14.11.2013 13:39:00

Lenzing-Chef: "Wir sind ein Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden"

Lenzing ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Jetzt fällt der Firma dieses massive Wachstum auf den Kopf: "Wir sind ein Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden", sagte Lenzing-Chef Peter Untersperger. Man habe zu viel Gewicht angesetzt, das zu Fett wurde, sodass nun keine Diät reiche, sondern eine Radikalkur her müsse, meinte Untersperger. Bis 2015 muss das börsenotierte Unternehmen die Kosten jährlich um 120 Mio. Euro reduzieren.

Den Großteil der Einsparungen bei Personal, Material und sonstigen betrieblichen Aufwendungen will Lenzing im vierten Quartal 2013 vornehmen. Noch heuer sollen außerdem Abwertungen bei Assets in Asien vorgenommen werden. Den Ausblick für das vierte Quartal 2013 haben die Oberösterreicher wie berichtet revidiert: Der Konzernumsatz wird nur noch bei rund 1,9 Mrd. Euro (statt 2,0 Mrd. Euro) erwartet, das Betriebsergebnis (EBIT) zwischen 75 bis 85 Mio. Euro (statt 160 Mio. Euro).

Lenzing kämpft schon seit längerem mit einem Preisverfall bei Viskose. "In den letzten vier bis sechs Wochen hat sich die Lage noch einmal stark verschlechtert", so Untersperger. Die internationale Baumwollvereinigung habe für 2013/14 eine gute Baumwollernte vorausgesagt. Das bedeutet, dass die ohnehin schon vollen Lager noch voller werden - was den Preis weiter drückt. Lenzing produziert zwar Viskose- und nicht Baumwollfasern, der Preis für Viskose orientiert sich aber an dem für Baumwolle.

Lenzing produziert seine Viskosefasern in Asien und liefere sich dort einen "Zehnkampf" mit den Chinesen, sagte der Lenzing-Chef. "Wir sind hier nicht mehr bei allen Disziplinen vorne und haben die Kostenführerschaft verloren." Man habe einige Dinge schleifen lassen in der Erwartung, dass es schon besser werden würde, räumte Untersperger ein. "Wir müssen noch stärker ein asiatisch geprägtes Unternehmen werden." Auch ein Grund, warum der Jobabbau in Österreich deutlich stärker ausfällt als in Asien.

Schon jetzt macht Lenzing 60 Prozent des Geschäfts in Asien. In den nächsten Jahren soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen. Die Forschung ist aus Angst vor Kopien noch in Österreich. Dass dies auf ewig so bleibt, ist nicht gewiss.

Trotz beachtlicher Rosskur wird die Produktion nicht zurückgefahren. Das Werk in Oberösterreich wird sogar deutlich ausgebaut. Die Spezialfasern Tencel und Modal, an denen Lenzing mehr verdient als an Viskose, liefen gut, meinte Untersperger.

2014/15 "definitiv nicht gebaut" wird hingegen das geplante Viskosefaserwerk in Indien. "Weil wir das Geld gar nicht haben und auch keine Notwendigkeit besteht, wenn das Viskoseumfeld so ist", erklärte der Unternehmenschef.

(Schluss) kan/ggr

ISIN AT0000644505 WEB http://www.lenzing.com

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