02.03.2022 16:12:41
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MÄRKTE EUROPA/Leicht erholt - Ukraine und Inflation belasten
FRANKFURT (Dow Jones)--Leicht erholt von den heftigen Vortagesverlusten zeigt sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwochnachmittag. Die Flut an Informationen zu den verschiedensten Themenbereichen sei schwer zu verarbeiten, heißt es im Handel. Entsprechend kommt es zu volatilen Kursauschlägen in vielen Aktien. Geprägt sind die Nachrichten vom Ukrainekrieg und auch immer deutlicher den wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen für den Westen. Zu den Wachstumssorgen kommt auch noch eine Rekord-Inflation. "Das Schreckgespenst von der Stagflation geht weiter um", sagte ein Händler.
Der DAX zeigt sich behauptet bei 13.901 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legt 0,9 Prozent zu auf 3.798 Zähler, ihn stützen feste Rohstoffwerte.
Sorgen vor Stagflation - EU-Inflation auf Rekordwert
Sorgen macht vor allem der beschleunigte Anstieg der Inflation in Europa: Im Februar sprang die Vorabschätzung auf den Rekordwert von 5,8 Prozent nach 5,1 Prozent im Vormonat. Dieser Wert liegt weit jenseits der EZB-Prognose von 3 Prozent für das Gesamtjahr. Selbst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die Inflation für 2022 nun im Schnitt über 5 Prozent. Damit steigt in Europa das Risiko einer Stagflation.
Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin von Vermögensverwalter DWS, rechnet mit einem ungebremsten weiteren Anstieg der Inflation und hält nun sogar eine "Sechs vor dem Komma" bei den nächsten Daten im März für möglich. Grund sei, dass es bereits vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts zu einem Anstieg der Preise auf ganzer Breite gekommen sei.
In den USA zeigt man den Willen zur Bekämpfung des Inflationsanstiegs: Notenbank-Präsident Jerome Powell erklärte, eine Zinserhöhung in zwei Wochen sei angemessen. Vor allem mit Blick auf die Löhne, die im Rekordtempo stiegen. Händler werteten dies positiv, da sich die USA damit einen Puffer schaffen, um im Falle einer Rezession wieder gegensteuern zu können. Die EZB habe es hingegen versäumt, diesen Puffer zu schaffen, und könne einer Wirtschaftsabschwächung nichts entgegensetzen.
Anleger flüchten in Rohstoffe - EU spürt erste Folgen von Gegensanktionen
Die Sorge vor Inflation und nun auch noch Versorgungsknappheiten treibt Anleger in die Rohstoffe. Diese hatten sich auch in den 1970ern-Jahren als Inflationsschutz bewährt. Der Sektor der europäischen Ölwerte schießt um 4,2 Prozent nach oben, Minen- und Rohstoffwerte legen im Schnitt 2,3 Prozent zu. Neben den Preisen für Energie zieht der Weizenpreis kräftig an. Russland und die Ukraine zählten zu den größten Weizen-Exporteuren der Welt. Dazu kommen Metalle für diverse Industrien, wie Palladium für die Autoindustrie. Hier waren die Preise schon seit Beginn der Ukrainekrise um rund 40 Prozent nach oben geschossen. Autowerte stellen daher die Hauptverlierer in Europa, der Sektor-Index gibt 1,9 Prozent ab. Daimler Truck verlieren 5,5 Prozent.
Dazu zeigen sich erste Folgen von russischen Gegensanktionen: So zieht sich die Sberbank aus der EU zurück, weswegen Österreichs Steuerzahler im Rahmen des Einlagensicherungssystems rund 35.000 überwiegend deutschen Kunden der in Österreich ansässigen Sberbank Europe AG fast 1 Milliarde Euro aus der Einlagensicherung zahlen müssen.
Als gut für europäische Stahlwerte, aber schlecht für Autoaktien werten Händler Berichte der russischen Nachrichtenagentur Tass, wonach Russlands Stahlkonzern Severstal nicht mehr in die EU liefern wird. Thyssenkrupp steigen 3,7 Prozent und Arcelormittal um 4,3 Prozent, da sie wohl den Ersatz zu erhöhten Preisen liefern werden.
Auch Versorger fallen weiter, Eon um 7,7 Prozent, RWE um 1,5 Prozent. Der Markt fürchtet sich weiter vor einer möglichen Sondersteuer auf deren Gewinne angesichts der rapide steigenden Energiepreise. Uniper verlieren weitere 1,7 Prozent wegen ihres Russland-Engagements.
Gemischte Zahlen aus der Berichtssaison
Aber auch bei Erneuerbaren Energien läuft es nicht immer rund: SMA Solar brechen um 17 Prozent ein. Sowohl die Zahlen für 2021 als auch der Ausblick auf 2022 lieferten eine große Enttäuschung. Laut Jefferies hatte der Gewinn (EBITDA) die Markterwartung um 73 Prozent verfehlt.
Containerschiffer und Logistiker Kühne & Nagel erfreute mit guten Zahlen zum vierten Quartal 2021; die Aktien legen 2,1 Prozent zu. Kritisch merken die Analysten der Citi aber an, dass Marktanteile in der Seefracht verloren wurden.
Shop Apotheke verbessern sich um 1,3 Prozent. Der Arzneimittelhändler hat trotz höherer Umsätze und deutlich mehr Kunden im abgelaufenen Jahr einen Millionenverlust verzeichnet, der nach Angabe der Stifel-Analysten aber geringer war als befürchtet. Auch im laufenden Jahr schließt die Shop Apotheke einen operativen Verlust nicht aus.
Im DAX klettern SAP um 1,5 Prozent. Aus den Zahlen von Salesforce in den USA ließen sich positive Rückschlüsse auf SAP ziehen, heißt es von Analysten.
Bayer steigen um 3,9 Prozent dank zahlreicher positiver Analystenkommentare zu den am Vortag veröffentlichten Geschäftszahlen.
Sixt legen um 5,5 Prozent zu. Die Jahreszahlen 2021 kommen gut an. Vor allem lag der Vorsteuergewinn mit 442 Millionen Euro oberhalb der Prognose.
Deutsche Börse setzt Handel mit russischen Wertpapieren aus
Die Deutsche Börse stellt den Handel mit russischen Wertpapieren ab dem Berichtstag ein. Der Handel von sämtlichen Instrumenten auf russische Anleihen, Einzelwerte und darauf bezogene strukturierte Produkte wird ausgesetzt. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und den EU-Sanktionen für Finanzdienstleistungen wurde bereits am Montag eine Reihe von Wertpapieren russischer Emittenten mit sofortiger Wirkung von Handel ausgesetzt. Unter anderem sind Titel der Banken Sberbank und VTB Bank betroffen, aber auch die Papiere der Energiekonzerne Rosneft und Gazprom.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.798,42 +0,9% 32,57 -11,6%
Stoxx-50 3.600,42 +0,9% 32,44 -5,7%
DAX 13.900,74 -0,0% -4,11 -12,5%
MDAX 30.945,88 -0,1% -38,75 -11,9%
TecDAX 3.180,14 -0,2% -7,36 -18,9%
SDAX 13.912,88 -0,3% -38,28 -15,2%
FTSE 7.407,71 +1,1% 77,51 -0,7%
CAC 6.459,98 +1,0% 63,49 -9,7%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 0,00 +0,08 +0,18
US-Zehnjahresrendite 1,79 +0,06 +0,28
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:27 Uhr Di, 17:30 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1090 -0,3% 1,1091 1,1113 -2,5%
EUR/JPY 128,01 +0,2% 127,90 127,74 -2,2%
EUR/CHF 1,0218 +0,0% 1,0205 1,0226 -1,5%
EUR/GBP 0,8317 -0,4% 0,8353 0,8335 -1,0%
USD/JPY 115,44 +0,5% 115,14 114,90 +0,3%
GBP/USD 1,3333 +0,0% 1,3277 1,3336 -1,5%
USD/CNH (Offshore) 6,3263 +0,1% 6,3139 6,3162 -0,4%
Bitcoin
BTC/USD 44.317,93 +0,4% 43.800,28 43.592,55 -4,1%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 108,57 103,41 +5,0% 5,16 +45,8%
Brent/ICE 110,85 104,97 +5,6% 5,88 +43,8%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.931,68 1.945,33 -0,7% -13,65 +5,6%
Silber (Spot) 25,14 25,36 -0,9% -0,22 +7,9%
Platin (Spot) 1.063,45 1.057,90 +0,5% +5,55 +9,6%
Kupfer-Future 4,64 4,59 +1,2% +0,06 +4,0%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mod/cln
(END) Dow Jones Newswires
March 02, 2022 10:13 ET (15:13 GMT)
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