wieder steigenden Ölpreis. Air France geben um 3,1 Prozent nach, für IAG geht es 2,8 Prozent nach unten und Lufthansa verlieren 2,1 Prozent. Die Lufthansa-Aktie ist auf Wochensicht um rund 12 Prozent gestiegen.

   VW geben 0,8 Prozent nach. Der Konzern hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Vor allem bei Porsche und Seat sowie bei den Finanzdienstleistungen liefen die Geschäfte besser. Allerdings fielen in den ersten drei Quartalen Sonderaufwendungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro an. Siemens werden von schwächeren Zahlen von Schneider Electric belastet und verlieren 2,7 Prozent. Fresenius gewinnen nach Zahlen 2,3 Prozent. Die NordLB sprach von einer erfreulichen Geschäftsdynamik.

   Für Nokia geht es um 7,3 Prozent abwärts. Der Konzern hat wie Rivale Ericsson im dritten Quartal angesichts schwacher Geschäfte mit Mobilfunkausrüstungen einen Verlust verzeichnet. Allein im Geschäft mit besonders schnellen Netzen (Ultra-Breitband) sanken die Erlöse der Finnen um 13 Prozent. ABB verlieren 7,1 Prozent. Hier enttäuscht ein schwacher Auftragseingang.

SLM Solutions brechen nach abgesagter Übernahme ein General Electric (GE) hat die Übernahme des deutschen 3D-Druckerherstellers SLM Solutions abgeblasen. Der Kurs von SLM bricht daraufhin um 15,7 Prozent ein. Der US-Industriekonzern kauft stattdessen für 549 Millionen Euro die Concept Laser GmbH und hat außerdem sein Gebot für den schwedischen 3D-Druckerhersteller Arcam erhöht und die Annahmeschwelle dafür gesenkt. Arcam steigen um 8,3 Prozent.

   SLM dürften auch längerfristig unter Druck bleiben, befürchten Marktexperten. "Im ersten Schritt dürften SLM auf den Aktienkurs von vor dem Angebot zurückfallen, aber dann hängt noch das Aktienpaket von Elliott über dem Markt, der auch noch raus muss", sagt ein Händler. Der Hedgefonds Elliott hatte die Übernahme von SLM bewusst verteuern wollen und damit das Scheitern der Übernahme verursacht. Er dürfte nun versuchen, einen Käufer für sein Paket von rund 20 Prozent am Unternehmen zu finden.

   Es stelle sich nun die Frage, wie es fundamental bei SLM weitergehe, sollte GE tatsächlich Concept Laser kaufen, heißt es im Handel. "GE zählt ... zu den größten Kunden von SLM, wenn sie jetzt einen anderen kaufen, dürften auch die bisherigen Umsätze mit SLM dahin abwandern", befürchtet ein Händler.

   Mit Telefonica, BT Group und KPN haben zudem drei große europäische Telekomanbieter Quartalszahlen veröffentlicht. BT Group verlieren 2,8 Prozent, während es für KPN um 3,1 Prozent nach oben geht. Telefonica geben um 1,4 Prozent nach. Im Technologiesektor verteuern sich die Papiere des französischen Chip-Herstellers STMicroelectronics nach guten Quartalszahlen um 9,4 Prozent. Hiervon profitieren auch Infineon, für die es 1,8 Prozent nach oben geht.

Siltronic weiter auf dem Weg nach oben Nach laut Händlern soliden Quartalszahlen gekauft werden die Aktien von Siltronic (+4,5 Prozent) und der Siltronic-Mutter WACKER CHEMIE (+1 Prozent). Der Siltronic-Kurs war zuletzt vor allem dank Übernahmespekulationen in nicht einmal drei Monaten bereits von 15 auf über 27 Euro nach oben geschossen. Eine Abstufung von "Kaufen" auf "Halten" drückt Fielmann um 2,7 Prozent ins Minus.

   Am Devisenmarkt stützen leicht bessere britische BIP-Zahlen das Pfund nur kurz. Für die britische Währung ging es auf rund 1,2260 Dollar nach oben, nun notiert sie aber wieder bei 1,2190. Im Quartalsvergleich wuchs die Wirtschaft des Landes um 0,5 Prozent, verglichen mit einer Prognose von 0,4 Prozent. Die Commerzbank sieht kaum Aufwertungspotenzial für das Pfund. Mit dem für März 2017 angekündigten Beginn der Austrittsverhandlungen gebe es neue Unsicherheitsfaktoren, die den Pfund-Ausblick überschatten. Engagements im Pfund blieben vor diesem Hintergrund ein Drahtseilakt.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.076,59 -0,14 -4,39 -5,84 Stoxx-50 2.844,78 0,13 3,62 -8,24 DAX 10.695,31 -0,13 -14,37 -0,44 MDAX 21.192,92 -0,14 -29,20 2,01 TecDAX 1.742,49 -0,50 -8,80 -4,82 SDAX 9.333,26 -0,48 -45,03 2,58 FTSE 6.970,79 0,18 12,70 11,67 CAC 4.520,85 -0,30 -13,74 -2,51

Bund-Future 162,09 -0,99 6,53

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:29 Mi,17:11 % YTD EUR/USD 1,0914 +0,07% 1,0907 1,0914 +0,5% EUR/JPY 114,5156 +0,34% 114,1302 113,99 -26,2% EUR/CHF 1,0840 +0,03% 1,0837 1,0839 -0,3% EUR/GBP 0,8957 +0,48% 0,8924 1,1204 +21,6% USD/JPY 104,92 +0,30% 104,61 104,43 -10,6% GBP/USD 1,2187 -0,29% 1,2222 1,2228 -17,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,51 49,18 +0,7% 0,33 +13,0% Brent/ICE 50,40 49,98 +0,8% 0,42 +12,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.266,95 1.267,15 -0,0% -0,20 +19,4% Silber (Spot) 17,60 17,63 -0,2% -0,03 +27,4% Platin (Spot) 965,10 962,80 +0,2% +2,30 +8,3% Kupfer-Future 2,16 2,15 +0,4% +0,01 0% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   October 27, 2016 10:26 ET (14:26 GMT)

   Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 26 AM EDT 10-27-16

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ABB Ltd. (Asea Brown Boveri Ltd.) (Spons. ADRS) 53,20 -0,56% ABB Ltd. (Asea Brown Boveri Ltd.) (Spons. ADRS)
BT Group plc 1,91 0,53% BT Group plc
Deutsche Bank AG 16,03 1,86% Deutsche Bank AG
Fielmann AG 38,95 -0,38% Fielmann AG
Fresenius SE & Co. KGaA (St.) 33,14 0,45% Fresenius SE & Co. KGaA (St.)
Fresenius Medical Care (FMC) St. 41,54 0,00% Fresenius Medical Care (FMC) St.
Infineon AG 30,65 2,15% Infineon AG
KION GROUP AG 33,73 3,34% KION GROUP AG
Koninklijke KPN NVShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 1 Sh 3,58 -0,56% Koninklijke KPN NVShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 1 Sh
Schneider Electric S.A. 243,20 1,61% Schneider Electric S.A.
Siltronic AG 47,64 0,72% Siltronic AG
SLM Solutions AG 19,16 1,38% SLM Solutions AG
STMicroelectronics N.V. 24,11 0,92% STMicroelectronics N.V.
Telefonica S.A. (spons. ADRs) 4,26 0,47% Telefonica S.A. (spons. ADRs)
Volkswagen (VW) St. 83,15 0,30% Volkswagen (VW) St.
WACKER CHEMIE AG 70,56 -0,62% WACKER CHEMIE AG