17.12.2015 19:00:47

MÄRKTE EUROPA/Fed schafft erfolgreiche Zinswende

   Von Manuel Priego-Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einer Kursrally haben Europas Aktien am Donnerstag auf die erste Zinserhöhung in den USA seit fast zehn Jahren reagiert. Die Federal Reserve hatte am Vorabend, wie von den Börsianern mehrheitlich erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent erhöht. Im Handel war von Erleichterung die Rede. Der Euro wertete gegen den Dollar nach der Entscheidung bis Börsenschluss kräftig auf 1,808 ab, was europäische Aktien zusätzlich stützte.

   Der Dax stieg 2,6 Prozent auf 10.738 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gewann 1,8 Prozent auf 3.306 Zähler. In ihrer Pressekonferenz hatte Fed-Chefin Janet Yellen gesagt, dass die "Zinserhöhung das Ende einer außergewöhnlichen Ära markiert". Zugleich waren die Währungshüter bemüht, den geldpolitischen Schlag mit taubenhaften Äußerungen abzumildern. Yellen zeigte sich zuversichtlich, dass der geldpolitische Normalisierungsprozess geschmeidig verlaufen werde. Es sei wichtig, die Bedeutung der ersten Zinserhöhung nicht zu dramatisieren.

   An den Börsen wurde heftig darüber spekuliert, wieviele Zinsschritte im kommenden Jahr folgen werden. Die US-Notenbank hatte für 2016 vier Erhöhungen in Aussicht gestellt. Die BayernLB erwartete dagegen weiterhin einen deutlich flacheren Zinspfad. Kevin O'Nolan, Fondsmanager bei Fidelity International, schloss dagegen nicht aus, dass die Fed die Zinsen 2016 schneller anheben wird als erwartet.

   Auch wenn die Fed nun den ersten Schritt gegangen ist, ist das zukünftige Tempo entscheidend für den Kapitalmarkt. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten. Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Fed darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet", so Christopher Probyn, Chef-Ökonom bei State Street Global Advisors.

   Für die Devisenstrategen der Commerzbank liegt es zum Großteil in der Hand der Fed-Präsidentin selbst, die Konditionen für weitere Zinserhöhungen zu kreieren. Sollte sie die Zinserwartungen zu stark schüren und damit eine zu schnelle Aufwertung des US-Dollars auslösen, die wiederum den Preisauftrieb zu bremsen drohe, könne sie selbst gegensteuern, in dem sie zu diesem Zeitpunkt eine Zinspause einlege. Für die Marktteilnehmer bedeute das, dass es nicht ausreiche, auf die US-Daten alleine zu schauen, um die Erwartungen für den Zeitpunkt des nächsten Zinsschrittes zu formen.

   Keine Rolle spielte der etwas unter den Erwartungen ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex. Der Index ging im Dezember leicht zurück auf 108,7 nach 109,0 Punkten im Vormonat, während eine unveränderte Notierung erwartet worden war. "Das ist eine Minimalabweichung auf einem sehr hohen Niveau", so ein Händler. Daher habe der Index nicht belastend gewirkt, sondern sei wegen seines hohen Standes eher positiv interpretiert worden. Wie die Helaba anmerkte: "Das Wachstumsszenario bleibt intakt", sagte Analyst Ralf Umlauf.

   Von den höheren US-Leitzinsen profitieren mittelfristig die Bankenaktien. "Vor allem die Finanzwerte haben sich in der Vergangenheit stets sehr stark entwickelt, sobald Zentralbanken die Zinsen erhöht haben", sagte Stefan Kreuzkamp, CIO im Asset Management der Deutschen Bank. Kreuzkamp nannte Finanzwerte neben dem Technologiesektor und zyklischen Konsumgütern die Hauptprofiteure steigender Zinsen. Der europäische Subindex der Banken legte um 1,9 Prozent zu.

   Der europäische Automobilsektor stieg sogar um 2,8 Prozent. "Autos zählen zu den kostspieligsten Konsumgütern", sagt ein Händler. Gerade die Frühphase eines Zinserhöhungszyklus sei von Käufen solcher Güter gekennzeichnet. Diese Käufe resultierten aus einer dynamischen Entwicklung der Beschäftigung mit einer damit verbundenen hohen Arbeitsplatzsicherheit und der Aussicht auf steigende Einkommen. Dazu komme eine anziehende Kreditvergabe von Banken dank höherer Zinsen.

   Casino verloren an der Pariser Börse 11,5 Prozent nach einer kritischen Studie von Muddy Waters Research. Muddy Waters wirft dem französischen Einzelhändler vor, mit Bilanztricks seine Ergebnisse zu schönen. Casino sei eines der am meisten überbewerteten und falsch verstandenen Unternehmen überhaupt, hieß es. Muddy Waters gab zugleich bekannt, eine Shortposition in Casino-Aktien aufgebaut zu haben. Die Gesellschaft ist auf Leerverkäufe spezialisiert und hat sich vor allem mit kritischen Berichten zu chinesischen Unternehmen einen Namen gemacht.

   Nach einem deutlichen Umsatzanstieg in der Sparte B&O Play im zweiten Quartal gewannen Bang & Olufsen 13 Prozent auf 82,50 dänische Kronen. Sydbank verwies auf das gewachsene Vertriebsnetz. Das Unternehmen müsse aber noch zeigen, dass sich höhere Umsätze auch in steigenden Gewinnen widerspiegelten. Die Analysten rechnen nicht mit einem operativen Gewinn im laufenden Geschäftsjahr. Zuletzt gab es Spekulationen, dass das angeschlagene dänische Unternehmen übernommen werden könnte. Sydbank glaubt, dass eine Kaufofferte im Bereich von 100 Kronen liegen werde.

   Im DAX stieg die Aktie der Deutschen Börse um 3,6 Prozent. Das Sentiment wurde gestützt durch Aktienkäufe durch Börsenchef Carsten Kengeter. Gegen den Trend gab die K+S-Aktie 0,6 Prozent nach. Fundamentale Gründe waren im Handel nicht bekannt. Möglicherweise hätten die Verluste im Zusammenhang mit dem Großen Verfall am Freitag gestanden, mutmaßte ein Teilnehmer. Im MDAX legte die Aktie von METRO um 2,6 Prozent zu, nachdem die Analysten der HSBC den Einzelhändler laut Händlern in das Super-10-Portfolio aufgenommen hatten.

   Europäische Schlussstände von Donnerstag, den 17. Dezember 2015:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.306,47 +59,69 +1,8% +5,1% Stoxx-50 3.095,83 +38,28 +1,3% +3,1% Stoxx-600 364,90 +4,47 +1,2% +6,5% XETRA-DAX 10.738,12 +268,86 +2,6% +9,5% FTSE-100 London 6.102,54 +41,35 +0,7% -7,1% CAC-40 Paris 4.677,54 +52,87 +1,1% +9,5% AEX Amsterdam 438,97 +5,14 +1,2% +3,4% ATHEX-20 Athen 181,97 +6,17 +3,5% -31,3% BEL-20 Brüssel 3.676,09 +60,64 +1,7% +11,9% BUX Budapest 23.703,08 +9,70 +0,0% +42,5% OMXH-25 Helsinki 3.356,68 +32,84 +1,0% +12,3% ISE NAT. 30 Istanbul 90.427,31 +1047,25 +1,2% -14,8% OMXC-20 Kopenhagen 998,27 +11,86 +1,2% +34,1% PSI 20 Lissabon 5.213,69 +64,30 +1,2% +10,0% IBEX-35 Madrid 9.878,50 +167,50 +1,7% -3,9% FTSE-MIB Mailand 21.523,10 +312,87 +1,5% +13,2% RTS Moskau 792,07 +7,05 +0,9% +0,2% OBX Oslo 534,87 -4,22 -0,8% +2,1% PX-GLOB Prag 1.207,75 +1,12 +0,1% +2,0% OMXS-30 Stockholm 1.438,32 +10,30 +0,7% -1,8% WIG-20 Warschau 1.840,57 +36,89 +2,0% -20,5% ATX Wien 2.366,19 -22,71 -1,0% +9,5% SMI Zuerich 8.656,30 +52,22 +0,6% -3,6%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0805 -0,53% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 132,66 -0,18% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0787 -0,20% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,78 0,36% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4871 -0,65% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   December 17, 2015 12:30 ET (17:30 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 30 PM EST 12-17-15

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