Dividende sinkt drastisch |
12.03.2020 18:13:00
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Lenzing-Aktie im Minus: Historisch tiefe Faserpreise sorgenfür Gewinneinbruch
"Die Nachfrage auf den globalen Fasermärkten ist derzeit wegen der Ausbreitung des Coronavirus, das insbesondere in China weite Teile der textilen Wertschöpfungskette lahmlegt, schwer prognostizierbar", heißt es am Donnerstag im Ausblick des Unternehmens. Der Jahresüberschuss lag 2019 mit 114,9 Mio. Euro um rund 22 Prozent unter dem Vorjahreswert von 148,2 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich von 382 auf 327 Mio. Euro.
Lenzing hatte bereits Ende Jänner vorläufige Ergebniszahlen bekanntgegeben. Damals verwies das Unternehmen auch auf außerplanmäßige Abschreibungen im Zusammenhang mit dem vorübergehend gestoppten Ausbau von Lyocellfasern in den USA. Lenzing wollte sein Werk dort ausbauen, entschied sich dann aber dafür, sich stattdessen auf Thailand zu konzentrieren und dort eine Lyocellfaseranlage zu bauen.
Niedrige Faserpreise sowie ein Rückgang bei der Absatzmenge für Standardfasern sorgten im Geschäftsjahr 2019 für einen Umsatzrückgang um 3,3 Prozent auf 2,11 Mrd. Euro. Der Anteil der Spezialfasern stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 45,5 auf 51,6 Prozent. Der über 7.000 Mitarbeiter zählende Konzern will in Zukunft mehr Spezialfasern produzieren, weil er daran besser verdient als an Viskosefasern. Der Viskosemarkt ist zudem sehr volatil, was das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder in die Bredouille brachte.
Coronavirus - Lenzing ist im Hygienebereich "mehr als ausverkauft"
Der Faserkonzern Lenzing steht der Coronovirus-Epidemie gespalten gegenüber: Einerseits habe das Unternehmen im Hygienebereich gerade ein "unglaublich starkes Wachstum", anderseits herrsche auch Verunsicherung am Markt, sagte Lenzing-Chef Stefan Doboczky am Donnerstag. Fast ein Drittel der Lenzing-Fasern geht in Produkte des Kosmetik- und Hygienebedarfs, der größte Bereich sind dabei Wischtücher.
"Hier sind wir mehr als ausverkauft", sage Doboczky bei der Bilanzpressekonferenz. Die Lyocellfaser von Lenzing wird als Vliesstoff für Artikel wie Gesichtsmasken, Abschminktücher, Tücher für die Babypflege, Inkontinenzprodukte oder feuchtes Toilettenpapier ebenso verwendet wie für Einwegbekleidung im OP-Bereich.
Der oberösterreichische Konzern musste im Februar aufgrund des Coronavirus zwei der drei Anlagen in seinem chinesischen Werk für zwei Wochen herunterfahren. Lenzing hatte Probleme, Rohstoffe zu bekommen, da es Lieferengpässe gab. Inzwischen laufe das Werk wieder voll mit einer Auslastung von 100 Prozent, sagte der Lenzing-CEO heute. Auch die Lieferketten würden funktionieren. Es sei allerdings zur Zeit schwieriger, Waren nach China zu bringen, da Container knapp seien, räumte Doboczky ein. Lenzing macht 70 Prozent des Geschäfts in Asien, insbesondere in China und Indien. Den Rest teilen sich Europa und die USA.
In seinen österreichischen Werken evaluiert Lenzing gerade die Situation für die in Summe 3.000 Beschäftigten. "Das Produktionspersonal wird vor Ort sein müssen, administrative Tätigkeiten können im Homeoffice gemacht werden", sagte Doboczky. Lenzing hat hierzulande Produktionsstätten in der gleichnamigen oberösterreichischen Stadt Lenzing sowie in Heiligenkreuz (Burgenland).
Pläne für Kurzarbeit gebe es im Moment nicht. "Wir bewegen uns von Tag zu Tag", so der Vorstandschef. Noch sei auch nicht klar, ob die Hauptversammlung (HV) des Unternehmens am 16. April stattfinde. Große Menschenansammlungen sind derzeit untersagt. Die Einladungen für die HV müssten am 19. März verschickt werden, dann werde man entscheiden, meinte Doboczky.
Lenzing ist gerade dabei, zwei neue Großprojekte zu stemmen. In Thailand soll eine neue Lyocellfaseranlage entstehen. In Brasilien will das Unternehmen ein neues Zellstoffwerk bauen, um sich unabhängiger vom Markt zu machen und künftig 75 Prozent des Zellstoffbedarfs selbst zu produzieren. Derzeit stellt Lenzing den Zellstoff für die Lyocellfaser in seinen Werken in Österreich und Tschechien her oder kauft sie am Markt zu.
In Brasilien habe Lenzing nun alle Genehmigungen erhalten und Verträge mit den Lieferanten abgeschlossen. Mitte 2022 soll das Werk den Betrieb aufnehmen. Die Baustelle in Thailand befinde sich "genau im Plan".
Seit nunmehr einigen Jahren legt Lenzing den Fokus seines Geschäfts auf Spezialfasern wie Tenzel, da sich damit mehr verdienen lässt als mit Viskosefasern. Der Viskosemarkt ist zudem sehr volatil, was das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder in die Bredouille brachte. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil der Spezialfasern bereits von 45,5 auf 51,6 Prozent.
Mit seinen Spezialfasern will Lenzing auch bei Endkunden sichtbarer sein. Ein regelrechter "PR-Boost" sei es gewesen, dass die französische Schauspielerin Lea Seydoux in der Oscarnacht ein Louis Vuitton-Kleid trug, das aus der Lenzing-Faser "Tencel Luxe" gemacht wurde, erzählte Doboczky.
Für die Lenzing-Aktie ging es in Wien, in einem von Corona-Sorgen geplagten Markt, letztlich um 12,47 Prozent nach unten auf 45,12 Euro.
(APA) kan/tsk
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