31.12.2015 15:13:48
|
MÄRKTE EUROPA/Kleine Verluste am Silvestertag
FRANKFURT (Dow Jones)--Negative US-Vorgaben und eine neuer Rücksetzer im Ölpreis haben den europäischen Anlegern die Silvesterlaune verdorben. Viele Börsen, darunter die Frankfurter, blieben zwar am letzten Tag des Jahres geschlossen. An einigen Börsen, etwa in Amsterdam, London, Madrid und Paris, wurde am Donnerstag in verkürzten Sitzungen noch gehandelt, wobei die negativen Vorzeichen überwogen. Die Verluste hielten sich allerdings in Grenzen. Der EuroStoxx50 verlor 0,6 Prozent.
Auf Jahressicht gewann der Index 3,8 Prozent. Anleger im DAX, für die das Börsenjahr schon am Mittwoch endete, konnten sich aber über ein Plus von 9,6 Prozent freuen.
Die Umsätze waren am Donnerstag dünn, zumal am Vormittag weder Konjunkturdaten veröffentlicht noch bedeutende Unternehmensnachrichten bekannt wurden. Dazu kam, dass viele Händler in dieser verkürzten Handelswoche abwesend waren. Am Freitag, dem Neujahrstag, ruht der Börsenhandel in ganz Europa. Erst am Montag, dem ersten Handelstag des neuen Jahres, dürfte sich das Geschäft wieder beleben, wenn die meisten Marktteilnehmer aus dem Urlaub an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
In London reagierte die Aktie von Sports Direct am Donnerstag nur anfangs negativ auf die Nachricht, dass der Betreiber einer gleichnamigen Kette von Sportgeschäften seinen Mitarbeitern ab dem kommenden Jahr mehr als den Mindeslohn zahlen wird. Später drehte die Aktie ins Plus und gewann 1,3 Prozent.
Am Devisenmarkt fiel der Euro unter 1,09 Dollar und kostete am frühen Nachmittag 1,0880 Dollar.
Der Ölpreis erholte sich nicht nachhaltig von seinem Rücksetzer von über 3 Prozent am Mittwoch. Das Barrel der europäischen Referenzsorte Brent stieg am Vormittag bis auf 36,78 Dollar, fiel dann aber am frühen Nachmittag zurück auf 36,14 Dollar und kostete somit 0,9 Prozent weniger als zum US-Settlement am Vorabend. Beobachter bezweifeln, dass sich der Ölpreis im neuen Jahr rasch erholen wird. Am Mittwoch hatten Daten des US-Energieministeriums einen überraschend deutlichen Aufbau der US-Ölvorräte gezeigt, und Saudia-Arabien bekräftigte, dass es seine Ölförderung auf dem aktuell hohen Niveau halten will. Ein Abbau des Überangebots scheint also nicht in Sicht.
Der eher maue Jahresausklang lässt fast vergessen, dass zu Beginn des Jahres alles noch viel verheißungsvoller aussah. Die Ankündigung eines Wertpapierkaufprogramms durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Januar verlieh den Börsen Flügel. Der Dax stieg bis April auf ein Jahreshoch von 12.391, der Euro-Stoxx-50 bis auf 3.836 Punkte. Doch dann meldete sich die Schuldenkrise in Europa und damit auch Unsicherheit und Volatilität an den Finanzmärkten wieder zurück.
Die neue griechische Regierung unter Premier Alexis Tsipras von der linken Syriza kündigte die Zusammenarbeit mit den Gläubigern des Landes auf, forderte einen Schuldenerlass sowie ein Ende der Sparpolitik. Wieder einmal hing das Schicksal des kleinen südeuropäischen Landes an einem seidenen Faden, wieder einmal war die Integrität der Eurozone bedroht.
Der Höhepunkt der Krise wurde im Juli erreicht, als die Bevölkerung über den Maßnahmenkatalog der Troika in einem Referendum abstimmte. Trotz eines klaren "Neins" der Griechen gab die Regierung in Athen nur wenige Tages später nach und ebnete so den Weg für das dritte Rettungspaket für das Land. Das Gerangel tat griechischen Aktien allerdings nicht gut - die Börse in Athen verlor auf Jahressicht rund 33 Prozent.
Aber nicht nur in Griechenland gab die Politik die Richtung an den Märkten vor. Der Aufstieg der linken Podemos läutete das Ende des traditionellen Zweiparteiensystems in Spanien ein. Die Folge: Nach den jüngsten Parlamentswahlen gibt es keine klaren Machtverhältnisse im Madrider Parlament mehr. Beobachter schließen Neuwahlen nicht aus. Der spanische Aktienmarkt reagierte verschnupft auf die Unsicherheiten. Der IBEX verlor auf Jahressicht 6,2 Prozent. Aber nicht nur die Politik sorgte für Unruhe.
Im Sommer bestimmten Wachstumssorgen rund um China die Schlagzeilen. Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind vorbei, China befindet sich in einer schwierigen Übergangsphase von einer vom Export hin zu einer von der Binnennachfrage getriebenen Wirtschaft.
Die Angst vor einem chinesischen Wachstumsabsturz veranlasste die US-Notenbank sogar dazu, von der erwarteten Leitzinserhöhung im September abzusehen. An den Märkten kam dies nicht gut an. Die erste Zinserhöhung in den USA seit fast zehn Jahren gab es dann erst im Dezember.
Die Schwäche Chinas und die damit verbundene nachlassende Nachfrage hat den Rohstoff-Superzyklus zum Platzen gebracht. Der Ölpreis der Sorte Brent brach 2015 um mehr als 35 Prozent ein, für Kupfer ging es mehr als 25 Prozent nach unten.
Mit einem Minus von 7,5 Prozent im Stoxx-Universum kam der Ölsektor noch vergleichweise glimpflich davon, der Rohstoffsektor brach um fast 35 Prozent ein und war so mit Abstand die schwächste Branche des Jahres. Die Aktie des einstigen Highflyers Glencore stürzte gleich um fast 70 Prozent ab - Anleger machten sich Sorgen, der Minenbetreiber könnte an seinen hohen Schulden ersticken.
Des einen Freud ist des anderen Leid. Für Touristik- und Airline-Aktien ging es trotz Terroranschlägen unter anderem dank des billigen Öls im Schnitt um rund 20 Prozent nach oben. Das Ryanair-Papier stieg fast um 63 Prozent, TUI schafften ein Plus von 24,3 Prozent. Aktien, die von der - wenn auch moderaten - wirtschaftlichen Erholung Europas profitieren, gehörten ebenfalls zu den Gewinnern des Jahres. Der Bausektor legte 16,5 Prozent zu, Einzelhändler stiegen etwas über 8 Prozent.
Gut lief es auch für Aktien von Finanzdienstleistern, die es auf ein Plus von 19 Prozent brachten. Insbesondere Börsenbetreiber hatten einen guten Lauf. Diese profitierten von der hohen Volatilität an den Märkten. Starke Kursschwankungen haben zur Folge, dass Profianleger ihre Portfolios verstärkt über derivative Produkte absichern müssen. Papiere der Deutschen Börse kamen auf ein Plus von 41,4 Prozent, für die London Stock Exchange ging es rund 25 Prozent nach oben.
Mit Blick auf Einzelaktien waren im Euro-Stoxx-50 Fresenius mit einem Plus von 54 Prozent zusammen mit Airbus mit 56 Prozent die besten Papiere des Jahres. Die Bad Homburger sind gegen konjunkturelle Schwankungen nahezu resistent und bestens aufgestellt, um vom demografischen Wandel zu profitieren. Airbus profitierte derweil von der starken Nachfrage und der Euro-Schwäche - der Flugzeugbauer fakturiert in Dollar.
Verlierer des Jahres im Euro-Stoxx-50 war die Eon-Aktie. Sie kam auf ein Minus von 34,8 Prozent. EON leidet genauso wie RWE unter dem Paradigmenwechsel in der deutschen Energiepolitik nach dem Atomunfall im japanischen Fukushima. Wie hoch die Rechnung für den erzwungenen Ausstieg aus der Atomenergie letztlich für die Betreiber werden wird, weiß niemand. Billig wird es nicht. Daneben leidet der Sektor unter den weiter niedrigen Strompreisen.
An den Devisenmärkten schwangen 2015 wieder einmal die Zentralbanken das Zepter. Einen Schock löste die Schweizer Nationalbank (SNB) Mitte Januar aus, als sie vollkommen überraschend die Bindung des Franken an den Euro aufgab. Der Euro stürzte daraufhin kurzfristig um fast 30 Prozent ab. Der SNB war offenbar die Koppelung zu teuer geworden. Seitdem hat sich die Einheitswährung zwar erholt. Auf Jahressicht wertete sie dennoch um 9,8 Prozent gegen den Franken ab.
Nur wenige Tage nach der SNB-Entscheidung verkündete EZB-Präsident Mario Draghi die Auflage eines Wertpapierkaufprogramms (QE) in der Eurozone. Der Euro gab von rund 1,22 Dollar auf Tiefstände von knapp unter 1,05 im März nach. Seitdem hat sich die Einheitswährung zwar wieder etwas erholt, unter anderem weil die EZB auf ihrer Dezember-Sitzung das Kaufprogramm nicht in dem erwarteten Maße ausweitete. Es bleibt aber ein Minus von knapp 10,2 Prozent gegen den Dollar.
Auch an den Anleihemärkten gaben die Zentralbanken den Ton an. Die Ankündigung von QE durch die EZB löste massive Käufe in Bundesanleihen aus. Die Rendite der zehnjährigen Anleihen, die sich umgekehrt zum Anleihekurs entwickelt, fiel von 35 auf knapp 5 Basispunkte zurück, was sich als Übertreibung herausstellen sollte. "Anleihekönig" Bill Gross von Janus Capital sprach von einer einmaligen Shortgelegenheit. Er sollte Recht behalten: Ende des Jahres steht die Rendite bei 63 Basispunkten.
Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.267,52 -20,46 -0,6% +3,8% Stoxx-50 3.105,70 -12,37 -0,4% +3,4% Stoxx-600 366,46 -1,24 -0,3% +7,0% XETRA-DAX 10.743,01 -117,13 -1,1% +9,6% FTSE-100 London 6.242,32 -31,73 -0,5% -4,9% CAC-40 Paris 4.637,06 -40,08 -0,9% +8,5% AEX Amsterdam 441,82 -4,37 -1,0% +4,1% ATHEX-20 Athen 180,83 +3,62 +2,0% -31,7% BEL-20 Bruessel 3.700,30 -33,72 -0,9% +13,7% BUX Budapest 23.920,65 -43,82 -0,2% +43,8% OMXH-25 Helsinki 3.359,38 -17,51 -0,5% +12,4% ISE NAT. 30 Istanbul 89.378,89 -982,08 -1,1% -15,8% (MORE TO FOLLOW) Dow Jones NewswiresDecember 31, 2015 08:43 ET (13:43 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 08 43 AM EST 12-31-15
-2 of 2- 31 Dec 2015 13:43:00 UTC DJ MÄRKTE EUROPA/Kleine Verluste am Silvestertag -2-
OMXC-20 Kopenhagen 1.014,17 +0,08 +0,0% +36,2%
PSI 20 Lissabon 5.317,67 -4,50 -0,1% +10,7%
IBEX-35 Madrid 9.544,20 -97,70 -1,0% -7,2%
FTSE-MIB Mailand 21.418,37 -242,96 -1,1% +12,7%
RTS Moskau 757,04 -12,60 -1,6% -4,3%
OBX Oslo 538,98 -0,13 -0,0% +2,9%
PX-GLOB Prag 1.240,95 +1,62 +0,1% +4,8%
OMXS-30 Stockholm 1.446,82 -6,12 -0,4% -1,2%
WIG-20 Warschau 1.859,15 -34,17 -1,8% -19,7%
ATX Wien 2.396,94 +0,67 +0,0% +11,0%
SMI Zuerich 8.818,09 -64,92 -0,7% -1,8%
===
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 13.29 Mi, 17.50 Uhr
EUR/USD 1,0883 -0,06% 1,0890 1,0916
EUR/JPY 131,05 -0,09% 131,16 131,63
EUR/CHF 1,0833 0,08% 1,0824 1,0796
USD/JPY 120,42 -0,01% 120,43 120,57
GBP/USD 1,4825 -0,03% 1,4830 1,4833
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mpt/raz/cln
(END) Dow Jones Newswires
December 31, 2015 08:43 ET (13:43 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 08 43 AM EST 12-31-15
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu RWE AG (spons. ADRs)mehr Nachrichten
05.12.24 |
RWE-Aktie in Rot: Verkauf von Amprion-Beteiligung (Dow Jones) | |
13.11.24 |
RWE-Aktie sehr stark: RWE wird trotz Ergebnisrückgang optimistischer für Jahresprognose (finanzen.at) | |
12.11.24 |
Ausblick: RWE stellt Zahlen zum jüngsten Quartal vor (finanzen.net) | |
31.10.24 |
RWE-Aktie trotzdem rot: RWE darf Offshore-Windpark in Dänemark errichten - Genehmigung erteilt (Dow Jones) | |
29.10.24 |
Erste Schätzungen: RWE zieht Bilanz zum abgelaufenen Quartal (finanzen.net) | |
14.08.24 |
RWE-Aktie schwächelt dennoch: RWE hat Prognosen in erstem Halbjahr geschlagen (finanzen.at) | |
13.08.24 |
Ausblick: RWE stellt das Zahlenwerk zum vergangenen Quartal vor (finanzen.net) | |
30.07.24 |
Erste Schätzungen: RWE stellt Quartalsergebnis zum abgelaufenen Jahresviertel vor (finanzen.net) |
Analysen zu RWE AG (spons. ADRs)mehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
Airbus SE (ex EADS) | 167,12 | 0,23% | |
Deutsche Börse AG | 234,90 | -0,04% | |
E.ON sp. ADRs | 10,60 | -0,93% | |
Fresenius SE & Co. KGaA (St.) | 36,83 | -0,14% | |
Glencore plc | 4,44 | 0,69% | |
London Stock Exchange (LSE) | 143,42 | -0,65% | |
RWE AG (spons. ADRs) | 28,20 | 0,00% |
Indizes in diesem Artikel
Dow Jones | 44 425,67 | -0,31% |