26.01.2015 16:40:33

MÄRKTE EUROPA/DAX in Rekordlaune - Athen nach Wahl der Verlierer

   Von Thomas Leppert

   Die Stimmung an den Börsen in der Eurozone ist überwiegend positiv. Weiterhin trägt das von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigte Anleihekaufprogramm die Indizes von einem Hoch zum nächsten. So handelt der Dax zum Wochenstart bereits den siebten Tag in Folge auf Rekordhoch. Die Börse zeigt sich wenig beeindruckt vom Sieg der linksradikalen Syriza bei den griechischen Parlamentswahlen. Syriza fordert einen Schuldenschnitt für das Land - eine Forderung, der Brüssel und Berlin aus politischen Gründen kaum nachkommen dürften. Die Athener Börse wird nach den Wahlen gemieden.

   Der DAX steigt 0,8 Prozent auf 10.730 Punkte. Bei 10.764,32 Zählern wurde ein neues Allzeithoch markiert. Der Euro-Stoxx-50 notiert 0,4 Prozent fester bei 3.395 Punkten. Der Aktienindex in Athen verliert gegen den Trend knapp 6 Prozent.

   Die Commerzbank (CoBa) erwartet mit Blick auf Griechenland letztlich eine Einigung zwischen der neuen Regierung in Athen und den Gläubigern der Troika - wenn auch nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen. Ein möglicher Kompromiss könnte nach Einschätzung der CoBa eine Erhöhung der Laufzeit der bilateralen Kredite von durchschnittlich 30 Jahre auf beispielsweise 50 Jahre sein. Außerdem wäre es denkbar, dass Griechenland wie bei den EFSF-Krediten auch für die bilateralen Kredite in den kommenden zehn Jahren keine Zinsen zahle, was einem Zinsmoratorium gleichkäme. Möglich wäre auch, die Zinsen für diese Kredite symbolisch weiter zu senken. Sollte kein Kompromiss gefunden werden, käme es zu einem Staatsbankrott.

   Die Reaktion an den griechischen Finanzmärkten fällt, wenn man die mögliche Reichweite des Wahlausgangs berücksichtigt, recht moderat aus. Selbst der griechische Rentenmarkt zeigt sich recht entspannt: Die Rendite zehnjähriger Anleihen zieht nur um 40 Basispunkte auf 8,87 Prozent an. Dazu passt auch die Reaktion bei Bundesanleihen. Weil die Katastrophe ausgeblieben ist, fällt der Bund-Future 31 Ticks auf 158,41. Zuvor hatte dieser aber noch ein Allzeithoch markiert.

   Am Devisenmarkt reagierte der Euro zunächst mit Abschlägen auf den Syriza-Sieg und rutscht kurzfristig sogar unter die Marke von 1,11 Dollar. Seitdem hat sich die Einheitswährung erholt und notiert nun bei 1,1270 Dollar. Im Handel ist von einer Gegenbewegung auf die stark überverkaufte Lage im Euro die Rede. Übergeordnet wird der Euro dauerhaft schwach erwartet. Eine Einigung mit Griechenland dürfte andere Länder aus der Peripherie der Eurozone "inspirieren" und den dortigen Reformwillen erlahmen lassen.

   "All dies erhöht den Druck auf die EZB, die ungelösten wirtschaftlichen Probleme durch eine Abwertung des Euro zu übertünchen", so CoBa-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Tatsächlich sei das Anleihekaufprogramm der EZB vor allem ein Abwertungsprogramm. Denn in vielen Ländern des Euroraums seien die Konsumenten und Unternehmen noch zu hoch verschuldet. Die von der EZB runtergeschleusten Zinsen konnten sie also nicht dazu verführen, ihre Ausgaben zu steigern und so die vor sich hindümpelnde Konjunktur anzufachen. Deshalb wirkten die massiven Anleihekäufe vor allem über eine Abwertung des Euro.

   Der am Vormittag besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex unterstreicht die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar um 1,2 Zähler auf 106,7 Punkte. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs auf 106,5 Punkte vorausgesagt. Es war der dritte Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturfrühindikators nacheinander, was in der Regel ein guter Indikator für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland darstellt.

   Der Wahlausgang in Griechenland dürfte zu Wochenbeginn das wichtigste Thema beim Treffen der Finanzminister der Eurozone in Brüssel sein. Wie das Handelsblatt berichtet, könnten sich die Minister zudem auf die Einführung einer aus dem Blick geratenen Finanztransaktionssteuer einigen. Anders als oft vom Markt erhofft, sollen zudem Derivate miterfasst werden, schreibt die Zeitung. Die Aktie der Deutschen Börse handelt 0,9 Prozent fester.

   Am Aktienmarkt nehmen Händler die Nachricht von einer höheren Fresenius-Dividende positiv auf. "Das hat in letzter Zeit immer als Kurstreiber gewirkt", sagt ein Marktteilnehmer. Der Markt sei bislang von einer unveränderten Dividende von 1,25 Euro ausgegangen und reagiere daher positiv. Fresenius steigen 0,9 Prozent. BMW-Papiere ziehen nach einer Kurszielerhöhung durch die DZ-Bank auf 116 Euro um 2 Prozent auf 105,00 Euro an. Die Aktie wird zum Kauf empfohlen.

   Im Fokus der Börse stehen auch die Aktien der Fluggesellschaften. Medienberichte vom Wochenende über ein drittes Übernahmeangebot von IAG für Aer Lingus treiben die Aktie 1,0 Prozent auf 2,38 Euro nach oben. Nach zwei zuvor abgelehnten Kaufangeboten über 2,30 im Dezember bzw. 2,40 Euro im Januar je Aer-Lingus-Aktie habe IAG nun 2,50 Euro je Titel geboten, berichtet Associated Press. Dies hätten Vertreter beider Fluggesellschaften der Agentur bestätigt. "Es ist einfach die Kombination aus Konsolidierungsfantasie und Ölpreis, die den Sektor attraktiv macht", sagt ein Händler. Nach einer positiven Studie von Goldman Sachs steigen Lufthansa 3,0 Prozent.

   Die Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland setzt derweil Rubel und russischen Aktienmarkt unter Druck. In der ukrainischen Großstadt Mariupol sollen nach Berichten der Zentralregierung in Kiew bei einem Raketenbeschuss der prorussischen Separatisten mindestens 30 Menschen getötet worden sein. Der RTS-Index sinkt in Moskau um knapp 5 Prozent.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.399,34 +0,50% Stoxx-50 3.249,81 -0,02% DAX 10.744,91 +0,90% FTSE 6.828,12 -0,07% CAC 4.656,35 +0,34% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,46 -40

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.17 Uhr Fr, 17.55 Uhr EUR/USD 1,1278 0,61% 1,1209 1,1273 EUR/JPY 133,46 0,76% 132,46 132,72 EUR/CHF 1,0098 2,35% 0,9866 0,9849 USD/JPY 118,35 0,16% 118,16 117,77 GBP/USD 1,5054 0,20% 1,5024 1,5027 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   January 26, 2015 10:10 ET (15:10 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 10 AM EST 01-26-15

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Fresenius SE & Co. KGaA (St.)mehr Analysen

11.12.24 Fresenius Buy Jefferies & Company Inc.
03.12.24 Fresenius Overweight JP Morgan Chase & Co.
26.11.24 Fresenius Buy UBS AG
21.11.24 Fresenius Overweight Barclays Capital
20.11.24 Fresenius Kaufen DZ BANK
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

BMW AG 76,44 0,92% BMW AG
Deutsche Börse AG 225,60 -1,40% Deutsche Börse AG
Fresenius SE & Co. KGaA (St.) 35,03 0,20% Fresenius SE & Co. KGaA (St.)
International Consolidated Airlines S.A. 3,71 1,34% International Consolidated Airlines S.A.
Lufthansa AG 5,63 -0,46% Lufthansa AG

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 214,79 -0,50%