02.05.2023 18:04:42

MÄRKTE EUROPA/Schwach - "Der Erholung droht das Ende"

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem überraschend schwungvollen Start in den Mai mit einem neuen Jahreshoch im DAX knapp über der 16.000er-Marke sind die europäischen Aktienmärkte schwächer aus dem Dienstag gegangen. Der DAX verlor 1,2 Prozent auf 15.727 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 1,5 Prozent auf 4.295 Punkte nach. "Der Anstieg über 16.000 Punkte ist zum Ausstieg genutzt worden", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den Dreh nach dem frühen Hoch von 16.011 Punkten. Die Gefahr sei groß, dass der breite Kursanstieg der vergangenen Monate nun erst einmal beendet sei. Immerhin habe der DAX am Morgen beinahe sein Allzeithoch angelaufen, und auch der Euro-Stoxx-50 sowie der S&P-500 hätten an wichtigen charttechnischen Marken nach unten gedreht. Im Blick stünden nun die Sitzungen der Notenbanken. Längerfristig dämpfe aber vor allem die Wirtschaftsflaute die Stimmung, sie drückte am Dienstag auch die Öl- und Rohstoffpreise weiter nach unten. Der Goldpreis kehrte dagegen mit den sinkenden Renditen über die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze zurück.

Der Markt erwartet, dass die US-Notenbank den Leitzins am Mittwoch um 25 Basispunkte in den Bereich von 5,00 bis 5,25 Prozent anheben wird. Die EZB dürfte der Fed am Donnerstag mit einem Zinsschritt um ebenfalls 25 Basispunkte auf dann 3,25 Prozent beim Einlagensatz folgen. Während der Markt damit allerdings ein Ende der US-Leitzinserhöhungen einpreist, werden von der EZB ein bis zwei weitere Schritte erwartet.

Die Inflation bleibt unterdessen nahezu unverändert hoch. Während sich der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone im April sogar schon wieder beschleunigt hat auf nun 7,0 Prozent, ging die so genannte Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel immerhin das erste Mal seit zehn Monaten zurück, wenn auch nur leicht auf 5,6 von 5,7 Prozent. Der Euro gab in der Folge leicht nach, im Verlauf erholte er sich aber wieder Richtung 1,10 Dollar.

HSBC sehr fest - BP sehr schwach

Auf der Branchenseite stand der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte (-4,5%) mit kräftigen Kursverlusten von BP sowie fallenden Öl- und Gaspreisen unter Druck, aber auch Medienaktien lagen mit Abschlägen in ähnlicher Größenordnung in ihrem Stoxx-Branchenindex auf der Verliererseite. Auf der anderen Seite konnten sich die Indizes der Technologiewerte sowie der vergleichsweise konjunkturunabhängigen Pharma- und Nahrungsmittelaktien der Schwäche weitgehend entziehen.

Bei den Banken stiegen HSBC um 3,5 Prozent. Die britische Bank hat dank steigender Zinsen ihren Gewinn im ersten Quartal vervielfacht und will den Aktionären die erste Quartalsdividende seit dem Jahr 2019 zahlen. Zudem kündigte das Geldhaus einen Aktienrückkauf im Volumen von mehr als 2 Milliarden US-Dollar an.

Für BP ging es in London nach den Quartalszahlen um 8,6 Prozent südwärts. Die angekündigten Aktienrückkäufe von 1,75 Milliarden Dollar hätten die Erwartung von 2,5 Milliarden verfehlt, hieß es am Markt. DSM verloren in Amsterdam 4,4 Prozent. Der niederländische Chemiekonzern hat sowohl beim Umsatz wie auch beim bereinigten EBITDA die Markterwartung knapp verfehlt.

Infineon an der DAX-Spitze - Hohe Chipnachfrage der Autokonzerne

Im DAX stiegen Infineon um 1,9 Prozent. Die Analysten von Equita verwiesen auf gute Geschäftszahlen der Wettbewerber OnSemi sowie NXP Semiconductors. Bei OnSemi lag der Ausblick für das zweite Quartal beim Umsatz 5 Prozent über den Erwartungen und beim Gewinn 11 Prozent. Auch NXP Semiconductors habe mit dem Ausblick auf das laufende Quartal positiv überrascht.

Daneben hielten sich neben einige konjunkturunabhängige Titel wie Qiagen oder Beiersdorf leicht im Plus. Auf der anderen Seite gaben Covestro schon wieder 4,3 Prozent ab, nachdem sie am Freitag noch mit einem Plus von gut 8 Prozent auf ihren guten Quartalsbericht reagiert hatten. Auch Vonovia und Commerzbank verloren mehr als 4 Prozent.

Unter den weiteren Einzelwerten zeigten sich Shop Apotheke 2 Prozent im Minus, obwohl sich Analysten positiv äußerten. Nach den bereits gemeldeten guten Umsatzzahlen überzeuge das Unternehmen nun auch auf der Ertragsseite, hieß es. Die Analysten von Jefferies sprachen sogar von einem "Monster Beat".

Auch bei Traton (-3,8%) waren gute Nachrichten schon erwartet worden. Der angehobene Ausblick und die Netto-Cashflow-Prognose wurden zwar positiv gewertet. Das Unternehmen habe nach einem guten Startquartal aber bereits angekündigt, den Ausblick zu überarbeiten, hieß es.

Stabilus schwach - SGL mit Satz nach oben

Stabilus kamen um 5,2 Prozent zurück. Bei dem Gasfederhersteller hat sich die Geschäftsdynamik im zweiten Geschäftsquartal 2022/23 im Vergleich zum Vorquartal etwas abgeschwächt. SGL Carbon machten nach einer Hochstufung auf Kaufen durch die Deutsche Bank einen Satz um 7,9 Prozent. Software AG stiegen um 7,8 Prozent auf 33,30 Euro, nachdem nun auch Bain Capital Anteile erworben hat. "Ein Gegengebot wird immer wahrscheinlicher", so ein Händler mit Blick auf die 30 Euro, die Silverlake bieten will.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 4.294,85 -64,46 -1,5% +13,2%

Stoxx-50 4.000,65 -49,91 -1,2% +9,6%

Stoxx-600 461,08 -5,81 -1,2% +8,5%

XETRA-DAX 15.726,94 -195,44 -1,2% +13,0%

FTSE-100 London 7.773,03 -97,54 -1,2% +5,6%

CAC-40 Paris 7.383,20 -108,30 -1,4% +14,1%

AEX Amsterdam 744,31 -14,18 -1,9% +8,0%

ATHEX-20 Athen 2.628,82 +4,74 +0,2% +16,8%

BEL-20 Brüssel 3.760,41 -41,40 -1,1% +1,6%

BUX Budapest 45.490,01 +667,80 +1,5% +3,9%

OMXH-25 Helsinki 4.705,52 -44,47 -0,9% -1,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 4.967,23 -90,78 -1,8% -16,4%

OMXC-20 Kopenhagen 2.066,38 -11,86 -0,6% +12,6%

PSI 20 Lissabon 6.212,33 -87,63 -1,4% +7,0%

IBEX-35 Madrid 9.082,00 -159,00 -1,7% +10,4%

FTSE-MIB Mailand 26.630,09 -447,35 -1,7% +14,2%

OBX Oslo 1.093,09 -17,85 -1,6% +0,3%

PX Prag 1.379,93 +1,88 +0,1% +14,8%

OMXS-30 Stockholm 2.235,03 -35,56 -1,6% +9,4%

WIG-20 Warschau 1.919,24 -3,85 -0,2% +7,1%

ATX Wien 3.185,77 -72,88 -2,2% +4,9%

SMI Zürich 11.423,33 -13,81 -0,1% +6,5%

* zu Vortagsschluss

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,26 -0,05 -0,31

US-Zehnjahresrendite 3,43 -0,14 -0,45

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:27 Mo, 17:26 % YTD

EUR/USD 1,0998 +0,2% 1,0985 1,0969 +2,7%

EUR/JPY 150,08 -0,5% 151,21 150,62 +6,9%

EUR/CHF 0,9822 -0,1% 0,9848 0,9830 -0,8%

EUR/GBP 0,8817 +0,4% 0,8792 0,8779 -0,4%

USD/JPY 136,46 -0,7% 137,61 137,29 +4,1%

GBP/USD 1,2473 -0,2% 1,2499 1,2495 +3,1%

USD/CNH (Offshore) 6,9355 -0,3% 6,9508 6,9570 +0,1%

Bitcoin

BTC/USD 28.525,85 +1,9% 27.970,50 28.133,37 +71,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 72,10 75,66 -4,7% -3,56 -10,1%

Brent/ICE 75,82 79,31 -4,4% -3,49 -10,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 37,43 38,83 -3,6% -1,41 -49,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 2.015,20 1.982,54 +1,6% +32,67 +10,5%

Silber (Spot) 25,40 25,03 +1,5% +0,37 +6,0%

Platin (Spot) 1.064,30 1.054,50 +0,9% +9,80 -0,4%

Kupfer-Future 3,85 3,93 -1,9% -0,08 +1,0%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

May 02, 2023 12:05 ET (16:05 GMT)

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