11.07.2013 18:49:31

MÄRKTE EUROPA/Bernanke beruhigt die Börse - Praktiker im Abverkauf

   Von Thomas Leppert

   US-Notenbankchef Ben Bernanke sorgte auch an Europas Börsen für Kursgewinne. Der Auslöser: Er wiederholte am Vorabend, dass die US-Leitzinsen selbst mit dem Erreichen des selbstgesteckten Ziels einer Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent nicht automatisch angehoben würden. Damit setzte an der Börse ein Umdenken ein. Es wird nun erwartet, dass die US-Notenbank die Leitzinsen eher später als früher anhebt. Der Dax stieg in Folge um 1,1 Prozent auf 8.158,80 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legte um 0,8 Prozent auf 2.681 Punkte zu.

   Sowohl das am Vorabend veröffentliche Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung als auch die Rede von Bernanke machen nach Einschätzung der DZ Bank klar, dass die Fed die momentan sehr nervösen Finanzmarktteilnehmer zu beruhigen versucht. Die Fed werde allen Spekulationen über den möglichen Ausstieg aus den Anleihekäufen schon bald ein Ende setzen und einen konkreten Zeitplan für die Beendigung der Käufe mitteilen. Die US-Wirtschaft sei hinreichend robust, um ohne weiteren Liquiditätsstimulus auszukommen. An der expansiven Zinspolitik sollte sich zunächst nichts ändern.

   "Helikopter-Ben ist generell gut für Aktien und schlecht für den US-Dollar", so wertet Sebastien Galy von der Societe Generale die Äußerungen Bernankes. Nach diesen Aussagen stieg der Euro zum Dollar zunächst auf über 1,31 Dollar. Aktuell notiert er wieder leichter bei 1,3026 Dollar.

   Unternehmensnachrichten sind dünn gesät, dafür recht spektakulär: Der Baumarktkonzern Praktiker steht vor der Insolvenz, der Aktienkurs brach in der Folge um 65 Prozent ein, das Papier kostet nur noch knapp 13 Cent. Für die Anleihegläubiger wird immer absehbarer, dass sie nur einen geringen Teil ihres Geldes zurückbekommen.

   Der Vorstand des Unternehmens hat eine "positive Fortführungsprognose" für die Praktiker AG und einzelne Gesellschaften der Unternehmensgruppe verneint. Begründet wurde dies mit der Überschuldung und der Zahlungsunfähigkeit. "Die Gläubigerbanken dürften bei dem Vorschlag, die Kredite in vermutlich wertlose Aktien zu tauschen, gemauert haben", vermutet der Händler.

   Nach einem mehr als holprigen Börsengang der Deutschen Annington brachte der erste Handelstag eine Belohnung für die Aktionäre der ersten Stunde. Nach einem Ausgabepreis von 16,50 Euro schloss die Aktie bei 17,55 Euro - ein Plus von 6,3 Prozent. Damit hat der Zickzackkurs beim Börsengang zunächst in ein versöhnliches Ende gefunden. "Wir freuen uns, dass wir den Börsengang der Deutschen Annington erfolgreich zum Abschluss bringen konnten", zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch erleichtert.

   An den europäischen Börsenplätzen stiegen konjunkturzyklische Sektoren besonders stark. Der Rohstoffsektor im Stoxx-600 legte um 3,9 Prozent zu. Der Goldpreis stieg mit den Aussagen Bernankes auf 1.281 nach 1.254 Dollar je Feinunze am Vorabend, was wiederum den Rohstoffwerten zuträglich war. Der Kupferpreis legte ähnlich stark zu.

   Die Aktien von Südzucker verloren nach der Vorlage von Quartalszahlen knapp 2 Prozent. Der Nahrungsmittelkonzern hat trotz etwas höherer Erlöse deutlich weniger verdient als im Vorquartal. Vor allem gestiegene Rohstoffkosten sorgten für einen massiven Gewinnrückgang.

   Der Schuldner Italien hat sich bei einer Anleihe-Auktion am Vormittag wacker geschlagen: Die Renditen für dreijährige Papiere gingen etwas zurück, für 31-jährige lagen sie allerdings höher als zuletzt. Das ist angesichts der jüngsten Abstufung der Bonität des Landes durch Standard & Poor's kein schlechtes Ergebnis.

   Die gegenläufige Entwicklung der beiden Papiere lässt sich gut erklären: Die kürzer laufenden Titel reagieren stärker auf den Wandel der Geldpolitik. Hier stützen daher Aussagen der Europäischen Zentralbank aus der vergangenen Woche, wonach die niedrigen Zinsen noch lange bestehen bleiben. Langläufer hingegen reagieren vor allem auch auf die langfristigen wirtschaftlichen Perspektiven - und hier schlug die Abstufung durch S&P durch.

Europäische Schlussbörsen vom Donnerstag, 11. Juli .=== . Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.681,32 21,61 +0,8% 1,7 . Stoxx-50 2.690,87 13,20 +0,5% 4,4 . Stoxx-600 296,54 1,70 +0,6% 6,0 Frankfurt XETRA-DAX 8.158,80 92,32 +1,1% 7,2 London FTSE-100 6.543,41 38,45 +0,6% 10,9 Paris CAC-40 3.868,98 28,45 +0,7% 6,3 Amsterdam AEX 364,05 2,01 +0,6% 6,2 Athen ATHEX-20 277,64 -2,14 -0,8% -10,3 Brüssel BEL-20 2.637,44 25,80 +1,0% 6,5 Budapest BUX 19.199,31 -348,21 -1,8% 5,6 Helsinki OMXH-25 2.376,02 33,23 +1,4% 7,5 Istanbul ISE NAT. 30 86.753,46 840,52 +1,0% -11,2 Kopenhagen OMXC-20 539,95 2,48 +0,5% 8,8 Lissabon PSI 20 5.534,61 -111,32 -2,0% -4,1 Madrid IBEX-35 7.995,00 35,70 +0,5% -1,7 Mailand FTSE-MIB 15.677,30 0,04 +0,0% -3,7 Moskau RTS 1.322,76 47,47 +3,7% -13,4 Oslo OBX 455,62 7,22 +1,6% 11,0 Prag PX 885,50 14,52 +1,7% -14,8 Stockholm OMXS-30 1.211,37 16,06 +1,3% 9,7 Warschau WIG-20 2.279,09 34,46 +1,5% -12,0 Wien ATX 2.280,76 44,56 +2,0% -5,0 Zürich SMI 7.986,40 14,78 +0,2% 17,1

DEVISEN zuletzt '+/- % Do, 9.00 Uhr Mi, 17.43 Uhr EUR/USD 1,3038 -0,15% 1,3057 1,2838 EUR/JPY 128,9317 -0,21% 129,2026 128,5825 EUR/CHF 1,2392 0,12% 1,2377 1,2438 USD/JPY 98,8810 -0,09% 98,9750 100,1610 GBP/USD 1,5116 0,13% 1,5098 1,4933 .=== Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.de

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   July 11, 2013 12:18 ET (16:18 GMT)

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