24.03.2020 16:20:43

MÄRKTE EUROPA/Breiter dynamischer Erholungsschub

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte bauen die Gewinne am Dienstagnachmittag aus. Der DAX steigt um 8,3 Prozent auf 9.468 Punkte und steht auf dem höchsten Stand seit elf Tagen. "Zumindest aus kurzfristiger Sicht könnte der Boden nun da sein", sagt ein Marktteilnehmer. Fundamental sorgt die Ankündigung praktisch unbegrenzter Anleihekäufe durch die US-Notenbank vom Vortag für eine Absicherung der Kurse nach unten. "Die Fed schießt damit aus allen Rohren", sagt Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axitrader, der sich von der US-Notenbank an Mario Draghis berühmten "Whatever it takes"-Moment während der Euro-Krise erinnert fühlt. Der Euro-Stoxx-50 legt um 6,7 Prozent zu.

Die Risikobereitschaft zeigt sich auch im Dollar, der nach Tagen der Stärke etwas nachgibt. Der Euro erholt sich auf 1,0785 Dollar. Davon profitiert wiederum der Goldpreis, der wieder mit der Marke von 1.600 Dollar je Feinunze kämpft. Auch der Ölpreis liegt mit einem Plus von 3 Prozent auf Erholungskurs.

Aus technischer Sicht könnte der DAX nun das Zwischenhoch bei knapp 10.000 Punkten ansteuern. "Allerdings bleibt die Coronavirus-Krise weiterhin der bestimmende Faktor", so ein Marktteilnehmer. Deutlich steigende Fallzahlen bei Neuerkrankungen oder ein langer "Shutdown" der Wirtschaft könnten neue Kurseinbrüche auslösen, warnt er. Bei einem nur kurzen "Shutdown" könnte der Boden allerdings tragfähig sein, meint er.

Einbruch der PMI wurde erwartet

Im Blick steht auch der massive Einbruch der europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMIs). Der Index der Eurozone brach auf 31,4 ein. Die Industrie in Deutschland rutschte zwar auf 45,7 ab, was aber weniger als befürchtet war. Viele Anleger hatten sich bereits nach ZEW- und Ifo-Index auf einen Einbruch in die "tiefen 30er" eingestellt.

Für einen "Schluckauf" sorgten daher nur die Daten aus Frankreich, wo der wichtigere Servicebereich auf 29 abstürzte. "Unter dem Strich sind wir aber nicht einmal unter die Tiefpunkte der Finanzkrise um 2009 gefallen, was die eigentlich positive Überraschung ist", sagt ein Händler. Denn in China seien die Indexwerte ins Bodenlose auf neue Allzeittiefs gestürzt.

Versicherungswerte an der Spitze

Die Erholung zieht sich daher marktbreit durch alle Branchen. Gesucht sind vor allem die Werte der Versicherungsbranche. Im DAX steigen Munich Re um 19,6 Prozent und Allianz um 15,3 Prozent. Scor legen fast 21 Prozent zu. Die Branchentitel profitieren von der Entspannung bei ihren Kapitalanlage mit der Erholung auf der Aktien- und den Notenbankkäufen auf der Anleihenseite. Der Stoxx-Branchenindex schießt um gut 13 Prozent nach oben.

Daneben springen im DAX Infineon um 10,4 Prozent nach oben und Daimler um 15,6 Prozent. Daimler hat ihre Finanzstärke betont und gesagt, dass der Konzern trotz der Krise keine Staatshilfen benötige. Fresenius setzen ihre Rally mit plus 11,5 Prozent fort, nachdem Bernstein sie auf "Outperform" erhöht hat.

Im MDAX steigen Thyssenkrupp um 19 Prozent, auch CTS Eventim, Hochtief und Hannover Rück sowie Siltronic legen zweistellig zu. Selbst die Airbus-Aktie steigt um 0,9 Prozent, obwohl sie nach ihrer Dividendenaussetzung von Societe General auf "Sell" abgestuft und das Kursziel fast geviertelt worden war - von 155 auf 38 Euro.

Nordex mit starkem Ausblick 36 Prozent im Plus

Einzelaktien mit guten Nachrichten werden doppelt gefeiert: So springen Nordex um fast 26 Prozent nach oben nach einem guten Ausblick, selbst wenn dieser unter dem Vorbehalt der Coronavirus-Krise steht. Der Umsatz 2020 soll auf bis zu 4,8 Milliarden Euro steigen und liegt damit laut Angaben eines Händlers über der Erwartung. Das EBITDA soll sich bestenfalls sogar fast verdoppeln.

Schaeffler steigen um 12,5 Prozent, der Autozulieferer hält am Dividenenvorschlag von 0,45 Euro je Aktie fest. Bei LPKF geht es knapp 23 Prozent höher, nach vier Jahren Ausfall soll wieder eine Dividende gezahlt werden soll. Prosiebensat1 steigen um 8,5 Prozent, nachdem Mediaset die Beteiligung um 4,25 Prozent auf insgesamt knapp 20 Prozent ausgebaut hat. Im Handel ist von einem "smarte move" der Italiener die Rede, die die Gunst der Stunde für ihren Vorteil nutzten.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.652,24 6,71 166,70 -29,18

Stoxx-50 2.539,20 5,86 140,47 -25,38

DAX 9.467,94 8,31 726,79 -28,54

MDAX 19.917,68 5,74 1080,65 -29,65

TecDAX 2.453,34 5,89 136,46 -18,63

SDAX 8.781,80 7,46 609,78 -29,81

FTSE 5.302,60 6,18 308,71 -33,79

CAC 4.139,89 5,76 225,59 -30,75

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,35 0,03 -0,59

US-Zehnjahresrendite 0,84 0,05 -1,84

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:35 Uhr Fr, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0781 +0,33% 1,0827 1,0697 -3,9%

EUR/JPY 120,06 +0,69% 119,81 119,11 -1,5%

EUR/CHF 1,0591 +0,20% 1,0588 1,0541 -2,4%

EUR/GBP 0,9202 -1,04% 0,9294 0,9109 +8,7%

USD/JPY 111,38 +0,37% 110,64 111,35 +2,4%

GBP/USD 1,1719 +1,43% 1,1651 1,1743 -11,6%

USD/CNH (Offshore) 7,0820 -0,50% 7,0918 7,1362 +1,7%

Bitcoin

BTC/USD 6.556,01 +1,57% 6.569,51 6.506,01 -9,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 23,54 23,36 +0,8% 0,18 -60,8%

Brent/ICE 27,68 27,03 +2,4% 0,65 -57,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.606,39 1.566,25 +2,6% +40,14 +5,9%

Silber (Spot) 13,97 13,46 +3,8% +0,51 -21,8%

Platin (Spot) 691,85 649,70 +6,5% +42,15 -28,3%

Kupfer-Future 2,23 2,11 +5,8% +0,12 -20,5%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

March 24, 2020 11:20 ET (15:20 GMT)

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