27.01.2021 16:08:40

MÄRKTE EUROPA/Sehr schwach - Wachstumssorgen nehmen zu

FRANKFURT (Dow Jones)--Am Mittwochnachmittag bauen Europas Börsen die Verluste weiter aus. "Nach dem schwachen Ifo-Index dürfte der Einbruch im Gfk-Konsumklima heute vielen klar gemacht haben, dass sich die Erholungserwartungen für dieses Jahr deutlich nach hinten verschieben", so ein Händler. Das GfK-Konsumklima ist für Februar auf minus 15,6 Punkte abgesackt. Das sind 8,1 Punkte weniger als im Januar mit revidiert minus 7,5 Punkten. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf minus 7,8 Zähler vorhergesagt.

Das an die Märkte fließende Geld spreche für steigende Notierungen, zugleich nähmen die fundamentalen Risiken aber zu, heißt es im Handel. Insbesondere müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, dass die Coronakrise bis Mitte des Jahres ausgestanden sei. Vielmehr zeichne sich ab, dass das ganze Jahre 2021 stark durch die Pandemie beeinträchtigt werden wird mit entsprechenden Abwärtsrisiken bei den Wachstumsprognosen. Der DAX verliert 2,8 Prozent auf 13.488 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,4 Prozent auf 3.506 Punkte nach unten.

Unter Druck stehen konjunktursensible Sektoren wie Öl und Gas (minus 2,8 Prozent) oder Rohstoffe, für die es im Schnitt um 4,4 Prozent nach unten geht. Autos verlieren im Schnitt 2,9 Prozent. Auch Techwerte lassen mit Abgaben von 3,1 Prozent etwas Luft ab. Tagesgewinner sind bislang Telekomwerte mit Aufschlägen von 0,8 Prozent.

Die US-Notenbank dürfte zunächst abwarten

Der wichtigste Termin des Tages, die Entscheidung der US-Notenbank (Fed), findet erst nach Handelsschluss in Europa statt. Weil laut Marktteilnehmern mit unveränderten Leitzinsen gerechnet wird, steht die Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Blick. Da sich unter der neuen Regierung von Präsident Joe Biden ein großes Konjunkturpaket abzeichnet, können die US-Währungshüter zunächst untätig bleiben und erstmal die Wirkung ihrer bereits erfolgten Lockerung beobachten. Die zuletzt aufgekommene Tapering-Debatte hatte Powell zuletzt als "viel zu verfrüht" abgetan.

Aktien von Container-Reedereien sind am Mittwoch nicht gesucht. Hapag-Lloyd fallen um 10,4 Prozent, Moeller-Maersk um 4,5 Prozent. Die höheren Frachtraten, von denen am Morgen Hapag-Lloyd berichtete, waren vom Markt noch etwas höher erwartet worden. Schon am Vortag hatten Cosco Shipping über einen starken Anstieg berichtet. "Das Problem war, dass Cosco explizit nur die Frachtraten als Grund für den Gewinnanstieg angeführt hat, und nicht die Erwartung an eine deutliche Belebung der Volumen", so ein Händler.

Für LVMH geht es nach Zahlen um 2,2 Prozent nach unten. Diese stoßen im Handel und bei Analysten insgesamt auf ein positives Echo. Das EBIT von LVMH für das zweite Halbjahr lag deutlich über den Erwartungen der UBS. Allerdings sei das Geschäft der meisten Sparten infolge der Pandemie weiterhin schwächer gelaufen als vor dieser. Als Treiber habe sich die größte und profitabelste Sparte Fashion & Leather Goods erwiesen.

Evotec entwickeln sich am Mittwoch sehr volatil. Die Aktie war zu Handelsbeginn um 30 Prozent nach oben geschossen, liegt jetzt aber nur noch 3,9 Prozent vorne. Wie bei einigen Werten in den USA derzeit werden dahinter sogenannte Short-Eindeckungen vermutet. Evotec hatte am Morgen außerdem mitgeteilt, über eine Tochter einen Auftrag in den USA im Zusammenhang mit der Prävention und Behandlung von Covid-19 an Land gezogen zu haben im Volumen von 28,6 Millionen Dollar.

Für Hugo Boss geht es ohne fundamentale Gründe um 10,4 Prozent nach oben. Auch hier wird auf Shorteindeckungen verwiesen. Wie bei anderen Aktien auch, mache sich der verstärkte Einfluss von Privatanlegern bemerkbar. Eine Anlagestrategie bestehe darin, sich auf Aktien mit hohen Shortquoten zu konzentrieren, und diese gezielt nach oben zu ziehen. Dadurch werde Leereindeckungsbedarf ausgelöst. Verstärkt würden die Effekte teilweise noch durch Social-Media-Kampagnen. Ein Händler spricht von einem "Casino", welches an Neue-Markt-Zeiten erinnere.

Siemens-Healthineers-Zahlen kommen gut an

Für Siemens Healthineers geht es um 3 Prozent nach oben. Positiv kommt an, dass der Medizintechnikkonzern besser als erwartet durch sein erstes Geschäftsquartal gekommen ist und mit einem höheren Umsatz mit Corona-Tests im Geschäftsjahr rechnet. Den Ausblick auf das vergleichbare Umsatzwachstum hat Healthineers auf 8 bis 12 von bisher 5 bis 8 Prozent angehoben, ebenfalls den Ergebnisausblick.

Trotz guter Zahlen und einem guten Ausblick geht es für Sartorius um 1,4 Prozent nach unten. Der Göttinger Konzern will nun die Produktionskapazitäten noch einmal erweitern und bis 2025 den Konzernumsatz auf etwa 5 Milliarden Euro steigern. Bislang lag das Ziel bei rund 4 Milliarden Euro. Die operative Gewinnmarge soll auf rund 32 Prozent steigen. Hier lag das Ziel bisher bei rund 28 Prozent.

Für die Aktie der Software AG geht es nach besseren Zahlen um 9,6 Prozent nach oben. Allerdings spielen auch hier laut Händlern Shorteindeckungen eine Rolle. Der nicht-IFRS-operative Gewinn sei um 32 Prozent auf 177 Millionen Euro gesunken und liege damit 7 Prozent über den Erwartungen der Analysten und 4 Prozent über den Konsenserwartungen, so Bryan Garnier. Der Umsatz bewege sich 1 Prozent über der Prognose der Analysten und den Konsenserwartungen. Für RTL geht es nach Zahlen derweil um 8,4 Prozent nach oben.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.517,38 -2,10 -75,45 -0,99

Stoxx-50 3.144,16 -1,52 -48,38 1,15

DAX 13.529,17 -2,46 -341,82 -1,38

MDAX 31.004,65 -1,77 -557,70 0,68

TecDAX 3.353,63 -1,14 -38,73 4,38

SDAX 15.020,76 -2,30 -353,85 1,73

FTSE 6.541,74 -1,69 -112,27 2,99

CAC 5.421,69 -1,84 -101,83 -2,34

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,56 -0,02 -0,80

US-Zehnjahresrendite 1,01 -0,03 -1,67

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:32 Di, 17:33 % YTD

EUR/USD 1,2069 -0,76% 1,2154 1,2161 -1,2%

EUR/JPY 125,64 -0,33% 126,03 126,07 -0,4%

EUR/CHF 1,0751 -0,33% 1,0779 1,0791 -0,5%

EUR/GBP 0,8822 -0,37% 0,8845 0,8856 -1,2%

USD/JPY 104,10 +0,44% 103,69 103,67 +0,8%

GBP/USD 1,3677 -0,42% 1,3741 1,3732 +0,1%

USD/CNH (Offshore) 6,4975 +0,35% 6,4766 6,4741 -0,1%

Bitcoin

BTC/USD 29.519,75 -9,72% 31.829,25 31.840,00 +1,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 52,19 52,61 -0,8% -0,42 +7,3%

Brent/ICE 55,34 55,91 -1,0% -0,57 +7,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.836,34 1.851,16 -0,8% -14,82 -3,2%

Silber (Spot) 24,88 25,48 -2,3% -0,59 -5,7%

Platin (Spot) 1.069,00 1.104,08 -3,2% -35,08 -0,1%

Kupfer-Future 3,53 3,62 -2,6% -0,09 +0,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/err

(END) Dow Jones Newswires

January 27, 2021 10:09 ET (15:09 GMT)

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