06.03.2020 18:03:44

MÄRKTE EUROPA/Neue Abwärtswelle zum Wochenausklang

FRANKFURT (Dow Jones)--Erneut mit einem deutlichen Minus haben sich zum Wochenausklang die europäischen Aktienmärkte gezeigt. Die Sorgen vor einer globalen Rezession und die weitere Ausbreitung des Coronavirus drückten weiter auf das Sentiment. Vor dem Wochenende bauten zudem Investoren stärker ihre Positionen in Risiko-Assets ab. Selbst ein wesentlich besser als erwarteter US-Arbeitsmarktbericht wirkte sich nicht positiv aus. Hier dürfte erst der Bericht für März aussagekräftiger werden, welcher die Auswirkungen des Virus auf den US-Arbeitsmarkt widerspiegelt.

Der DAX gab um 3,4 Prozent auf 11.542 Punkte nach - in der Spitze war es schon bis auf 11.447 Punkte nach unten gegangen. Der Euro-Stoxx-50 verlor 3,9 Prozent auf 3.232 Punkte.

An den Anleihemärkten wird in der Zwischenzeit eine weitere Zinssenkung durch die US-Notenbank auf ihrer Sitzung Mitte März fest eingepreist. Aber auch die Europäische Zentralbank dürfte in der kommenden Woche aktiv werden. Die Rendite für zehnjährigen Treasuries lag nunmehr bei 0,73 Prozent, war im Tief aber auch schon unter die Marke von 0,70 Prozent gerutscht. Die Bundesanleihen legten ebenfalls weiter zu, die Rendite fiel im Gegenzug mit minus 0,72 Prozent auf ein Rekordtief.

Ölpreise unter Druck - Euro gesucht

Auch die Ölpreise standen kräftig unter Druck. Brent verlor 7,7 Prozent auf 46,13 Dollar. Nachdem die Opec am Vortag eine weitere Fördermengenkürzung beschlossen hatte, verweigerte sich nun Russland einer weiteren Kürzung. Das Nicht-Opec-Mitglied wollte wohl nur der Verlängerung bestehender Kürzungen bei der Ölförderung zustimmen, wie es aus informierten Kreisen hieß. Der Subindex der Öl- und Gasunternehmen in Europa verlor 5,5 Prozent.

Der Euro kletterte erstmals seit Sommer vergangenen Jahres wieder über die Marke von 1,13 Dollar. Grund war die Schwäche des US-Dollar, der von der Erwartung weiterer Zinssenkungen der US-Notenbank sowie den sinkenden US-Anleiherenditen belastet wurde vor dem Hintergrund des sich ausbreitenden Coronavirus.

Zudem könnte das Auflösen von Euro-Carry-Trades im Zuge des Abbaus von Risiko-Positionen nach Einschätzung der Societe Generale zum Problem für die Eurozone werden. Sollte der Euro-Anstieg in den vergangenen Tagen tatsächlich auf das Glattstellen von Carry-Trades zurückzuführen sein, so stellt dies nach Einschätzung von Stratege Albert Edwards eine echte Gefahr für die hiesige Wirtschaft dar. Zum Ende des Handels in Europa notierte der Euro bei 1,1314 Dollar.

Luftfahrt- und Touristiksektor wird weiter gemieden

Der europäische Flugverkehr könnte wegen der Coronavirus-Epidemie im März und April im Jahresvergleich um 20 Prozent einbrechen, warnten die Analysten der UBS. Auch wenn das Ausmaß des Epidemieeffekts weiter unklar sei, reduzierten sich Ferien- und Geschäftsreisebuchungen. Im Durchschnitt dürfte der Flugverkehr 2020 um 4 Prozent schrumpfen. Damit bleibe der Hauptleidtragende der Krise der Luftfahrt- und Touristik-Sektor, der Sub-Index fiel um 2,0 Prozent.

Die Lufthansa-Aktie schloss nach den jüngsten deutlichen Abgaben mit einem Minus von lediglich 0,2 Prozent. Die Fluglinie will die Kapazität abhängig von der weiteren Entwicklung der Nachfrage in den nächsten Wochen um bis zu 50 Prozent senken. Air France-KLM legten nach den jüngsten starken Verlusten um 3,3 Prozent zu.

Für Airbus ging es dagegen um 6,5 Prozent nach unten. Der Flugzeug-Hersteller hat im Februar keine Neubestellungen erhalten.

Aber auch die Banken in der Eurozone stehen seit dem Ausbruch des Coronavirus unter Druck. So hat der Sektor-Index der europäischen Banken innerhalb von zwei Wochen rund 22 Prozent an Wert eingebüßt. Er liegt auf dem niedrigsten Stand seit der Lehman-Krise 2009. Damit notiert er unterhalb der 2012er Tiefs aus der Finanzkrise in Europa. Zum Wochenausklang verlor der Sektor weitere 3,3 Prozent. Unter anderem fiel die Commerzbank-Aktie mit 4,20 Euro auf ein Allzeittief.

Essilor-Zahlen "den Umständen entsprechend gut"

"Den Umständen entsprechend gut", hieß es zu den Zahlen von Essilorluxottica (minus 3,9 Prozent). Der Ausblick sei verhalten positiv zu werten, da Essilor bereits eine noch Monate andauernde Belastung durch die Coronavirus-Epidemie einkalkuliere, aber mit einer Erholung im zweiten Halbjahr rechne. "Der Markt honoriert vernünftige Risikoeinschätzungen zu Corona", so ein Händler. Hauptgrund des negativen Ausblicks auf das erste Halbjahr seien zumeist Absatzeinschränkungen in China.

Nach neuen Unsicherheiten um die Übernahme von Cypress Semiconductor verloren Infineon 5,5 Prozent. Die EU hatte den Kauf zwar bereits genehmigt, nun belasteten allerdings Presseberichte, wonach sich die USA querstellen könnten. So soll die zuständige US-Regulierungsbehörde bei Präsident Donald Trump um eine Blockade der Übernahmepläne nachgesucht haben. Begründet werde dies mit nationalen Sicherheitsbedenken.

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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Europa Euro-Stoxx-50 3.232,07 -131,51 -3,9% -13,7%

. Stoxx-50 3.015,20 -122,74 -3,9% -11,4%

. Stoxx-600 366,80 -13,96 -3,7% -11,8%

Frankfurt XETRA-DAX 11.541,87 -402,85 -3,4% -12,9%

London FTSE-100 London 6.462,55 -242,88 -3,6% -11,1%

Paris CAC-40 Paris 5.139,11 -221,99 -4,1% -14,0%

Amsterdam AEX Amsterdam 531,29 -21,24 -3,8% -12,1%

Athen ATHEX-20 Athen 1.738,29 -115,31 -6,2% -24,4%

Brüssel BEL-20 Bruessel 3.435,09 -109,74 -3,1% -13,2%

Budapest BUX Budapest 41.185,29 -1422,69 -3,3% -10,6%

Helsinki OMXH-25 Helsinki 3.879,02 -145,54 -3,6% -8,1%

Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 130.896,87 -2698,20 -2,0% -5,7%

Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 1.141,62 -34,79 -3,0% +0,5%

Lissabon PSI 20 Lissabon 4.858,79 -187,29 -3,9% -10,4%

Madrid IBEX-35 Madrid 8.375,60 -307,40 -3,5% -12,3%

Mailand FTSE-MIB Mailand 20.799,89 -754,99 -3,5% -8,3%

Moskau RTS Moskau 1.257,96 -65,86 -5,0% -18,8%

Oslo OBX Oslo 722,73 -33,32 -4,4% -14,3%

Prag PX Prag 962,89 -27,77 -2,8% -13,7%

Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.629,00 -54,19 -3,2% -8,1%

Warschau WIG-20 Warschau 1.764,81 -58,04 -3,2% -17,9%

Wien ATX Wien 2.615,56 -105,40 -3,9% -14,1%

Zürich SMI Zuerich 9.736,82 -406,75 -4,0% -8,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:15 Uhr Do, 17:14 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1314 +0,75% 1,1227 1,1186 +0,9%

EUR/JPY 119,09 -0,13% 118,96 119,32 -2,3%

EUR/CHF 1,0600 -0,19% 1,0607 1,0629 -2,4%

EUR/GBP 0,8695 +0,31% 0,8661 0,8652 +2,7%

USD/JPY 105,25 -0,88% 105,95 106,68 -3,2%

GBP/USD 1,3013 +0,47% 1,2963 1,2927 -1,8%

USD/CNH (Offshore) 6,9349 -0,06% 6,9458 6,9401 -0,5%

Bitcoin

BTC/USD 9.064,02 -0,07% 9.111,52 9.105,01 +25,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 42,46 45,90 -7,5% -3,44 -29,7%

Brent/ICE 46,13 49,99 -7,7% -3,86 -28,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.664,68 1.672,35 -0,5% -7,68 +9,7%

Silber (Spot) 17,15 17,45 -1,7% -0,30 -3,9%

Platin (Spot) 893,85 867,55 +3,0% +26,30 -7,4%

Kupfer-Future 2,55 2,58 -1,1% -0,03 -9,1%

===

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

March 06, 2020 12:03 ET (17:03 GMT)

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