30.03.2022 18:08:42

MÄRKTE EUROPA/Schwach - Daten untermauern die Probleme

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der jüngsten Erholungsrally sind die Kurse an den europäischen Börsen am Mittwoch wieder auf Talfahrt gegangen. Der DAX fiel um 1,4 Prozent auf 14.606 Punkte und der Euro-Stoxx-50 gab um 1,1 Prozent auf 3.959 Punkte nach. "Der Markt zweifelt zunehmend daran, ob Russland tatsächlich eine Verhandlungslösung sucht", so ein Marktteilnehmer. Zudem werden nun die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges sichtbar: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat die Prognose für das Wachstum auf 1,8 Prozent zurückgenommen von 4,6 Prozent. Die Inflation in Deutschland ist dagegen auf 7,3 Prozent nach oben geschossen. In Belgien und in Spanien sind die Verbraucherpreise sogar noch stärker gestiegen.

Ach die Ausrufung der "Frühwarnstufe des Notfallplans" bei der Gas-Versorgung sorgte für Sorgenfalten im Handel. Die Börse sei bisher eher leichtfertig mit diesem Problempunkt umgegangen, das Risiko eines Lieferstopps durch Russland sei nicht eingepreist. "Wenn ein Lieferstopp kommt, stürzt Deutschland sofort in die Rezession", so der Händler. Für den Gaspreis ging es um rund 8 Prozent nach oben. Daran änderte auch nichts, dass viele Beobachter von einem "Bluff" des Putin-Regimes bei der Drohung mit einem Export-Stopp ausgehen.

Öl und Gas schon wieder an der Spitze - Gewinner vom Dienstag schwach

Auf der Aktienseite machten die Öl- und Gasaktien den Rückschlag vom Dienstag schon wieder mehr als wett. Ihr Stoxx-Branchenindex stieg um 3,3 Prozent. Der Index der rohstoffnahen Basic Resources erholte sich um 2,4 Prozent. Versorger, Telekom-Papiere und Pharmaaktien notierten ebenfalls im Plus.

Auf der Verliererseite standen schon wieder die am Dienstag gesuchten Branchen, hier wurde die Erholung offensichtlich zum Ausstieg genutzt. Der Stoxx-Index der Autoaktien fiel um 2 Prozent. Die Sektorindizes der Einzelhandelskonzerne sowie der Reise- und Freizeit-Unternehmen gaben um etwa 2,5 Prozent nach, der Index der Banken um 1,9 Prozent. Auch Industrie- und Bauaktien verloren überdurchschnittlich an Boden.

Im DAX fielen Continental um 6,6 Prozent zurück. Heidelbergcement und Delivery Hero verloren jeweils 4,3 Prozent, Deutsche Post 3,8 Prozent. Auf der anderen Seite stiegen Siemens Healthineers um 2,7 Prozent und RWE um 0,8 Prozent.

In der zweiten Reihen erholten sich Rheinmetall um 2,7 Prozent und K+S um 6,8 Prozent von den deutlichen Abschlägen vom Dienstag. Aurubis stiegen um 2,4 Prozent.

Positiv wurde die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufs bei der UBS gewertet. Die Großbank will binnen zwei Jahren Aktien für bis zu 6 Milliarden Dollar zurückkaufen. "Das ist mehr als beim vorigen Programm und zeigt Zuversicht in die Entwicklung der Kapitalmärkte", sagte ein Händler. UBS gaben trotzdem um 1,5 Prozent nach.

Für Pearson ging es an der Londoner Börse um 5,9 Prozent nach unten. Apollo hat mitgeteilt, kein weiteres Gebot für den Fachverlag vorlegen zu wollen, nachdem bereits das dritte Angebot zurückgewiesen wurde. Apollo hatte zuletzt 6,7 Milliarden Pfund für Pearson geboten, was nach Einschätzung des Pearson-Vorstands weder den Wert des Verlags noch dessen zukünftige Wachstumsmöglichkeiten widerspiegelt.

In Madrid stiegen Grifols mit Übernahmegerüchten um 5,6 Prozent. Angeblich seien zwei Private-Equity-Unternehmen an dem Hersteller von Blutplasma-Produkten interessiert. Es sei aber unklar, ob es tatsächlich zu einem Gebot komme.

Encavis mit viel Rückenwind

In der dritten Reihe gewannen Encavis 9,7 Prozent. Der Ausblick sei positiv, erwartet wird ein Wachstum von 14 Prozent beim Umsatz. Auch der Gewinn soll weiter zulegen. Der Rückenwind für den Solar- und Windparkbetreiber sei fundamental und langfristig angesichts des Trends zu Erneuerbaren Energien. Dazu komme nun auch noch der Versuch, von Russland unabhängig zu werden. Nordex waren mit einem Plus von 8,7 Prozent ebenfalls gesucht.

Nach einem schwachen Ausblick ging es für Basler dagegen um 5,5 Prozent nach unten. Dieser impliziere eine Marge von 9 bis 12 Prozent, was laut Jefferies deutlich unter der Prognose von 14,4 Prozent liegt. Auch bei Stratec kam der Ausblick bei den Anlegern nicht gut an - die Aktie gab um 2,6 Prozent nach. Dagegen profitierten Takkt mit einem Plus von 7 Prozent von einem guten Ausblick. Das organische Umsatzwachstum soll 2022 "hoch einstellig" ausfallen, die EBITDA-Marge soll in den kommenden Jahren um zwei bis drei Prozentpunkte verbessert werden.

Ausblick von Knaus Tabbert gefällt

Besonders gut kamen die Jahreszahlen von Knaus Tabbert (+12,7%) und vor allem der Ausblick auf 2022 an. "Der Trend zum Mikro-Urlaub während Corona scheint sich ungebrochen fortzusetzen", meinte ein Händler. Daraus resultiere genau die Art Preissetzungsmacht, die der Markt sehen wolle. So plant der Campingwagen-Hersteller Preiserhöhungen von 6 bis 8 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.959,14 -43,04 -1,1% -7,9%

Stoxx-50 3.742,34 -6,91 -0,2% -2,0%

Stoxx-600 460,19 -1,90 -0,4% -5,7%

XETRA-DAX 14.606,05 -214,28 -1,4% -8,1%

FTSE-100 London 7.578,75 +41,50 +0,6% +2,1%

CAC-40 Paris 6.741,59 -50,57 -0,7% -5,8%

AEX Amsterdam 733,88 -1,27 -0,2% -8,0%

ATHEX-20 Athen 2.139,12 -22,74 -1,1% -0,1%

BEL-20 Bruessel 4.198,89 +1,38 +0,0% -2,6%

BUX Budapest 45.890,18 -817,34 -1,7% -9,5%

OMXH-25 Helsinki 4.913,29 -47,30 -1,0% -13,2%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.476,74 +30,94 +1,3% +22,3%

OMXC-20 Kopenhagen 1.765,50 +27,48 +1,6% -5,3%

PSI 20 Lissabon 5.921,84 +85,84 +1,4% +7,9%

IBEX-35 Madrid 8.550,60 -64,00 -0,7% -1,9%

FTSE-MIB Mailand 25.300,25 -7,73 -0,0% -7,5%

RTS Moskau 949,23 +67,64 +7,7% -40,5%

OBX Oslo 1.156,24 +29,59 +2,6% +8,2%

PX Prag 1.364,48 -4,92 -0,4% -4,3%

OMXS-30 Stockholm 2.130,30 -24,08 -1,1% -12,0%

WIG-20 Warschau 2.179,56 +8,00 +0,4% -3,9%

ATX Wien 3.353,07 -28,60 -0,8% -12,2%

SMI Zuerich 12.243,73 -81,85 -0,7% -4,9%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,64 +0,01 +0,82

US-Zehnjahresrendite 2,36 -0,04 +0,85

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:12 Uhr Di, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1166 +0,7% 1,1110 1,1099 -1,8%

EUR/JPY 136,10 -0,1% 135,46 136,29 +4,0%

EUR/CHF 1,0303 -0,2% 1,0315 1,0338 -0,7%

EUR/GBP 0,8490 +0,3% 0,8472 0,8450 +1,0%

USD/JPY 121,92 -0,8% 121,90 122,79 +5,9%

GBP/USD 1,3162 +0,5% 1,3115 1,3135 -2,7%

USD/CNH (Offshore) 6,3588 -0,3% 6,3665 6,3754 +0,1%

Bitcoin

BTC/USD 47.051,16 -0,5% 47.587,42 47.907,48 +1,8%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 107,79 104,24 +3,4% 3,55 +45,8%

Brent/ICE 113,96 110,23 +3,4% 3,73 +47,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.935,28 1.919,45 +0,8% +15,83 +5,8%

Silber (Spot) 24,94 24,77 +0,7% +0,17 +7,0%

Platin (Spot) 999,58 987,37 +1,2% +12,21 +3,0%

Kupfer-Future 4,74 4,73 +0,2% +0,01 +6,5%

===

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 30, 2022 12:09 ET (16:09 GMT)

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