23.02.2021 18:18:41

MÄRKTE EUROPA/Lust am Reisen statt Stay at Home

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftige Verluste der Technologie-Aktien haben am Dienstag die Stimmung an den europäischen Börsen eingetrübt. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,3 Prozent auf 3.689 Punkte, der DAX gab um 0,6 Prozent auf 13.865 Punkte nach. Zeitweise noch stärkere Verluste wurden wieder aufgeholt, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell die Notwendigkeit niedriger Zinsen betont hatte. Zuvor hatten vor allem die Turbulenzen an den Anleihenmärkten auf die Kurse gedrückt, und hier besonders auf die Kurse der Technologie-Aktien. Deren Stoxx-Branchenindex führte so auch zum Schluss die Verliererliste mit einem Abschlag von 1,8 Prozent an.

Die zuletzt deutlich gestiegenen Renditen am Anleihenmarkt ließen die Anleger an den hohen Bewertungen vieler Technologie-Aktien zweifeln. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries lag über weite Strecken nahe am jüngsten Jahreshoch von 1,39 Prozent. Im Handel wurde bereits über ein Niveau von 1,50 Prozent spekuliert.

Steigende Renditen gelten als negativ für Aktien, weil sie relativ betrachtet an Attraktivität verlieren gegenüber den zudem weniger riskanten Anleihen. Daneben verteuern steigende Zinsen die Kredite der Unternehmen und können im größeren Rahmen die Stabilität der überschuldeten Staatshaushalte gefährden. Das könnte wiederum die Notenbanken auf den Plan rufen, so die Sorgen vor der Rede von Powell. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Vortag erklärt, dass man die Entwicklung der Renditen am langen Ende genau verfolge.

Banken und Ölwerte entziehen sich der Schwäche

Der allgemeinen Schwäche entziehen konnten sich unter den Subindizes die Branchenindizes der Banken und der Versicherer, aber auch Einzelhandelsaktien und Ölwerte. Der Bankenindex gewann 0,9 Prozent. Die Banken profitieren von höheren Zinsen am langen Ende, besonders wenn die Zinsen am kurzen Ende niedrig bleiben. Ähnliches gilt für die Versicherer.

Im Einzelnen stiegen BBVA um 2,6 Prozent, Santander um 1,9 Prozent, Barclays um 3,2 Prozent und Unicredit um 2,1 Prozent. Allerdings gaben HSBC nach schwachen Geschäftszahlen um 0,8 Prozent nach. Bei den Öl-Aktien zogen Total um 2,2 Prozent an, bei den Einzelhandelsaktien legten Marks & Spencer um 3,3 Prozent zu.

Ende der Pandemie erwartet - Lust am Reisen statt Stay at Home

Erneut stark unter Druck standen Aktien von Unternehmen, die in der Corona-Pandemie besonders profitiert hatten. Infineon fielen um 3,1 Prozent. Im TecDAX brachen Sartorius um 5,8 Prozent ein und Teamviewer um 3,6 Prozent. Bei den anderen so genannten Stay-at-Home-Titeln verloren Hellofresh 4,2, Zalando 1,5 und Zooplus 4,7 Prozent.

Dagegen legten neben Marks & Spencer auch Hugo Boss und Inditex deutlich zu. Gewinner Nummer eins waren aber die Aktien der Fluggesellschaften und verbundener Unternehmen.

Lufthansa stiegen um 2,1, Air France um 2,6 und Easyjet um 4,5 Prozent. Auch für Reiseanbieter wie Tui (plus 3,2 Prozent) oder On the Beach (plus 11,4 Prozent) ging es erneut stark nach oben. Die Aktien des Buchungsunternehmens Amadeus IT stiegen um knapp 6 Prozent, Airbus um 3,3 Prozent.

Auslöser der Rally war laut Marktteilnehmern am Vorabend eine sektorweite "Buy"-Empfehlung durch die Deutsche Bank. Analyst Michael Linenberg habe auf die Abschwächung der Coronakrise verwiesen, alle Parameter wie Impfungen, Ansteckungsraten etc wiesen in die richtige Richtung. Daneben hieß es aber auch, die Pandemie könnte mit erfolgreichen Impfungen bis Ende Juni abebben, nicht nur in Großbritannien und den USA, sondern auch in der EU. Darauf deuteten die angekündigten weiteren Impfstoff-Lieferungen hin. "Insofern ist die Hoffnung auf einen Sommerurlaub in Europa, wie er früher einmal war, nicht ganz unbegründet", so Marktanalyst Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.

Geschäftszahlen bewegen eher wenig - Ausnahme Rational

Im Fokus stand bei den Einzelaktien auch weiter die Berichtssaison. Covestro hat nach einer Aufholjagd im Schlussquartal die in der Corona-Krise verlorenen Gewinne teilweise wettgemacht. Der Kurs ging fast unverändert aus dem Handel.

Fresenius und FMC beendeten die Sitzung etwas leichter. Der Gesundheitskonzern und seine Dialyse-Tochter wollen ihren Aktionären ungeachtet der eingetrübten Aussichten für das laufende Jahr eine höhere Dividende für das vergangene Jahr zahlen.

Heidelbergcement fielen um 1,9 Prozent. Zwar hat der Baustoffkonzern im vergangenen Jahr bei deutlich rückläufigem Umsatz operativ mehr verdient als im Jahr vor der Corona-Krise. Laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag trübt sich die Stimmung nun aber auch auf dem Bau ein. Ein Drittel der Unternehmen rechnet demnach in den kommenden zwölf Monaten mit Geschäftsrückgängen, nur 9 Prozent erwarten Zuwächse.

Für Rational ging es um fast 10 Prozent abwärts. Der Großküchenausrüster erwartet im laufenden Jahr bei Absatz und Umsatz nur ein leichtes Wachstum.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.689,10 -10,75 -0,3% +3,8%

Stoxx-50 3.180,08 -13,89 -0,4% +2,3%

Stoxx-600 411,32 -1,74 -0,4% +3,1%

XETRA-DAX 13.864,81 -85,23 -0,6% +1,1%

FTSE-100 London 6.617,60 +5,36 +0,1% +2,3%

CAC-40 Paris 5.779,84 +12,40 +0,2% +4,1%

AEX Amsterdam 664,06 -7,69 -1,1% +6,3%

ATHEX-20 Athen 1.836,52 -18,83 -1,0% -5,1%

BEL-20 Bruessel 3.826,95 +0,53 +0,0% +5,7%

BUX Budapest 42.945,11 -512,04 -1,2% +2,0%

OMXH-25 Helsinki 4.807,82 -25,88 -0,5% +4,8%

ISE NAT. 30 Istanbul 1.589,33 -15,68 -1,0% -2,9%

OMXC-20 Kopenhagen 1.428,56 -27,34 -1,9% -2,5%

PSI 20 Lissabon 4.774,28 -44,77 -0,9% -3,5%

IBEX-35 Madrid 8.252,10 +139,90 +1,7% +2,2%

FTSE-MIB Mailand 22.939,38 -69,80 -0,3% +3,5%

RTS Moskau 0,00 0,00 0,0% +4,9%

OBX Oslo 894,73 +7,06 +0,8% +4,2%

PX Prag 1.042,16 -0,48 -0,0% +1,5%

OMXS-30 Stockholm 2.016,83 -14,20 -0,7% +7,6%

WIG-20 Warschau 1.922,59 -39,03 -2,0% -3,1%

ATX Wien 3.039,43 +30,47 +1,0% +8,1%

SMI Zuerich 10.609,03 -88,35 -0,8% -0,9%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,32 0,02 -0,56

US-Zehnjahresrendite 1,36 -0,01 -1,32

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:39 Mo, 17:25 % YTD

EUR/USD 1,2146 -0,11% 1,2174 1,2147 -0,6%

EUR/JPY 127,75 -0,01% 127,98 127,64 +1,3%

EUR/CHF 1,0960 +0,59% 1,0903 1,0887 +1,4%

EUR/GBP 0,8616 -0,30% 0,8645 0,8642 -3,5%

USD/JPY 105,18 +0,11% 105,13 105,08 +1,8%

GBP/USD 1,4096 +0,18% 1,4081 1,4055 +3,2%

USD/CNH (Offshore) 6,4668 +0,03% 6,4613 6,4705 -0,6%

Bitcoin

BTC/USD 47.423,66 -12,48% 49.979,00 53.682,72 +63,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 61,51 61,70 -0,3% -0,19 +26,3%

Brent/ICE 65,21 65,24 -0,0% -0,03 +26,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.807,98 1.809,74 -0,1% -1,76 -4,7%

Silber (Spot) 27,61 28,18 -2,0% -0,57 +4,6%

Platin (Spot) 1.236,45 1.275,98 -3,1% -39,53 +15,5%

Kupfer-Future 4,17 4,14 +0,8% +0,03 +18,6%

===

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

February 23, 2021 12:19 ET (17:19 GMT)

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