MÄRKTE EUROPA/Griechenland-Drama belastet - Bilfinger zerlegt sich

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Auf und Ab an den Börsen in Europa dauert am Donnerstag an. Die Nachrichtenlage im Griechenland-Drama gibt dabei die Richtung vor. Dabei sind die Kursausschläge weiterhin sehr groß. Ein Kursdesaster erlebt derweil die Aktie von Bilfinger. Eine neue Gewinnwarnung des Baudienstleisters lässt den Kurs um 13 Prozent einbrechen auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren. Der Dax verliert am Mittag 0,6 Prozent auf 10.913 Punkte, während er am Vormittag bereits bei 10.806 Punkten sein Tief gesehen hat. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,6 Prozent auf 3.407 Punkte nach.

   Auf die Stimmung drückt auch der feste Euro, der in Folge der Fed-Sitzung über 1,14 Dollar steigt. Die US-Notenbank hat am Vorabend die seit einiger Zeit immer wieder aufgeschobene Zinswende fester ins Auge gefasst. Jedoch könnte der Zinspfad etwas flacher ausfallen als bislang angenommen. Das belastet den Dollar auf breiter Front. In den vergangenen Wochen war die Gemeinschaftswährung immer wieder am Sprung über 1,14 Dollar gescheitert. Sollte der Ausbruch diesmal gelingen, liegt beim Hoch vom 15. Mai bei 1,1469 Dollar die nächste Zielmarke, wie Ralf Umlauf von der Helaba sagt.

   Investoren nehmen vor dem Treffen der Eurogruppe zum Thema griechische Schuldenmisere von Aktienkäufen Abstand, wie schon so oft in den vergangenen Wochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Vorfeld nochmals auf der Erfüllung der vereinbarten Bedingungen durch Griechenland bestanden und vor den Beratungen beim Euro-Finanzministertreffen kein Entgegenkommen gegenüber Athen gezeigt. "Ich bin unverändert überzeugt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagte Merkel.

   Die Serie der Gewinnwarnungen bei Bilfinger reißt auch mit dem Wechsel an der Spitze des Konzerns nicht ab. Nach einem rabenschwarzen Jahr 2014, einem enttäuschenden ersten Quartal und der jüngsten einer ganzen Reihe von Gewinnwarnungen erst im April überraschte der Baudienstleister am Mittwochabend erneut mit einer schlechten Nachricht: Wegen der andauernden Probleme im Kraftwerksgeschäft wird der Bereich Power verkauft.

   Die Analysten von UBS argumentieren, das Segment habe nach der Gewinnwarnung nun "wenig oder keinen Wert" mehr. Sie stellen mit Blick auf die Finanzierung des künftigen Wachstums bei Bilfinger die "Kapitalfrage". Auch nach dem Verkauf des Segments bleibe eine Reihe von Problemen. In der Industriesparte zeige das Geschäftsfeld Öl und Gas Schwäche.

   Schwache Quartalszahlen des US-Kontrahenten Oracle lassen auch die Aktien von SAP um 1,4 Prozent nachgeben. Aufgrund des starken Dollar hat der US-Konzern weniger verdient und umgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Oracle-Aktien fielen am Mittwoch im nachbörslichen US-Handel um 7 Prozent.

   Der Abschied des TV-Moderators Stefan Raab vom Fernsehgeschäft lässt die Aktien von ProSiebenSat.1 um 1,2 Prozent nachgeben. Raabs Formate "TV-total", "Schlag den Raab" und "WOK-WM" wiesen überdurchschnittliche Einschaltquoten in ihren Zielgruppen auf, sagt Harald Heider von der DZ Bank. Diese werde der Sender kompensieren und in neue Unterhaltungsformate investieren müssen.

   Nach dem 4-prozentigen Anstieg der Südzucker-Aktie am Mittwoch gibt der Kurs diesen Gewinn fast komplett wieder ab. Laut Händlern hat Goldman Sachs die Aktie von "Neutral" auf "Verkaufen" gesenkt. Wacker Chemie verbilligen sich um 2,2 Prozent. Einem Händler zufolge lasten fallende Preise für Polysilizium auf dem Kurs des Unternehmens, das aus dem Material Vorprodukte für Halbleiter herstellt.

   Kräftige Kursverluste müssen wieder einmal die Banken in Griechenland hinnehmen, so verlieren Alpha Bank 6 Prozent und Eurobank Ergasias 3 Prozent. Den griechischen Geschäftsbanken dürften unruhige Zeiten bevorstehen. Sie stehen im Zentrum der Tumulte im Falle einer Trennung Griechenlands vom Rest der Eurozone. An den Finanzmärkten machen sich deshalb erhebliche Ängste breit. Investoren quer durch Europa fürchten sich vor massiven Verlusten bei einem Kollaps des griechischen Finanzsystems.

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