29.05.2018 15:58:44

MÄRKTE EUROPA/Krisenstimmung, Ansteckungsgefahr und Ratlosigkeit

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Italien hält die Märkte auch am Dienstag weiter in Atem. Die Krise hat sich am Mittag zeitweise extrem verschärft, die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen stieg vorübergehend auf 3,35 Prozent, das ist der höchste Stand seit vier Jahren. Und der Rendite-Abstand zu zehnjährigen Bundesanleihen erreichte ebenfalls den höchsten Stand seit 2014.

Auch die Renditen in Portugal, Spanien und Griechenland zogen stark an: Die Rendite griechischer zehnjähriger stieg am Mittag um 42 Basispunkte auf 4,797 Prozent. Ein Rückschlag für das Land, das im August aus den Hilfsprogrammen der Eurozone aussteigen und wieder auf eigenen Beinen stehen will.

Am Nachmittag entspannt sich die Situation zwar etwas. Der DAX verliert noch 1 Prozent auf 12.731 Punkte und hat knapp die Hälfte der Verluste aufgeholt. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,2 Prozent nach, und der Mailänder MIB fällt 2,5 Prozent. Mit einem schnellen Ende der Krise rechnen Marktteilnehmer aber nicht.

"Die Botschaft des Tages ist eine Warnung der Märkte, dass die Krise eskalieren kann", beschreibt Eugen Keller vom Bankhaus Metzler die Situation. Viele Marktteilnehmer schauten nun auf die Europäische Zentralbank. "Diese hat aber keinen Pfeil mehr im Köcher", sagt der Analyst. Einerseits könne sie die Zinsen nicht weiter senken. Andererseits nähere sie sich bei den Anleihenkäufen bereits in einzelnen Fällen der Emittenten-Obergrenze von 33 Prozent.

Der Euro rutscht zeitweise fast auf 1,15 Dollar und markiert ein neues Jahrestief. Dagegen fällt die Rendite der als "sicherer Hafen" angesehenen zehnjährigen Bundesanleihe um 7 Basispunkte auf 0,28 Prozent. Am Freitag hatte diese noch bei 0,40 Prozent gelegen. Auch der als Fluchtwährung in unsicheren Zeiten gesuchte Yen legt weiter zu, ebenso der Schweizer Franken.

Italienische Bankenwerte fallen auf neue Jahrestiefs

Angesichts der politischen Krise in Italien werden italienische Bankentitel weiter abverkauft. So geht es für Unicredit um 4,8 Prozent nach unten und Intesa Sanpaolo brechen um 4,4 Prozent ein. Beide Aktien markieren im frühen Handel neue Jahrestiefs. In Madrid fallen Santander um 4,7 Prozent. Im DAX verlieren Commerzbank 3,4 Prozent und Deutsche Bank 3,3 Prozent und führen damit klar die Verliererliste an. Der europäische Bankensektor fällt um 2,8 Prozent zurück.

Großaktionär könnte Grammer übernehmen

Die Grammer-Aktie schießt um 18 Prozent auf 60,30 Euro nach oben. Hintergrund ist ein mögliches Gebot von Ningbo Jifeng. Die Chinesen, die bereits mehr als ein Viertel an dem SDAX-Konzern halten, erwägen ein Übernahmegebot von 61,25 Euro je Aktie inklusive Dividende. Die Grammer-Aktie ging am Montag mit 51,30 Euro aus dem Handel.

Im Handel wird die Offerte positiv zur Kenntnis genommen. Das Gebot dürfte die Unterstützung des Managements besitzen. Dieses hatte die Chinesen ins Unternehmen geholt, um eine Übernahme durch die Hastor-Familie zu verhindern. Diese hält rund 19 Prozent an Grammer. Im Handel geht man indes nicht davon aus, dass Hastor eine Übernahme durch Jifeng verhindern kann. Möglicherweise müssten die Chinesen aber den Preis noch nach oben anpassen. Kartellrechtlich sollte ein Kauf von Grammer durch Jifeng unbedenklich sein, heißt es.

Aixtron legen um 0,8 Prozent zu. Hintergrund sind Medienberichte, wonach Apple ab dem kommenden Jahr alle neuen iPhone-Modelle mit OLED-Bildschirmen ausstatten wird. Das berichtet die südkoreanische "Electronic Times". Aixtron produziert Anlagen zur OLED-Herstellung. Ob Aixtron nun direkt von der Entwicklung profitiere, sei unklar, heißt es im Handel, allerdings könnte das Sentiment für das Papier etwas gestützt werden. Im asiatischen Handel brach die Aktie von Japan Display nach der Nachricht ein. Die Japaner beliefern Apple bislang mit LCD-Displays, die einen höheren Energieverbrauch als OLEDs aufweisen.

Aroundtown steigen um 1 Prozent. Die Geschäftszahlen für das erste Quartal setzen keine großen Akzente. Der vielbeachtete FFO I je Aktie - in der Immobilienbranche soviel wie operativer Gewinn nach laufenden Zinsen und Steuern - liege mit 0,094 Euro im Rahmen der Erwartungen, heißt es. Die Immobilienwerte zeigen mit dem Renditerückgang bei den Bundesanleihen Relative Stärke. Vonovia sind mit einem Plus von 1,4 Prozent mit Abstand größter DAX-Gewinner.

Kurseinbruch bei Dixons Carphone

In London brechen Dixons Carphone nach einem schwachen Ausblick um 20 Prozent ein. Das Unternehmen stellt für das Fiskaljahr 2018/2019 nur noch einen Vorsteuergewinn von 300 Millionen Pfund in Aussicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Gewinn noch bei 382 Millionen Pfund. Der Gewinnrückgang sei zum Teil auf Einmaleffekte zurückzuführen, allerdings auch auf andauernde Probleme im Mobilfunkgeschäft, so Langton Capital.

===

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.441,77 -1,17 -40,87 -1,77

Stoxx-50 3.076,60 -0,93 -28,82 -3,19

DAX 12.731,40 -1,03 -132,06 -1,44

MDAX 26.348,76 -1,03 -275,43 0,56

TecDAX 2.789,42 -1,53 -43,31 10,30

SDAX 12.391,89 -1,06 -132,51 4,25

FTSE 7.645,37 -1,10 -84,91 0,55

CAC 5.452,51 -1,02 -56,42 2,63

Bund-Future 162,22 0,25 1,88

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:11 Mo, 17.44 % YTD

EUR/USD 1,1579 -0,38% 1,1638 1,1628 -3,6%

EUR/JPY 126,18 -0,76% 126,89 127,14 -6,7%

EUR/CHF 1,1511 -0,33% 1,1553 1,1549 -1,7%

EUR/GBP 0,8727 -0,08% 0,8736 1,1445 -1,8%

USD/JPY 108,97 -0,37% 109,04 109,34 -3,3%

GBP/USD 1,3269 -0,31% 1,3321 1,3308 -1,8%

Bitcoin

BTC/USD 7.446,63 +3,5% 7.124,21 7.278,83 -45,5%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,75 -0,72 -0,14

Deutschland 10 Jahre 0,32 0,35 -0,11

USA 2 Jahre 2,43 2,48 0,54

USA 10 Jahre 2,86 2,93 0,45

Japan 2 Jahre -0,15 -0,15 -0,01

Japan 10 Jahre 0,03 0,04 -0,02

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 66,96 67,88 -1,4% -0,92 +12,1%

Brent/ICE 75,81 75,30 +0,7% 0,51 +16,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.295,23 1.298,11 -0,2% -2,89 -0,6%

Silber (Spot) 16,37 16,48 -0,7% -0,11 -3,3%

Platin (Spot) 906,40 906,00 +0,0% +0,40 -2,5%

Kupfer-Future 3,08 3,08 +0,1% +0,00 -7,4%

===

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

May 29, 2018 09:59 ET (13:59 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu UniCredit S.p.A.mehr Analysen

18.12.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
13.12.24 UniCredit Overweight Barclays Capital
06.12.24 UniCredit Hold Deutsche Bank AG
06.12.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
25.11.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

AIXTRON SE 15,27 0,30% AIXTRON SE
Aroundtown SA 2,90 1,01% Aroundtown SA
Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh 4,30 0,00% Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh
Commerzbank AG (spons. ADRs) 15,20 -3,18% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Commerzbank 15,47 1,31% Commerzbank
Currys PLC Registered Shs 1,08 -0,55% Currys PLC Registered Shs
Deutsche Bank AG 16,50 0,97% Deutsche Bank AG
Grammer AG 4,70 2,17% Grammer AG
Intesa Sanpaolo S.p.A. 3,86 1,22% Intesa Sanpaolo S.p.A.
Intesa Sanpaolo SpA (spons. ADRs) 22,80 0,88% Intesa Sanpaolo SpA  (spons. ADRs)
Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano) 4,32 0,02% Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano)
UniCredit S.p.A. 38,29 1,19% UniCredit S.p.A.
Vonovia SE (ex Deutsche Annington) 29,40 0,31% Vonovia SE (ex Deutsche Annington)

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 984,32 0,68%
FTSE MIB 34 118,19 1,12%