14.03.2016 08:46:47

MÄRKTE EUROPA/Kein Störfeuer durch Landtagswahlen für Börsen

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa wird mit einem freundlichen Start in die Woche gerechnet. In Deutschland steht zunächst das Ergebnis der drei Landtagswahlen vom Wochenende im Fokus. Gleichwohl wird der Einfluss des Wählervotums auf Europa und die europäischen Börsen von Marktteilnehmern als begrenzt eingestuft. Dies ist unter anderem am Euro abzulesen, der kaum verändert zum Freitag bei 1,1160 Dollar in den Handel startet. Mit guten Vorgaben von den asiatischen Börsen wird der Dax am Morgen zunächst 0,5 Prozent fester bei 9.882 Punkten erwartet. Auch der Euro-Stoxx-50 wird 0,5 Prozent fester gesehen.

   Für Diskussionsstoff sorgen die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, die die politische Landschaft in Deutschland ordentlich durcheinander gewirbelt haben. Für CDU und SPD sind die Ergebnisse eine schmerzhafte Schlappe, die AfD feiert hingegen einen großen Triumph. "Es ist ein schwerer Rückschlag für Bundeskanzlerin Merkel", heißt es von Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank. Das Ergebnis ihrer Partei sei wesentlich hinter den Umfragen zurückgeblieben. Den Einfluss auf die Bundestagswahlen im kommenden Jahr stuft er dagegen als begrenzt ein.

   Der Druck auf die Bundesregierung zu einer schnellen Lösung der Migrationskrise nimmt nach Aussage von Schmieding weiter zu. Das könnte die Flüchtlingskrise aus den Schlagzeilen bringen und der AfD den Wind aus den Segeln nehmen. Die Gefahr eines Endes der Regierung Merkel sei gering, auch weil ein potenzieller Nachfolger fehle. Für die kommenden Bundestagswahlen habe die Bundeskanzlerin mit dem Wiedererstarken der FDP möglicherweise sogar eine Option mehr als zuletzt. "Die politischen Risiken in Deutschland stehen auf der Liste der Probleme für die absehbare Zukunft alles andere als weit oben", so das Fazit des Berenberg-Chefvolkswirts.

   Nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank in der Vorwoche steht die Geldpolitik in den kommenden Tagen erneut im Fokus. Am Dienstag trifft sich die Bank of Japan, am Mittwoch steht das Ergebnis der US-Notenbank an und am Donnerstag tritt die Bank of England zusammen. Die Geldpolitik der Notenbanken ist aktuell der große Treiber an den Börsen, daher versprechen die kommenden Tage sehr spannend zu werden. "Nach der Tagung der EZB ist vor der Tagung des FOMC", heißt es am Morgen von Dirk Gojny, Anleihestratege der National Bank.

   Das Hauptaugennmerk der Börse richtet sich auf den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank. Aufgrund der fehlenden Vorbereitung eines weiteren Leitzinsschrittes erwartet Gojny kurzfristig keine weitere Leitzinserhöhung. Die Fed-Fund-Futures preisen zudem eine Anhebung der Leitzinsen in dieser Woche nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 4 Prozent ein. Am Ende der Woche steht dann der große Verfalltermin am Terminmarkt an. Die niedrige Volatilität spricht zunächst für einen ruhigen Start in die Woche. Überraschungen durch die Notenbanken dürften allerdings hohe Kursschwankungen nach sich ziehen.

   Die Konsolidierungsfantasie in der Branche der europäischen Telekommunikationanbieter sollte deren Aktien weiter stützen. Vivendi hat den Anteil an Telecom Italia nun auf 24,9 Prozent erhöht, also bis unmittelbar unter die Schwelle, an der ein Übernahmeangebot vorgelegt werden müsste. "Die Spekulation auf eine Konsolidierung sollte die Kurse weiter nach oben treiben", sagt ein Händler. Vorbörslich zeichnen sich zumindest für Vivendi Verluste ab.

   Laut Mediobanca könnte die Konsolidierung bald starten. In Zukunft werde lediglich Raum für einige wenige Großunternehmen bleiben, so das Haus bereits in der vergangenen Woche. Daneben steht die Branche laut Händlern mit der CeBIT im Blick. Hier geht es unter anderem um die Unterstützung neuer Trends wie dem autonomen Fahren durch den Mobilfunk.

   Im Plus wird die Aktie von Salzgitter erwartet, bei Tradegate klettert der Kurs vorbörslich um knapp 3 Prozent. Positiv wird die Meldung von Freitag gewertet, dass die Salzgitter-Beteiligung Europipe Rohre für die Pipeline Nord Stream 2 liefern soll. Europipe hat einen Auftrag über die Lieferung Rohren im Umfang von 890.000 Tonnen für den dritten und vierten Strang der Ostsee-Pipeline erhalten. Europipe gehört zur Hälfte dem Salzgitter-Konzern und zur anderen Hälfte den Dillinger Hüttenwerken.

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