05.02.2015 10:52:32
|
MÄRKTE EUROPA/EZB sorgt für Kursdebakel in Athen
Von Manuel Priego Thimmel
Nach Tagen der Entspannung bricht die Krise rund um Griechenland an den Finanzmärkten wieder durch. Wie die EZB am Mittwochabend mitteilte, akzeptiert sie ab 11. Februar keine griechischen Staatsanleihen oder andere, vom griechischen Staat garantierten Papiere mehr als Sicherheit für die Versorgung der Banken mit Liquidität. Die dadurch entstehende Liquiditätslücke muss die griechische Zentralbank nun auf eigene Rechnung schließen. Das schürt an den Finanzmärkten Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone.
Der Dax verliert im frühen Geschäft 0,2 Prozent auf 10.891 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,7 Prozent auf 3.390 nach unten. Phasenweise panikartige Verkäufe gibt es derweil in Athen, vor allem Bankenaktien verlieren massiv an Wert. Der Börsenindex FTSE/Athex gibt um fast 7 Prozent nach, gleich zu Beginn des Handels war er um 11 Prozent eingeknickt.
Die von der EZB nun ausgeschlossenen Papiere haben schon länger nicht mehr das für geldpolitische Operationen der EZB notwendige Mindestrating von "BBB-". Darüber hatte die EZB bisher nur deshalb hinweggesehen, weil sich Griechenland in einem Anpassungsprogramm von EU, IWF und EZB befand. Diese Annahme gilt aber nicht mehr, nachdem die neue Regierung in Athen die Zusammenarbeit mit der Troika aufgekündigt hat.
Die Renditen auf griechische Staatsanleihen ziehen daraufhin kräftig an; bei zweijährigen Staatsanleihen beispielsweise um 90 Basispunkte auf knapp über 17 Prozent. Als sicher geltende Bundesanleihen sind in dem Umfeld gesucht. Deren Rendite fällt um 3 Basispunkte auf 0,34 Prozent.
Der Euro reagierte am Mittwochabend bereits mit deutlichen Einbußen auf die EZB-Maßnahme. Von gut 1,1410 Dollar rutschte er zunächst um 1 Cent ab, zeigt sich inzwischen mit 1,1375 aber wieder erholt. Die Commerzbank zeigt sich überrascht von der EZB-Ankündigung. "Eigentlich war erwartet worden, dass die EZB das offizielle Ende des Programms Ende des Monats abwartet", sagt Analyst Ulrich Leuchtmann. Dass die EZB schon unmittelbar nach dem Besuch von Finanzminister Yanis Varoufakis aktiv geworden sei, habe starke Signalwirkung. "So, wie Griechenlands Regierung es vorhat, läuft es mit der EZB nicht", resümiert Leuchtmann. Im weiteren Tagesverlauf trifft sich der griechische Finanzminister Varoufakis mit seinem deutschen Amtskollegen Schäuble.
IG warnt davor, dass die EZB-Ankündigung einen neuen Run auf die griechischen Banken auslösen könnte. Für die Commerzbank droht zwar kein unmittelbarer Kollaps der griechischen Banken, denn diese könnten sich mit Notkrediten (Emergency-Liquidity-Assistance - ELA) der eigenen Notenbank über Wasser halten. Allerdings könnte die EZB die Vergabe dieser ELA jederzeit untersagen, was einem Rausschmiss Griechenlands aus dem Euroraum gleichkäme.
Der Bankensektor außerhalb Griechenlands leidet unterdessen vor allem unter einem WSJ-Bericht über neue Untersuchungen gegen die UBS wegen Steuerhinterziehungen in den USA. "Wie erwartet wird das nicht als UBS-Story sondern als Belastungsfaktor für die ganze Branche gesehen", sagt ein Händler. Die Sorge sei groß, dass das als abgehakt betrachtete Problem erneut auftauche und in Milliarden-Strafzahlungen enden könnte. Vor allem Investmentbanken stehen daher europaweit unter Druck. BNP Paribas fallen um 3,7 Prozent, obwohl die Bank als ordentlich bezeichnete Geschäftszahlen veröffentlicht hat. Der Banken-Index verliert 1,2 Prozent.
Schlechter liegt nur noch der Index der Öl-Und Gaswerte im Markt. Er verliert 1,5 Prozent, weil es mit den Ölpreisen wieder steil abwärts geht. Nach der 20-Prozent-Rally seit Freitag der Vorwoche ist der WTI-Preis wieder deutlich unter die 50-Dollar-Marke zurückgefallen. Brent-Öl kostet nur noch 53,47 Dollar, verglichen mit Tageshochs am Mittwoch von 58 Dollar. Für den Kursrutsch sorgen unter anderem deutlich gestiegen US-Ölvorräte.
Als "durchwachsen" bezeichnen Händler die Zahlen der Munich Re. Die Einnahmen bei den Bruttoprämien lägen leicht unter der Erwartung, ebenso der Nettogewinn. Besser als gedacht ausgefallen seien das Anlageergebnis und die deutlicher erhöhte Dividende. Munich Re fallen um 0,4 Prozent.
Gegen den Trend geht es für die Daimler-Aktie nach oben. Sie steigt um 2,1 Prozent. Händler sprechen von "ausgezeichneten" Geschäftszahlen des Autobauers. "Die Erwartungen waren ja schon im Vorfeld wegen der Rekordverkäufe sehr hoch, aber sie haben es geschafft, auch die noch zu übertreffen. Höher als von den Analysten erwartet fällt mit 2,45 Euro die vorgeschlagene Dividende aus, merkt die DZ-Bank an.
Im Pharmasektor gibt die AstraZeneca-Aktie um 2,2 Prozent nach. Hier belastet der Umsatzausblick. Der britische Pharmakonzern hat für 2015 einen prozentualen Rückgang des Umsatzes im mittleren einstelligen Bereich angekündigt. Nach guten Geschäftszahlen geht es für das Papier von Sanofi 2,4 Prozent nach oben.
Im TecDax treiben gute Geschäftszahlen die Cancom-Aktie um 3,8 Prozent an. Im SDAX steht die Aktie von Borussia Dortmund unter Druck. Sie verliert 6,8 Prozent, nachdem der Fußballbundesligist am Donnerstag erneut verloren hat und weiter am Tabellenende steht. "Wer noch die Hoffnung hatte, dass die Borussen es ins internationale Geschäft schaffen, der dürfte diese Hoffnung jetzt aufgeben", sagt ein Händler. Am Markt preise man erhoffte Umsätze und Gewinne aus Europe- oder Champions-League weiter aus.
DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Mi, 17.40 Uhr EUR/USD 1,1375 +0,4% 1,1335 1,1422 EUR/JPY 133,48 +0,4% 132,91 134,33 EUR/CHF 1,0536 +0,6% 1,0474 1,0560 USD/JPY 117,33 +0,0% 117,32 117,62 GBP/USD 1,5235 +0,4% 1,5181 1,5218 Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.comDJG/gos
(END) Dow Jones Newswires
February 05, 2015 04:21 ET (09:21 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 21 AM EST 02-05-15
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Sanofi S.A.mehr Nachrichten
Analysen zu Sanofi S.A.mehr Analysen
11:38 | Sanofi Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
23.01.25 | Sanofi Buy | UBS AG | |
16.01.25 | Sanofi Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
07.01.25 | Sanofi Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
07.01.25 | Sanofi Outperform | Bernstein Research |
Aktien in diesem Artikel
AstraZeneca PLC (spons. ADRs) | 65,00 | -0,76% | |
BNP Paribas S.A. | 63,58 | 0,05% | |
BVB (Borussia Dortmund) | 3,24 | 0,78% | |
CANCOM SE | 24,30 | 1,33% | |
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) | 56,72 | 1,54% | |
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) | 522,80 | -0,15% | |
Sanofi S.A. | 99,88 | 0,15% |
Indizes in diesem Artikel
SDAX | 14 333,04 | 0,89% |