20.02.2015 16:37:32
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MÄRKTE EUROPA/Nervosität der Börsianer vor Griechenland-Treffen steigt
Von Manuel Priego-Thimmel
Kurz vor Beginn des entscheidenden Treffens der Finanzminister der Eurozone um die Zukunft von Griechenland am Freitagnachmittag sind Europas Börsen unter Abgabedruck geraten. Im Handel ist von gesteigerter Nervosität die Rede. Die Anleger starrten gebannt auf ihre Bildschirme und handelten jede Schlagzeile, heißt es im Handel. Das Treffen beginnt nun erst um 16.30 Uhr MEZ und damit anderthalb Stunden später als ursprünglich kommuniziert. Der Dax verliert 0,3 Prozent auf 10.972 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,7 Prozent auf 3.463 Punkte nach unten.
Ein von Deutschland angeführter Block ist nach Aussagen des maltesischen Finanzministers gewillt, Griechenland aus der Eurozone ausscheiden zu lassen. "Ich denke, sie haben nun einen Punkt erreicht, an dem sie Griechenland sagen werden, 'wenn Ihr wirklich gehen wollt, dann geht'", sagte Edward Scicluna zur Nachrichtenagentur Bloomberg. "Und ich glaube, es ist ihnen ernst, denn Deutschland, die Niederlande und andere werden hart sein und darauf bestehen, dass Griechenland die Solidarität erwidert, indem es die Bedingungen respektiert", fügte der Minister hinzu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich derweil nach einem Bericht von Spiegel Online auf den Euro-Austritt Griechenlands vor. Mitarbeiter führten zu diesem Zweck bereits interne Planspiele durch, meldete das Magazin ohne konkrete Quellenangabe. Allen Dementis zum Trotz drängten die Währungshüter die Griechen dazu, endlich Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, hieß es in dem Bericht. Nach Erkenntnissen der EZB würden die Griechen täglich mehr als eine Milliarde Euro ins Ausland überweisen.
Sollten die Verhandlungen in Brüssel scheitern und Griechenland in der Folge aus der Eurozone ausscheiden, könnte dies nach Ansicht von Martin Hüfner, Volkswirt bei assénagon, ein größeres Beben an den Aktienmärkten auslösen als viele vermuten. Ein "Grexit" sei zwar nach wie vor nicht das wahrscheinlichste Szenario, sollte aber auch nicht unterbewertet werden. Einem Scheitern der Gespräche spricht Hüfner eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent zu. Auch wenn Griechenland nur für 2 Prozent der Wirtschaftsleistung des Euroraums stehe, rechnet Hüfner mit einem "Knall" an den Finanzmärkten.
Denn internationale Investoren dürften dann nach den nächsten potenziellen Aussteigern aus dem Euroraum Ausschau halten. Bei einem "Grexit" rechnet Hüfner damit, dass der Euro gegenüber anderen Währungen zulegt. Negativ sei zwar, dass die Forderungen gegen Griechenland wertlos verfallen dürften und der Nimbus der Unauflöslichkeit des Euro verloren ginge. Auf der anderen Seite würden die Probleme weniger und damit die Währung für Investoren attraktiver.
Am Nachmittag gibt der Euro aber zunächst weiter nach und notiert knapp unter 1,13 Dollar. Ob ein "Grexit" längerfristig gut oder schlecht für den Euro ist, hängt laut der Commerzbank wohl vor allem davon ab, wie es dazu kommt. Wenn es für den Markt so aussehe, als habe die Eurogruppe Griechenland aus der Gemeinschaftswährung "gedrängt", steige für ihn die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Länder aus der Eurozone ausscheiden könnten. Gerät in Zukunft ein Land in Schieflage, dürfte das die Kosten einer Rettung tendenziell erhöhen.
Für das Lufthansa-Papier geht es nach der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen 3,4 Prozent nach unten. Hauptgrund für die Abgaben ist der vollständige Ausfall der Dividendenzahlung für das abgelaufene Jahr, aber auch operativ haben die Zahlen nicht überzeugt. Im Vorjahr hatte Lufthansa noch eine Dividende von 0,45 Euro bezahlt. Mit einer Dividendenkürzung dürften einige Anleger angesichts der Streikkosten gerechnet haben, so ein Händler. Die wenigsten dürften aber einen kompletten Ausfall erwartet haben. Lufthansa beziffert die Streikkosten für 2014 auf insgesamt 232 Millionen Euro.
Für die Aktie des niederländischen SIM-Karten-Herstellers Gemalto geht es an der Börse in Amsterdam 4,4 Prozent nach unten. Laut Medienberichten sollen sich der amerikanische und britische Geheimdienst in das Netzwerk von Gemalto gehackt haben. Die Dienste hatten es offenbar auf SIM-Codes abgesehen. Falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, würde dies Schockwellen durch die Netzwerksicherheits-Branche senden, sagen Analysten. Laut Rabobank könnte sich Gemalto gezwungen sehen, eine große Zahl an SIM-Karten zu ersetzen, was mit hohen Kosten verbunden wäre.
adidas verteuern sich um weitere 1,2 Prozent, nachdem der Kurs am Vortag bereits um 5 Prozent gestiegen war. Die Deutsche Bank hat die Aktie auf "Halten" von "Verkaufen" hoch gestuft. equinet hat das Kursziel für adidas um 10 auf 75 Euro erhöht. Munich Re geben um 2,2 Prozent nach. Das Bankhaus Lampe hat die Aktie des Rückversicherers auf "Verkaufen" gesenkt. Nach starken Zahlen von Rheinmetall am Vortag hat HSBC die Aktie auf "Übergewichten" hochgestuft, was den Kurs um weitere 1,5 Prozent zulegen lässt. Er war am Donnerstag um knapp 8 Prozent gestiegen.
Die Aktien des Autozulieferers Bertrandt steigen um 3 Prozent. Die bislang im SDAX enthaltene Aktie steigt demnächst in den MDAX auf und ersetzt dort die Papiere der Immobiliengesellschaft Gagfah. Diese wird von der Deutschen Annington übernommen. Der Kurs des Pumpenherstellers Pfeiffer Vacuum fällt um 7,7 Prozent. Hier bemängelt Harald Schnitzer von der DZ Bank niedrige Gewinnmargen.
=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.462,94 -0,72% Stoxx-50 3.309,82 +0,04% DAX 10.972,32 -0,27% FTSE 6.893,89 +0,07% CAC 4.800,54 -0,68% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 159,07% +56DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.05 Uhr Do, 17.25 Uhr EUR/USD 1,1295 -0,53% 1,1356 1,1393 EUR/JPY 133,71 -0,95% 134,98 135,53 EUR/CHF 1,0680 -1,07% 1,0796 1,0797 USD/JPY 118,34 -0,46% 118,89 118,97 GBP/USD 1,5358 -0,41% 1,5421 1,5448 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
DJG/mpt/ros
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February 20, 2015 10:07 ET (15:07 GMT)
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Aktien in diesem Artikel
adidas ADRs | 127,00 | 0,79% | |
Bertrandt AG | 19,55 | -0,76% | |
Lufthansa AG | 6,08 | -2,44% | |
Pfeiffer Vacuum AG | 153,80 | 0,26% | |
Rheinmetall AG | 751,20 | -0,24% |
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