06.01.2022 18:09:50

MÄRKTE EUROPA/Anleger vorsichtiger mit strafferer Geldpolitik am Horizont

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag im Minus geschlossen. Gleich am Morgen ging es für die Indizes deutlich nach unten, von dem Schock konnten sie sich im Tagesverlauf nicht mehr erholen. Belastend wirkte sich das Protokoll der US-Notenbank vom Vorabend aus, das in Tonfall und Inhalt viel falkenhafter als erwartet ausgefallen war. Dort räumte die Fed ein, dass sie die inflationären Risiken in der Vergangenheit falsch eingeschätzt habe. Am Nachmittag stieg zudem die Inflation in Deutschland stärker als erwartet, so dass die Rufe lauter werden, dass auch die Europäischen Zentralbank schneller gegensteuern muss. Die Aussicht auf eine schnellere Straffung der Geldpolitik und in Folge steigende Zinsen belasteten die Aktienmärkte. Der DAX fiel um 1,4 Prozent auf 16.052 Zähler. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,5 Prozent auf 4.325 Zähler. Die europäischen Rentenmärkte setzten derweil ihren Abwärtstrend fort.

Inflationsrisiken weisen nach oben - EZB muss handeln

Nachdem die deutsche Inflation entgegen den Erwartungen im Dezember weiter gestiegen ist, ist es aus Sicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer Zeit für die Europäische Zentralbank (EZB), den "Fuß vom Gas" zu nehmen. Es zeichne sich ab, dass die Teuerung in der Eurozone ebenfalls höher als erwartet ausfallen werde. Die Inflationsrisiken wiesen klar nach oben. Die EZB sollte dem Beispiel der US-Notenbank folgen und ihre Anleihekäufe rasch komplett einstellen und die Leitzinsen anheben. Er rechne allerdings erst für Mitte 2023 mit einer ersten Zinserhöhung, weil die EZB auf die Bedürfnisse der hoch verschuldeten Mitgliedsländer schiele.

Eine geldpolitische Wende wird auch für Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, angesichts dieser Inflationsdaten dringlicher. Es sei zwar richtig, dass die Geldpolitik keine direkten Auswirkungen auf Energiepreise oder vorübergehende Preissteigerungen durch Angebotsengpässe habe, aber sie könne und sollte die mittelfristigen Preiserwartungen durch weniger Liquiditätszufuhr und Toleranz gegenüber leicht höheren Kapitalmarktrenditen stabilisieren. Sonst könnten sich inflationäre Prozesse verstärken.

Banken profitieren von steigenden Zinsen

Die Finanzwerte werden im Handel als Gewinner steigender Zinsen in Folge einer strafferen Geldpolitik ausgemacht. Höhere Renditen nähmen den Margendruck von der Branche. Mit einem Plus von 1,1 Prozent stellten die Banken den stärksten Sektor in Europa. Zudem gab es Nachrichten aus der Branche. Für Aktien der angeschlagenen Banca Carige ging es in Mailand um 4,6 Prozent nach oben. Laut Il Messaggero soll Credit Agricole (+1,2%) ein Gebot von 1 Euro für das Kreditinstitut unterbreitet haben. Bedingung sei allerdings eine Liquiditätsspritze von 700 Millionen Euro durch die aktuellen Eigentümer.

Für Societe Generale ging es an der Pariser Börse um 1,9 Prozent nach oben. Der Kauf von Leaseplan für 4,9 Milliarden Euro durch die Fahrzeugleasingtochter ALD der Societe Generale stieß auf ein positives Echo unter Anlegern. Die kombinierte Gruppe stiege zum größten Fahrzeugleasinganbieter in Europa auf. Der Sektor hat an Attraktivität gewonnen, da eine zunehmende Zahl von Kunden auf Fahrzeugkäufe verzichtet und stattdessen nach Bedarf mietet. Dieser Trend könnte wegen steigender Kosten für Autohalter in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen.

Unter Druck standen dagegen die Aktien der an der Börse hoch bewerteten Wachstumsunternehmen, sie gelten als besonders zinsempfindlich. Der Sektor der europäischen Technologiewerte notierte 2,4 Prozent im Minus, der TecDAX handelt seit Jahresbeginn bereits gut 4 Prozent im Minus.

Shell sind das neue Schwergewicht an der Börse in London

Royal Dutch Shell kletterte - gemessen an der Marktkapitalisierung - erneut an die Spitze des FTSE-100. Dabei wird Shell unterstützt durch den starken Anstieg der Ölpreise, da "erneuerbare und alternative Energieformen nicht in der Lage seien, die Grundlast auszugleichen", so AJ Bell. Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern hat damit wieder Unternehmen wie Unilever und AstraZeneca überholt, so die britische Maklerfirma. Der aktuelle Anstieg im Ölpreis wird zum einen durch die Besorgnis über die Unruhen in Kasachstan begründet, einem Ölproduzenten mit einer Kapazität von 1,6 Millionen Barrel pro Tag; zum anderen mit dem Protokoll der US-Notenbank, das auf eine restriktivere Haltung der Fed hindeutet - Brent steigt um 1,9 Prozent auf 82,37 Dollar je Barrel.

===

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 4.324,81 -67,34 -1,5% +0,6%

Stoxx-50 3.823,00 -43,60 -1,1% +0,1%

Stoxx-600 488,16 -6,19 -1,3% +0,1%

XETRA-DAX 16.052,03 -219,72 -1,4% +1,1%

FTSE-100 London 7.442,26 -74,61 -1,0% +1,8%

CAC-40 Paris 7.249,66 -126,71 -1,7% +1,4%

AEX Amsterdam 785,90 -14,85 -1,9% -1,5%

ATHEX-20 Athen 0,00 0,00 0,0% +1,6%

BEL-20 Bruessel 4.308,60 -36,02 -0,8% -0,0%

BUX Budapest 51.668,96 -428,38 -0,8% +1,9%

OMXH-25 Helsinki 0,00 0,00 0,0% +1,5%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.219,59 +7,30 +0,3% +9,6%

OMXC-20 Kopenhagen 1.759,41 -54,71 -3,0% -5,6%

PSI 20 Lissabon 5.652,68 -56,74 -1,0% +0,5%

IBEX-35 Madrid 8.789,90 -0,90 -0,0% +0,9%

FTSE-MIB Mailand 27.655,69 -506,98 -1,8% +3,0%

RTS Moskau 1.545,24 -40,96 -2,6% -3,2%

OBX Oslo 1.073,96 -16,10 -1,5% +0,5%

PX Prag 1.428,92 +1,76 +0,1% +0,2%

OMXS-30 Stockholm 0,00 0,00 0,0% +1,0%

WIG-20 Warschau 0,00 0,00 0,0% +1,9%

ATX Wien 3.959,03 -9,02 -0,2% +2,7%

SMI Zuerich 12.792,28 -114,09 -0,9% -0,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:29 Uhr Mo, 18:50 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1306 -0,0% 1,1300 1,1287 -0,6%

EUR/JPY 130,90 -0,3% 131,03 130,11 +0,0%

EUR/CHF 1,0399 +0,2% 1,0341 1,0371 +0,2%

EUR/GBP 0,8353 +0,1% 0,8349 0,8376 -0,6%

USD/JPY 115,79 -0,3% 115,96 115,28 +0,6%

GBP/USD 1,3536 -0,1% 1,3533 1,3448 +0,0%

USD/CNH (Offshore) 6,3934 +0,3% 6,3754 6,3735 +0,6%

Bitcoin

BTC/USD 42.908,69 -1,2% 46.424,34 46.578,50 -7,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 79,99 77,85 +2,7% 2,14 +6,4%

Brent/ICE 82,63 80,80 +2,3% 1,83 +6,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.789,08 1.810,30 -1,2% -21,22 -2,2%

Silber (Spot) 22,17 22,77 -2,7% -0,60 -4,9%

Platin (Spot) 962,50 985,71 -2,4% -23,21 -0,8%

Kupfer-Future 4,34 4,41 -1,7% -0,08 -2,8%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/raz

(END) Dow Jones Newswires

January 06, 2022 12:10 ET (17:10 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Commerzbankmehr Analysen

13.12.24 Commerzbank Equal Weight Barclays Capital
10.12.24 Commerzbank Buy Warburg Research
06.12.24 Commerzbank Overweight JP Morgan Chase & Co.
27.11.24 Commerzbank Sector Perform RBC Capital Markets
07.11.24 Commerzbank Buy Deutsche Bank AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Banco Bilbao (BBVA) S.A. (Spons. ADRs) 9,15 -0,54% Banco Bilbao (BBVA) S.A. (Spons. ADRs)
Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh 4,34 -0,46% Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh
Barclays plc 3,14 1,62% Barclays plc
Barclays PLCShs American Deposit.Receipts Repr.4 Shs 13,08 1,24% Barclays PLCShs American Deposit.Receipts Repr.4 Shs
BBVA SA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) 9,30 -0,96% BBVA SA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria)
BNP Paribas S.A. 57,42 -0,52% BNP Paribas S.A.
BNP Paribas (spons. ADRs) 28,60 0,00% BNP Paribas  (spons. ADRs)
Commerzbank 15,26 -1,61% Commerzbank
Commerzbank AG (spons. ADRs) 15,10 -1,31% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Credit Agricole SA Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-2 Sh 6,35 -0,78% Credit Agricole SA Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-2 Sh
Crédit Agricole S.A. (Credit Agricole) 13,00 -0,15% Crédit Agricole S.A. (Credit Agricole)
Credit Suisse (CS) 0,89 0,56% Credit Suisse (CS)
Credit Suisse GroupShs Sponsored American Deposit.Receipts Repr. 1 Sh 0,80 1,02% Credit Suisse GroupShs Sponsored American Deposit.Receipts Repr. 1 Sh
Deutsche Bank AG 16,24 -1,67% Deutsche Bank AG
Erste Group Bank AG 58,68 -0,37% Erste Group Bank AG
Erste Group Bank AG (spons. ADRs) 30,30 -0,59% Erste Group Bank AG  (spons. ADRs)
HSBC Holdings plc 9,25 -0,41% HSBC Holdings plc
HSBC Holdings plc (Spons. ADRs) 46,20 -0,43% HSBC Holdings plc (Spons. ADRs)
ING Group 14,72 -1,18% ING Group
ING Group NV (spons. ADRs) 14,50 -1,36% ING Group NV (spons. ADRs)
Intesa Sanpaolo S.p.A. 3,84 -0,42% Intesa Sanpaolo S.p.A.
Intesa Sanpaolo SpA (spons. ADRs) 22,80 0,00% Intesa Sanpaolo SpA  (spons. ADRs)
Julius Baer Gruppe AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-5th a Sh 12,10 0,83% Julius Baer Gruppe AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-5th a Sh
Julius Bär 39,10 -0,99% Julius Bär
Lloyds Banking Group 0,65 0,00% Lloyds Banking Group
Lloyds TSB Group PLCShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr. 4 Shs 2,69 0,37% Lloyds TSB Group PLCShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr. 4 Shs
Raiffeisen 19,46 -0,66% Raiffeisen
Raiffeisen Bank International AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4 Sh 4,58 0,00% Raiffeisen Bank International AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4 Sh
Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano) 4,38 -0,48% Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano)
Societe Generale (spons. ADRs) 5,20 0,00% Societe Generale  (spons. ADRs)
Société Générale (Societe Generale) 26,63 -0,06% Société Générale (Societe Generale)
Standard Chartered plc 11,70 -1,47% Standard Chartered plc
UniCredit S.p.A. 37,64 0,25% UniCredit S.p.A.

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 884,75 -0,43%