03.11.2022 09:47:40

MÄRKTE EUROPA/Abgaben nach Fed-Zinsanhebung - Zahlenflut im Fokus

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind am Donnerstag mit Verlusten gestartet. Aber auch die Anleihen stehen nach der Zinsanhebung der US-Notenbank unter Abgabedruck, die Renditen steigen in der Folge. Der DAX verliert 1,0 Prozent auf 13.127 Punkte, der Euro-Stoxx-50 notiert 1,2 Prozent niedriger bei 3.579 Punkten. Die Investoren positionieren sich etwas defensiver, so werden die Sektoren der Bauwerte oder Reiseunternehmen stärker verkauft.

Wie erwartet hat die US-Notenbank am Vorabend die Zinsen um 75 Basispunkte erhöht, wobei die Erklärung darauf hindeutete, dass sich die Fed bewusst ist, dass die zeitlichen Verzögerungen der Geldpolitik in Zukunft ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen erfordern könnten. Mit der Pressekonferenz von US-Notenbankpräsident Jerome Powell wurde die Erwartung, dass sich die leichte Änderung des Tons in einen dovishen Schwenk verwandeln würde, ziemlich schnell enttäuscht.

US-Zinsanhebungspfad flacher - aber womöglich länger

Powell räumte zwar ein, dass eine Verlangsamung der Zinserhöhungen wahrscheinlich sei, doch ändere dies nichts an der Tatsache, dass die Zinssätze wahrscheinlich am Ende des Zinserhöhungspfades noch höher ausfallen müssten, um die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf das Ziel von 2 Prozent zu bringen. Dies deutet für Michael Hewson, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, darauf hin, dass auf der Dezember-Sitzung mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten zu rechnen sei, der endgültige Zinssatz aber sehr viel höher als die am Markt aktuell erwarteten 4,5 und sogar 5 Prozent betragen könnte.

Dieses Eingeständnis, dass die Zinssätze möglicherweise stärker als erwartet steigen müssen, sorgte dafür, dass der US-Dollar und die Renditen, die zunächst zurückgegangen waren, eine deutliche Kehrtwende vollzogen und ihre Tageshöchststände erreichten, während die US-Aktienmärkte fielen und knapp über den Tagestiefstständen schlossen. Nach der US-Notenbank am Vorabend rückt nun die Bank of England am Mittag in den Fokus. Sollte sie den Leitzins wie erwartet um einen dreiviertel Prozentpunkt anheben wäre das die stärkste Leitzinserhöhung seit 33 Jahren.

Heidelberg Materials sieht Jahresgewinn eventuell deutlich schwächer

Daneben steht eine wahre Zahlenflut auf der Agenda. Heidelberg Materials hat trotz der hohen Energiepreise im Sommer den Gewinn im dritten Quartal leicht gesteigert. Mit Blick auf das Jahresende rechnet der Baustoffkonzern aber mit leicht rückläufiger Nachfrage und hat deshalb die Ergebnisprognose 2022 so präzisiert, dass im schlechtesten Fall ein Rückgang um 10 Prozent möglich ist. Seit dem Sommer galt die Aussage, dass der operative Gewinn leicht unter Vorjahr liegen werde. Für die Aktie geht es um 2,3 Prozent nach unten.

Zudem hat Zalando (+1,3%) Drittquartalszahlen vorgelegt, die nach Aussage aus dem Handel besser als befürchtet ausgefallen sind. Der Online-Modehändler hat die Umsätze gesteigert und dank Kostenkontrolle auch operativ mehr verdient sowie die Margen leicht verbessert. Unter dem Strich schrieb Zalando allerdings weiter rote Zahlen, der Verlust weitete sich verglichen mit dem Vorjahresquartal deutlich aus. Bei der Ende Juni signifikant gekappten Prognose für 2022 rechnet Zalando nun damit, den unteren Rand zu erreichen.

BMW (-3,1%) hat im dritten Quartal trotz rückläufiger Autoverkäufe den Umsatz und den Gewinn dank weiterhin hoher Verkaufspreise für Premiumwagen spürbar gesteigert. Die operative Marge stieg im Vorjahresvergleich deutlich. Den Margen-Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern, nachdem die Wettbewerber Audi und Mercedes-Benz vergangene Woche ihren Prognosen erhöht hatten. Nach Ansicht der RBC-Analysten haben viele Anleger mit einer Anhebung der Prognose gerechnet. Allerdings sei BMW mit seinen Prognosen bekanntermaßen konservativ.

Hannover Rück (+0,11%) hat den Gewinn im dritten Quartal trotz erheblicher Großschäden gesteigert. Mit Blick auf die Jahresgewinnprognose wird der Rückversicherer jedoch etwas vorsichtiger und erwartet nun ein Ergebnis am unteren Ende der Prognosespanne. Belastungen aus dem Hurrikan "Ian" hielten sich im Vergleich zur Konkurrenz in Grenzen.

Aus der zweiten Reihe legte unter anderem Telefonica Deutschland Zahlen vor und hob nach einem starken dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr 2022 erneut leicht an. In den drei Monaten per September profitierte das Unternehmen trotz des schwierigen Umfelds von besseren Mobilfunkserviceumsätzen. Auch das Neukundenwachstum, insbesondere bei der Kernmarke O2, setzte sich im Quartal fort. Für die Aktie geht es um 1,8 Prozent nach oben.

Gute Zahlen von Raiffeisen Bank - Ausblick erhöht

Aber auch aus Europa gab es Quartalsergebnisse. Von guten Zahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Raiffeisen Bank, die Aktie gewinnt 4,5 Prozent. Das Finanzinstitut hat die Gewinnkennziffern in den ersten neun Monaten deutlich gesteigert. Den Ausblick für den Zins- und den Provisionsüberschuss hat die Bank nun erhöht. Beim Return-on-Equity rechnet das Haus mit einem Anstieg auf 25 Prozent.

Die französische BNP Paribas (+1,3%) hat im dritten Quartal trotz einer deutlich höheren Risikovorsorge überraschend mehr verdient. Die Erträge legten ebenfalls zu.

Shop Apotheke sacken um 13,4 Prozent ab. Wie es heißt, ist in Nordrhein-Westfalen ein Pilotprojekt für das E-Rezept abgebrochen worden. Als Begründung wird der Datenschutz angeführt, wie ein Händler sagt. Für die Aktien des Wettbewerbers Zur Rose geht um 13 Prozent abwärts.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.578,70 -1,2% -43,31 -16,7%

Stoxx-50 3.521,73 -1,1% -38,73 -7,8%

DAX 13.127,36 -1,0% -129,38 -17,4%

MDAX 23.343,80 -1,7% -407,32 -33,5%

TecDAX 2.808,90 -1,1% -29,90 -28,4%

SDAX 11.141,62 -1,4% -162,98 -32,1%

FTSE 7.088,51 -0,8% -55,63 -3,3%

CAC 6.209,54 -1,1% -67,34 -13,2%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,23 +0,10 +2,41

US-Zehnjahresrendite 4,15 +0,05 +2,64

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:02 Uhr Mi, 17:32 Uhr % YTD

EUR/USD 0,9764 -0,5% 0,9808 0,9865 -14,1%

EUR/JPY 144,65 -0,4% 144,83 145,09 +10,5%

EUR/CHF 0,9871 +0,3% 0,9857 1,0004 -4,9%

EUR/GBP 0,8650 +0,4% 0,8617 0,8610 +2,9%

USD/JPY 148,13 +0,1% 147,65 147,08 +28,7%

GBP/USD 1,1285 -0,9% 1,1380 1,1459 -16,6%

USD/CNH (Offshore) 7,3486 +0,1% 7,3301 7,3165 +15,6%

Bitcoin

BTC/USD 20.273,32 +0,9% 20.303,95 20.383,23 -56,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 88,65 90,00 -1,5% -1,35 +27,0%

Brent/ICE 95,09 96,16 -1,1% -1,07 +29,6%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 137,50 125,86 +9,2% +11,64 +107,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.625,27 1.634,10 -0,5% -8,83 -11,2%

Silber (Spot) 19,07 19,21 -0,7% -0,14 -18,2%

Platin (Spot) 922,50 935,15 -1,4% -12,65 -5,0%

Kupfer-Future 3,41 3,47 -1,6% -0,06 -22,6%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

November 03, 2022 04:47 ET (08:47 GMT)

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