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Stärkung der Bilanz 09.03.2023 17:56:00

LEG Immobilien-Aktie verliert zweistellig: Vorstand und Aufsichtsrat schlagen Aussetzung der Dividendenzahlung für 2022 vor

LEG Immobilien-Aktie verliert zweistellig: Vorstand und Aufsichtsrat schlagen Aussetzung der Dividendenzahlung für 2022 vor

Im Vorjahr hatte LEG noch eine Dividende von 4,07 Euro je Aktie gezahlt.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation, die von hohen Zinsen und anhaltender Unsicherheit über die Bewertung des Immobilienbestands geprägt ist, soll die Liquidität zur Stärkung der Bilanz statt zur Zahlung einer Dividende verwendet werden, so das Unternehmen.

Der FFO I lag laut Mitteilung 2022 bei 482 Millionen Euro und damit in der oberen Hälfte der zuletzt gültigen Guidance-Bandbreite von 475 bis 485 Millionen Euro. Der AFFO lag 2022 bei 108,8 Millionen Euro.

Für 2023 geht das Unternehmen nach ursprünglich 110 bis 125 Millionen Euro nunmehr von einer verbesserten Bandbreite von 125 bis 140 Millionen Euro aus. Die Verbesserung des prognostizierten AFFO resultiere zum einen aus nochmals gesenkten Neubauvolumina, die sich in niedrigeren Capex-Ausgaben widerspiegeln und entsprechend den AFFO erhöhen. Zum anderen habe die Aussetzung der Dividendenzahlung aufgrund von Zinseinsparungen positive Auswirkungen auf die Entwicklung des AFFO.

Der Wohnimmobilienmarkt sei nach wie vor von Kaufzurückhaltung und großer Unsicherheit bezüglich der weiteren Inflations- und Zinsentwicklung geprägt, teilte das Unternehmen weiter mit. 2022 konnte LEG rund 600 Wohnungen veräußern. Dabei habe der Konzern mehr als den Buchwert erlöst, sagte Unternehmenschef Lars von Lackum. Auch zukünftig sollen Wohnungen nicht unter dem Buchwert veräußert werden, auch wenn dies mehr Zeit in Anspruch nehme als ursprünglich geplant. LEG will rund 5000 Wohnungen verkaufen. Dazu gehörten auch rund 1300 Einheiten aus dem 2021 angekauften Adler-Portfolio.

Neben den Jahreszahlen teilte LEG auch eine Änderung an der Spitze des Finanzressorts mit. Susanne Schröter-Crossan werde zum 31. März aus familiären Gründen aus dem Vorstand ausscheiden und das Unternehmen verlassen, hieß es. Die Nachfolge soll die bisher als Geschäftsführerin im operativen Geschäft tätige Kathrin Köhling antreten.

Immobilienbranche sehr schwach: LEG setzt Dividende aus

Die geplante Dividendenaussetzung durch das Immobilienunternehmen LEG hat am Donnerstag die Anleger verschreckt. Die Aktien notierten im XETRA-Handel schlussendlich 11,44 Prozent im Minus bei 60,08 Euro. Bei 58,54 Euro hatten sie zuvor ihr Tagestief erreicht. Dabei wurde der gesamte Sektor mitgerissen - denn Beobachter befürchten, dass auch andere Immobilienkonzerne die Dividenden aussetzen oder zumindest kürzen könnten, darunter Europas größter Wohnungsvermieter Vonovia.

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate büßte am Donnerstag zeitweise mehr als drei Prozent ein und schlug sich damit europaweit im Vergleich zu den übrigen Sektoren am schlechtesten. In Deutschland verloren Vonovia im DAX letztlich 5,12 Prozent auf 21,12 Euro, die Anteile der MDAX-Mitglieder Aroundtown und TAG Immobilien gaben derweil 6,33 Prozent auf 2,31 respektive 4,48 Prozent auf 6,93 Euro nach.

Mit dem Anstieg der Zinsen weltweit steht die stark kreditfinanzierte Immobilienbranche zunehmend unter Druck, auch die steigenden Kosten etwa für Energie und das Bauen sorgen für Gegenwind. Viele Unternehmen drücken daher ihre Ausgaben und Investitionen. LEG fuhr im vergangenen Jahr zwar ein Rekordergebnis ein, will aber seine Kapitalbasis stärken, in dem es auf die Dividendenzahlung verzichtet. Für viele Beobachter kam dies unerwartet - aber nicht für alle.

Ein Händler etwa sagte, die Aussetzung sei nicht völlig überraschend, er wertete die Entscheidung aber als sehr negativ. Der Markt habe zwar mit einer Kürzung gerechnet, jedoch immer noch eine ordentliche Ausschüttung erhofft. Auch dass LEG seine Ziele für die operative Kennziffer AFFO optimistischer formuliere, wiegt die negativen Aspekte laut dem Börsenkenner nicht auf. "Der AFFO steigt automatisch, wenn die Investitionsausgaben sinken", merkte er an. Die Bilanz für das vergangene Jahr sei derweil im Rahmen der Markterwartungen ausgefallen. Der AFFO reflektiert laut LEG den frei verfügbaren Barmittelfluss.

Auch Experte Simon Stippig von der Warburg Bank reagierte mit Erstaunen, zumal LEG das beste Ergebnis seiner Geschichte verbucht habe. Dabei hätten die Finanzierungskosten zuletzt noch immer auf demselben Niveau stagniert wie Ende November. Er bemängelte überdies, dass auch künftige Dividenden mit der geänderten Prognosebasis schwieriger vorauszusehen seien.

Analyst Andre Remke von der Baader Bank schrieb: "Obwohl bereits seit Herbst letzten Jahres diskutiert, kommt die vollständige Aussetzung der Dividende für uns und den Konsens mit Schätzungen von rund 3,25 Euro je Anteilsschein im Vergleich zu 4,07 Euro im vergangenen Jahr überraschend." Eine vollständige Kürzung sei allerdings nur konsequent, da der Fokus der LEG und auch der gesamten Branche angesichts sinkender Immobilienwerte, steigender Refinanzierungskosten und eines schwierigen Verkaufsmarktes vorerst auf der Passivseite liege und dort auch liegen sollte.

JPMorgan-Experte Neil Green dagegen hatte die Dividendenaussetzung offenbar kommen sehen. Angesichts der Kommentare des Managements in der Telefonkonferenz bereits zum dritten Quartal hält er den Vorschlag einer Dividendenaussetzung für keine große Überraschung mehr. LEG-Chef Lars Lackum hatte zur Präsentation der Neunmonatsbilanz im November eine Änderung der Geschäftsstrategie mit dem Fokus auf Kostendisziplin verkündet. Laut Ankündigung vom November will die Gesellschaft Investitionen drücken, nicht weiter zukaufen und das Geschäft mit der Projektentwicklung einstellen, um die Liquidität weiter zu stärken.

Vor diesem Hintergrund könnte auch die Spannung mit Blick auf die in der kommenden Woche anstehende Bilanz von Europas größtem Vermieter Vonovia weiter steigen. Die Deutsche Bank hatte zuletzt mit Blick auf die massiv steigenden Renditen für Vonovia-Bonds über ein Kräftemessen zwischen den Aktien- und den Anleihenhaltern gemutmaßt. Die Anleiheinvestoren hofften wohl, dass Vonovia die Dividendenzahlung aussetzen werde, schrieb Analyst Thomas Rothäusler erst kürzlich. Warburg-Analyst Simon Stippig hält derweil eine Dividendenkürzung durch den Dax-Konzern für sehr unwahrscheinlich.

Vonovia stand in den vergangenen Tagen an der Börse zudem wegen Ermittlungen gegen einzelne Mitarbeiter unter Druck, der Verdacht eines Schmiergeldsystems steht im Raum.

JPMorgan belässt LEG Immobilien auf 'Overweight' - Ziel 87 Euro

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für LEG nach einer Analystenkonferenz auf "Overweight" mit einem Kursziel von 87 Euro belassen. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden solle zuvorderst die Bilanz der Immobiliengesellschaft gesichert werden, schrieb Analyst Neil Green in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Im kommenden Jahr würden Verbindlichkeiten in Höhe von einer Milliarde Euro fällig und im Jahr darauf etwa eine weitere Milliarde Euro. Seit den Ergebnissen für das dritte Quartal 2022 sei die Unsicherheit groß, das gelte auch die Bewertungen des Portfolios.

/bek/gl

Veröffentlichung der Original-Studie: 09.03.2023 / 11:00 / GMT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 09.03.2023 / 11:42 / GMT

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20.11.24 LEG Immobilien Hold Warburg Research
12.11.24 LEG Immobilien Neutral Goldman Sachs Group Inc.
11.11.24 LEG Immobilien Buy Deutsche Bank AG
08.11.24 LEG Immobilien Overweight JP Morgan Chase & Co.
08.11.24 LEG Immobilien Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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