04.07.2013 11:09:32
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MÄRKTE EUROPA/Deutliche Entspannung in Portugal
Von Manuel Priego Thimmel und Steffen Gosenheimer
Anzeichen für eine Annäherung der politischen Kräfte in Portugal sorgen an der Börse in Lissabon für eine kräftige Erholung. In deren Sog geht es auch an den anderen Börsen in Europa aufwärts. Die kleine konservative Regierungspartei CDS-PP ist auf das Angebot von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho eingegangen, über einen Ausweg aus der politischen Krise zu verhandeln. Kreisen zufolge sind die ersten Gespräche "sehr konstruktiv" verlaufen. Das schürt Hoffnung, dass die Parteien einen Weg finden, gemeinsam in der Regierung zu bleiben.
Die Börse in Lissabon steigt um 3,3 Prozent, nachdem die Aktien dort am Dienstag um 5,3 Prozent eingebrochen waren. Der Dax legt um 0,7 Prozent auf 7.880 Punkte zu, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,7 Prozent auf 2.587 nach oben.
Die größten Gewinner am portugiesischen Aktienmarkt sind die Bankenaktien, die am Vortag noch massiv unter Druck gestanden hatten, Die Börsenaufsicht des Landes hat deswegen für den Donnerstag ein Verbot von Leerverkäufen von vier Aktien verfügt, darunter drei Bankenaktien. Die betreffenden Papiere sollten vor zu heftigen Kursschwankungen vor dem Hintergrund der schwelenden Regierungskrise geschützt werden, hieß es zur Begründung der Maßnahme. Banif-Banco Internacional do Funchal gewinnen gut 10 Prozent, Banco Comercial Portugues über 8 Prozent und Banco Espirito Santo knapp 8 Prozent. Die ebenfalls vom Leerverkaufsverbot betroffenen Sonae Industria verbessern sich um gut 6 Prozent.
Die Entspannung spiegelt sich auch am Anleihemarkt wider. Die Renditen portugiesischer zehnjähriger Benchmarkanleihen fallen um 21 Basispunkte auf 7,25 Prozent zurück, nachdem sie am Vortag zeitweise auf über 8 Prozent gestiegen waren.
Gleichwohl gilt ein Niveau von über 7 Prozent allgemein hin als dauerhaft nicht tragbar für einen Staat. Allerdings ist Portugal zumindest für das laufende Jahr voll durchfinanziert, muss also keine Anleihen mehr begeben. Insofern wirkt sich der gestiegene Zins bislang noch nicht negativ auf die Finanzsituation des Landes aus. Leicht nach unten geht es auch mit den Marktzinsen an den spanischen und italienischen Anleihemärkten.
Nach Ansicht von Christian Schulz, Volkswirt bei der Berenberg Bank, wäre das Vermeiden von Neuwahlen das beste Ergebnis für Portugal und für Europa. Neuwahlen würden unweigerlich für Unsicherheiten sorgen und vermutlich die Stimmung in den Unternehmen und an den Märkten belasten. "Damit würden auch Investitionen zurückgehalten, die Portugal und die Eurozone brauchen, um der Rezession zu entfliehen", sagt Schulz.
Am Devisenmarkt erholt sich der Euro und notiert bei knapp 1,30 Dollar, nachdem er am Mittwoch bis auf 1,2930 nachgegeben hatte. Neue Impulse könnten am Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen. Die dürfte den Leitzins zwar bei 0,50 Prozent bestätigen spannender dürfte aber die anschließende Pressekonferenz mit Mario Draghi werden, zumal nach den jüngsten Entwicklung in Portugal. Die Credit Agricole hält es für sehr unwahrscheinlich, dass der EZB-Präsident zum jetzigen Zeitpunkt auf die durch die Krise in Portugal wieder gestiegene Risikoprämien in der Eurozone reagieren wird.
Solange die Lage in Gemeinsamen Währungsraum nicht eskaliere und sich zu einer Panik an den Märkten ausweite, dürfte sich die EZB vielmehr auf die Fundamentaldaten konzentrieren. Draghi dürfte erneut betonen, dass ein Exit der EZB - im Gegensatz zur US-Notenbank - gegenwärtig kein Thema ist. In London tagt die Bank of England, erstmalig unter ihrem neuen Notenbankgouverneur Mark Carney. Analysten erwarten auch hier, dass der Leitzins bestätigt wird, ebenso das Volumen der Anleihekäufe von 375 Milliarden Pfund.
Am Aktienmarkt steht die Celesio-Aktie weiter unter Druck. Der Pharmagroßhändler hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass Vorstandschef Pinger mit sofortiger Wirkung abberufen wurde. Daraufhin verlor die Aktie 7 Prozent und gibt nun um weitere 6,5 Prozent nach. Die Analysten von Jefferies haben die Aktie am Morgen auf "Hold" zurückgestuft haben, was zunächst für weiteren Druck sorgt. Einige Händler sehen den Kursrückgang derweil zumindest unter längerfristigen Gesichtspunkten als Kaufgelegenheit.
Keine Ruhe findet die Commerzbank-Aktie, die um weitere 3 Prozent auf 5,65 Euro fällt. "Solange der Abwärtstrend intakt ist, greift niemand in das fallende Messer", sagt ein Marktteilnehmer. Alle Probleme wie möglicher Wertberichtigungsbedarf in den Schiffskrediten sind zwar schon lange bekannt, doch offenbar steht die Aktie derzeit unter dem Motto "die Baisse nährt die Baisse". "Die Leute haben die Schnauze einfach voll", brachte ein Händler die Stimmung bereits am Mittwochabend auf den Punkt. Seit Jahresbeginn hat sich der Commerzbank-Kurs fast halbiert.
Europaweit liegen Autotitel an der Spitze der Gewinner. "In den USA läuft der Absatz weiter gut, und in China stabilisiert sich die Lage", sagt ein Händler. Im wichtigen Absatzland China hat sich der Interbanken-Handel komplett normalisiert. Größter Gewinner sind Peugeot mit einem Plus von 5,5 Prozent, nachdem Goldman Sachs die Aktien auf die "Conviction Buy List" genommen hat. Der Branchenindex legt um 1,9 Prozent zu.
SGL-Carbon-Aktien verlieren 4,1 Prozent, nachdem die Deutsche Bank das Papier auf "Sell" von "Hold" gesenkt hat.
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