12.02.2015 16:31:32

MÄRKTE EUROPA/Schwächere US-Einzelhandelsumsätze bremsen nicht

   Von Manuel Priego-Thimmel

   Europas Aktienmärkte behaupten am Donnerstagnachmittag ihre Gewinne. Haupttreiber an den Börsen bleibt die bei den Friedensverhandlungen in Minsk erreichte Waffenstillstandsvereinbarung in der Ukraine. Diese greift ab Sonntag. Zudem soll schweres Kriegsgerät aus der umkämpften Region im Osten des Landes abgezogen werden. Auch soll das Gebiet um die Städte Donezk und Luhansk ein besonderes Autonomie-Statut erhalten. Der Dax gewinnt 1,6 Prozent auf 10.928 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,6 Prozent auf 3.428 Punkte nach oben. Bei 3.431 Punkten wurde ein neues Jahreshoch markiert.

   Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier haben nach dem Minsker Ukraine-Kompromiss aber vor zu viel Zuversicht gewarnt. "Wir haben keine Illusion: Es ist noch sehr, sehr viel Arbeit notwendig", so Merkel. Es gebe jetzt aber einen Hoffnungsschimmer für die Ukraine, dass sich die Situation für das Land verbessere. Aufhorchen lässt die Nachricht, dass während der Verhandlungen nach Angaben Kiews rund 50 russische Panzer die Grenze zur Ukraine überquert haben sollen. Die Börse in Moskau steigt dennoch um 2,6 Prozent.

   Keine Belastung stellen dagegen die unter den Erwartungen ausgefallenen US-Einzelhandelsumsätze dar. Diese fielen im Januar um 0,8 Prozent - und damit stärker als die von Analysten prognostizierten minus 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ohne Pkw- und Benzinabsatz stiegen die Umsätze aber um 0,2 Prozent. "Zwar ist die nominale Umsatztätigkeit im Januar erneut gesunken, sie ist aber den gesunkenen Benzinpreisen und dem schwachen Pkw-Absatz geschuldet", merkt die Helaba an.

   Nicht geliefert hat derweil das Sondertreffen der Eurozone-Finanzminister in Brüssel mit Griechenland. Damit bleibt den Märkten diese Unsicherheit zunächst erhalten, was aber der guten Stimmung vor dem Hintergrund der näher rückenden Liquiditätsschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) in Gestalt von Anleihekäufen nichts anhaben kann. In Athen steigt der Index sogar um 5,7 Prozent, obwohl weiter nicht absehbar ist, wie das Land sein Schuldenproblem in den Griff bekommen will. Am kommenden Montag soll in Brüssel weiter verhandelt werden.

   Der Euro reagiert ebenfalls entspannt auf das ergebnislose Ende der Verhandlungen. Die Commerzbank begründet dies damit, dass ein Ausstieg der Griechen aus dem Euro kein systemisches Risiko mehr darstelle. Der Euro geht bei 1,1365 Dollar um - leicht gestützt durch die schwächeren US-Daten. Nach der Entscheidung der Riksbank, einen negativen Einlagesatz einzuführen bzw ein Wertpapier-Kaufprogramm über 10 Milliarden Kronen aufzulegen, ist die Schweden-Krone auf ein Fünfjahrestief gegen den Euro gefallen. Aktuell geht der Euro bei 9,6248 Kronen um.

   ING-Volkswirt Rob Carnell hält die Riksbank-Ankündigung dennoch nicht für überzeugend. Bei der ING ist man der Meinung, dass eher 13 Milliarden Kronen und zwar monatlich für Anleihekäufe aufgewendet werden müssten, um eine Bilanzausweitung in dem Maße zu erzielen, wie es die EZB anstrebe. Auch gekoppelt mit der Senkung des Leitzinses auf minus 0,1 Prozent springe die Riksbank damit nicht weit genug.

   Neben den politischen Themen liefert die Berichtssaison Impulse für den Aktienmarkt. Mit der Credit Suisse, der Societe Generale und der Commerzbank haben drei Banken Viertquartalszahlen vorgelegt. Laut Kepler hat die Commerzbank erwartet schlechte Zahlen vorgelegt. Analyst Dirk Becker zufolge wird die Kapitalrendite von 5,5 Prozent im vierten Quartal bzw 9,2 Prozent im Jahr 2014 die Kapitalkosten nicht abdecken. Commerzbank-Aktien verlieren 1 Prozent.

   Die Credit Suisse hat wieder schwarze Zahlen geschrieben. Unter dem Strich kletterte der Gewinn auf 921 Millionen Franken. Analysten hatten nur 738 Millionen Franken erwartet. Positiv kommt auch die über den Erwartungen liegende Dividende an. Für die Aktie sind die Zahlen ein Befreiungsschlag, sie legt um 9,6 Prozent zu.

   Die Societe Generale wiederum hat im Schlussquartal zwar knapp 80 Prozent mehr verdient als vor Jahresfrist, nämlich 511 Millionen Euro. Allerdings wird kritisch gesehen, dass hohe Kosten und Rückstellungen die über Erwarten hohen Einnahmen mehr als aufgefressen haben. Der Kurs verbessert sich nach anfänglichen Verlusten um 2 Prozent. Raiffeisen legen mit der Entspannung in der Ukraine-Krise um 11,2 Prozent zu. Die Bank ist stark in Osteuropa engagiert.

   Insgesamt sind Aktien mit Russland-Bezug gesucht, die also von einem Waffenstillstand Russlands mit der Ukraine potenziell besonders profitieren könnten wie Metro, Stada, adidas und auch BASF. Für das Metro-Papier geht es um 5,5 Prozent nach oben.

   Bei Renault ist der operative Gewinn im Schlussquartal 2014 stärker gestiegen als die Umsätze. "Das bedeutet steigende Margen im Automobil-Geschäft und das ist eine gute Nachricht", sagt ein Händler. An der Börse kommen die Zahlen sehr gut an, die Aktie prescht um 10,4 Prozent vor.

   Mit Bilfinger hat ein Konzern seine Zahlen vorgelegt, der 2014 eine Gewinnwarnung nach der anderen abgeliefert hatte. Der Kurs schnellt um gut 8,3 Prozent nach oben. Positiv wird von Händlern gewertet, dass der Konzernumbau vorangetrieben werde. Auch die Dividende von 2 Euro je Aktie gefällt.

   Favorit am deutschen Markt ist allerdings die Zalando-Aktie nach als stark bezeichneten Quartalszahlen. Das Shopping-Portal hat im vergangenen Jahr erstmals einen Gewinn erzielt. Das bereinigte operative Ergebnis liege mit 82 Millionen Euro zudem deutlich über der Markterwartung von 45 Millionen Euro, heißt es. Die Aktie steigt um 9,1 Prozent.

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