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Kein "Made in Austria" 05.03.2021 18:00:00

Lenzing-Aktie im Plus: Hygiene Austria-Konkurrenz sieht Wettbewerb verzerrt

Lenzing-Aktie im Plus: Hygiene Austria-Konkurrenz sieht Wettbewerb verzerrt

Im "Kurier" ist von möglichem unlauteren Wettbewerb in dem lukrativen Millionenbusiness die Rede, die Konkurrenz sieht den Wettbewerb massiv verzerrt. Mitbewerber, die Qualität "Made in Austria" angeboten hätten, fühlten sich betrogen.

Hygiene Austria hatte den Zuschlag gewonnen, alle namhaften Supermarktketten mit zig Millionen FFP2-Masken "Made in Austria" zu beliefern. Nach einer Razzia hat die Firma nun zugegeben, auch Masken aus China bestellt zu haben, um der Nachfrage nachzukommen, Kunden und Öffentlichkeit wussten das aber nicht.

Medien spekulieren nun, dass die Branche von Anfang an Zweifel an der Korrektheit des Deals gehabt habe. Es sei de facto unmöglich, ein Qualitätsprodukt aus Österreich in solcher Stückzahl kostendeckend für unter 1 Euro anzubieten. "Wir produzieren in Graz, haben mit ehrlichen Preisen kalkuliert und keinen einzigen Bundesauftrag bekommen. Wenn ich jetzt höre, dass hier mit China-Masken agiert wurde, bekomme ich einen Grant", wird Dominik Holzner vom Maskenhersteller Aventrium im "Kurier" zitiert.

Holzner, der in Graz seit August Schutzmasken produziert, sieht für sich in Österreich keine Geschäftschancen mehr, wie er im "Standard" sagt. Nicht mehr als 59 Cent durften die Masken kosten, so die Vorgaben an die Supermärkte. Um den sogenannten Selbstkostenpreis nicht zu sprengen, zahlten manche Handelskette aus eigener Tasche mit, schreibt die Zeitung. "Für uns brach damit der gesamte Markt schlagartig zusammen", schildert Holzner. "Es ist schlicht unmöglich, zu diesen Preisen in Österreich zu produzieren."

Sein Betrieb Aventrium reduzierte daraufhin die Kapazitäten, baute einen Teil der Mitarbeiter ab und verlegte sich auf Exporte. Die Masken aus Graz finden nun in Südamerika, Afrika, Russland und Deutschland Absatz. Er erziele damit auch in Ländern wie Bosnien höhere Preise als in Österreich, so Holzner im "Standard". Bei Händlern wie Rewe und Spar, die im ersten Schwung bei ihm einkauften, sei Aventrium zwar noch gelistet, bestellt werde aber kaum noch. Rewe zufolge sind die Masken aus Graz nur noch bei Bipa im Sortiment. Holzner, der 70 bis 80 Mitarbeiter zählt, schätzt seinen Marktanteil in Österreich derzeit auf gerade einmal ein Prozent ein. Er baue nun eine Maskenfertigung in Frankfurt auf - "Deutschland ist für uns interessanter. Ohne Exporte hätten wir in Österreich längst zusperren müssen."

Neben Holzner haben laut "Kurier" etwa 150 Großhandelsbetriebe durch die Finger geschaut, weil von einem Tag auf den anderen niemand mehr FFP2-Masken für über 59 Cent bestellen habe wollen. Einer ist auch Andreas Kerschbaumer vom Shop dieschutzmaske.at . "Kunden, die 50.000 Masken oder mehr bei uns bestellt hatten, wollten vom Vertrag zurücktreten. Man ist, was den Preis anbelangt, plötzlich als unglaubwürdig dagestanden". Der Lagerbestand musste dann unter dem Preis verkauft werden.

Versorgungsengpässe befürchtet Österreichs Handel nach den jüngsten Entwicklungen keine: Es seien genug andere Masken aus Europa und Asien vorrätig."Österreich wird hier mit Billigware aus China überschwemmt", sagt Holzner.

Firma: Schweizer Institut prüfte China-Masken

In der Causa der FFP2-Masken der Hygiene Austria war zuletzt unklar, ob die Prüfung der Masken durch ein Schweizer oder ein ungarisches Institut gemacht wurde. Laut Angaben des neuen Sprechers für die Hygiene Austria sind beide Institute in Prüfungen involviert: Das CE-Kennzeichen der Masken wurde von den Ungarn gemacht, ein Schweizer Institut übernahm die Qualitätskontrolle für die zugekauften chinesischen Masken, sagte er am Freitag zur APA.

Zur Zeit der Erstellung des CE-Kennzeichens habe es kein österreichisches Institut gegeben, das dies gemacht hätte, begründete der Sprecher den Gang des Maskenherstellers nach Ungarn. Die Schweizer Firma SGS habe eine Dependance in Österreich. Hygiene Austria hatte einen Teil seiner Masken in China zugekauft und umetikettieren lassen und mit dem Vermerk "Made in Austria" beworben. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug und organisierte Schwarzarbeit und hat Hausdurchsuchungen durchgeführt.

In der Kommunikation des Maskenherstellers Hygiene Austria, ein Joint Venture von Lenzing und Palmers, wurde jetzt ein Wechsel vollzogen: "Die PR-Agentur Schütze Positionierung hat gestern, nach den Entwicklungen der letzten Tage, die Tätigkeit für die Hygiene Austria mit sofortiger Wirkung eingestellt", teilte Gregor Schütze heute der APA mit. Lenzing-Sprecher Johannes Vetter wurde nun mit seiner Agentur Vetter & Partner mit der Kommunikation beauftragt.

Es gehe um zwei verschiedene Qualitätsprüfungsschritte, so Vetter. Das CE-Kennzeichen, das auf die Masken aufgedruckt ist, sei für den Bauplan des Produkts erstellt worden und komme von einem ungarischen Institut. Das hatte auch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen so festgestellt. Die Masken von Hygiene Austria tragen die Kennzeichnung CE 2233. Diese Zahlenkombination gehört der ungarischen Prüfstelle G?PTESZT Termeloeszközöket Felülvizsg?l? ?s Karbantart? Kft. mit Sitz in Budapest.

Weiters gebe es die Kontrolle durch das Schweizer Unternehmen SGS. Diese sei eine Qualitätskontrolle für die chinesische Produktion, sagte Vetter. Damit seien die Masken der Lieferung aus China geprüft worden, auf diese sei auch das ungarische CE-Zeichen gedruckt. Hygiene Austria hatte schon am Mittwoch erklärt, Gutachten für die Masken lägen vor und würden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt.

Qualitätsmäßig sei zwischen den chinesischen und österreichischen Masken kein Unterschied, so der Sprecher. "Das Problem ist das falsche Versprechen für diese Tranche" - nämlich das Versprechen "Made in Austria". Darauf angesprochen, dass die Hygiene Austria auf ihrer Homepage noch immer mit "Made in Austria" wirbt, sagte er dass nur mehr Masken österreichischer Produktion verkauft würden. Im Moment gingen aber keine Bestellungen ein. Der Faserhersteller Lenzing produziere keine Fasern für die Masken der Hygiene Austria, stellte Vetter klar.

Nachdem bekanntgeworden ist, dass Hygiene Austria einen Teil seiner Masken in China hat fertigen lassen, haben die großen Handelsketten diese FFP2-Masken aus dem Programm genommen. Im "Kurier" ist von möglichem unlauteren Wettbewerb in dem lukrativen Millionenbusiness die Rede, die Konkurrenz sieht den Wettbewerb massiv verzerrt. Mitbewerber, die Qualität "Made in Austria" angeboten hätten, fühlten sich betrogen.

Medien spekulieren nun, dass die Branche von Anfang an Zweifel an der Korrektheit des Deals gehabt habe. Es sei de facto unmöglich, ein Qualitätsprodukt aus Österreich in solcher Stückzahl kostendeckend für unter 1 Euro anzubieten. "Wir produzieren in Graz, haben mit ehrlichen Preisen kalkuliert und keinen einzigen Bundesauftrag bekommen. Wenn ich jetzt höre, dass hier mit China-Masken agiert wurde, bekomme ich einen Grant", wird Dominik Holzner vom Maskenhersteller Aventrium im "Kurier" zitiert.

Versorgungsengpässe befürchtet Österreichs Handel nach den jüngsten Entwicklungen keine: Es seien genug andere Masken aus Europa und Asien vorrätig."Österreich wird hier mit Billigware aus China überschwemmt", sagt Holzner.

In Wien gewann die Lenzing-Aktie letztlich 3,32 Prozent auf 118,20 Euro.

APA

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Bildquelle: Markus Kirchgatterer / Lenzing AG,Lenzing Markus Renner/Electric Arts

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