19.05.2015 10:44:47

MÄRKTE EUROPA/Coeure belastet Euro und stützt Bund und DAX

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoit Coeure, sorgt am Dienstag für einen Paukenschlag an den Finanzmärkten. Pünktlich zum Handelsbeginn am deutschen Aktienmarkt hat Coeure umfangreichere Anleihekäufe im Mai und Juni durch die EZB in Aussicht gestellt. Bundesanleihen und Dax springen daraufhin nach oben, während der Euro abtaucht.

   Die EZB will noch vor der Sommerpause mit den Anleihekäufen einen Gang höher schalten. Denn im Sommer erlahmt erfahrungsgemäß der Bondhandel, die Liquidität nimmt ab. Die EZB will unverändert jeden Monat für 60 Milliarden Euro Anleihen einsammeln. Die hohe Nachfrage könnte im umsatzarmen Sommer für ungewünschte Volatilität sorgen, sagen Beobachter.

   Der DAX steigt angesichts der zunehmenden Euro-Liquidität um 1,9 Prozent auf 11.818 Punkte. Bleibt es bis zum Handelsschluss dabei, wäre der Leitindex aus dem seit Mitte April dominierenden Abwärtstrend nach oben ausgebrochen. Gesucht sind vor allem Automobilaktien. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 2,0 Prozent auf 3.661 Zähler vor.

   Bundesanleihen ziehen kräftig an, am Terminmarkt ist der Bund-Future auf den höchsten Stand seit dem 11. Mai gestiegen. Steigende Anleihekurse bedeuten sinkende Renditen. Die kurzfristig erhöhte Euro-Schwemme lastet auf der Gemeinschaftswährung. Der Euro ist auf 1,1160 Dollar regelrecht eingebrochen, nachdem er kurz vor den Aussagen Coeures noch knapp über 1,13 bezahlt worden war. Mit den fallenden Renditen der Euro-Staatsanleihen vergrößert sich die Zinsdifferenz zugunsten von US-Treasuries. Dieser "Spread" belastet den Euro zusätzlich, denn Anleger dürften verstärkt auf höher verzinste US-Anlagen setzen.

   Am deutschen Aktienmarkt verteuern sich Continental um 3 Prozent. Die Hannoveraner übernehmen für 600 Millionen Euro den Softwarehersteller Elektrobit. Der Aktienkurs der finnischen Mutter springt um 20 Prozent nach oben. Mit Elektrobit stärke Continental das Softwaregeschäft und stärke zugleich dessen Verzahnung mit dem Automobilsegment, sagt Michael Punzet von der DZ Bank.

   Aktien der Merck KGaA sind mit einem Minus von 1,8 Prozent der einzige Kursverlierer im DAX. Der Gewinn des Chemie- und Pharmakonzerns liegt mit 480 Millionen Euro um gut 6 Prozent unter der Konsensprognose von Analysten.

   In London fallen Vodafone um fast 3 Prozent. Der operative Gewinn der Briten ist im vergangenen Geschäftsjahr um knapp 7 Prozent zurückgegangen. Papiere von Aixtron steigen um 7 Prozent. Der Zulieferer für die Halbleiterindustrie hat einen Auftrag über mehrere Fertigungsanlagen von einem nicht genannten Kunden erhalten.

   United Internet hat den Gewinn im ersten Quartal um mehr als 50 Prozent nach oben geschraubt. Der Kurs des Telekommunikationsanbieters legt um 1 Prozent zu. Eine Abstufung von "Outperform" auf "Underperform" durch die Credit Suisse lässt den Kurs des Chemikalienhändlers Brenntag um 1,7 Prozent nachgeben.

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   May 19, 2015 04:13 ET (08:13 GMT)

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