Wie-Basis gefährdet |
29.05.2020 15:57:00
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Laudamotion: KV-Verhandlungen abermals geplatzt - Ruf nach Kanzler Kurz in "vida-Skandal"
"Uns ist vollkommen klar, dass man in Krisenzeiten einen Beitrag leistet, aber dass man dabei gleich dauerhaft über das Unterschreiten der Armutsschwelle bei Vollzeit-Schichtarbeit redet, das steht einfach in keiner Relation", sagte Roman Hebenstreit, Chef der Gewerkschaft vida am Freitag im Ö1-Morgenjournal.
Laut dem Lauda-Piloten Thomas Gurgiser, der zuletzt einen Protest gegen die vida initiiert hat, habe Laudamotion bei den Grundgehältern für die Flugbegleiter nachgebessert und dieses von 14.000 auf 19.200 brutto im Jahr angehoben. Auch sei man der Gewerkschaften bei weiteren Punkten entgegengekommen.
Trotzdem hat die vida den KV nicht unterschrieben, Gurgiser ortet dahinter eine Verschwörung: "Skandalöserweise befanden sich im Vida Verhandlungsteam sowohl ein Betriebsrat der AUA als auch ein Betriebsrat der Level. Deren einziges Ziel war es, einen positiven Vertragsabschluss zu verhindern und damit 500 Menschen die Existenzgrundlage zu rauben", schrieb er in einem nächtlichen E-Mail an die APA.
Die Wirtschaftskammer (WKÖ) erklärte am Freitag in einer Aussendung, dass das Unternehmen die Konditionen stark verbessert habe, sie von Gewerkschaft trotzdem abgelehnt worden seien. "Damit gehen an der Basis Wien 500 Arbeitsplätze und damit die Existenzgrundlage hunderter Mitarbeiter verloren. Die mit dem Flugbetrieb verbundene Wertschöpfungskette wird nachhaltig beschädigt."
Von Laudamotion gab es zunächst kein Statement. Die Lauda-Geschäftsführung hatte der Gewerkschaft vida mehrere Ultimaten gesetzt, bis wann sie den KV unterschreiben muss, um die Schließung der Basis zu verhindern. Die über 300 betroffenen Beschäftigten wurden bereits beim AMS von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet.
Laudamotion ruft nach Kanzler Kurz in "vida-Skandal"
"illegalerweise" Mitarbeitern von AUA und Level erlaubt, an den Verhandlungen teilzunehmen.
Bei KV-Verhandlungen nehmen üblicherweise Funktionäre und Vertreter der betroffenen Branche teil. In der Luftfahrt gibt es - sehr zum Ärger der Gewerkschaft - aber keinen gemeinsamen Branchenkollektivvertrag.
Laudamotion habe bei dem nächtlichen Verhandlungsmarathon eine "Serie an dramatischen Last-Minute-Zugeständnissen gemacht und restriktive Klauseln entfernt", betonte die Billigfluglinie ihre Verhandlungsbereitschaft. Den Flugbegleitern hätte man ein Mindesteinkommen von 19.200 Euro brutto pro Jahr garantiert.
Laudamotion hat mehrmals angekündigt, die Basis in Wien per 29. Mai zu schließen. Daran soll sich nun auch nichts mehr ändern, die Schließung sei heute "fällig", wie es in der Aussendung heißt. "Die Basis wird heute im Laufe des Tages geschlossen", noch sei eine Unterschrift aber möglich, sagte die Lauda-Sprecherin am Freitag auf APA-Nachfrage.
Ein Teil der Lauda-Flieger wurde bereits nach Deutschland, Großbritannien und Spanien ausgeflogen. Die 300 betroffenen Piloten und Flugbegleiter wurden bereits beim AMS von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet. Gleiches gilt für die 70 Angestellten der Lauda-Zentrale sowie 200 Crewlink-Leiharbeiter.
Der Lauda-Mutterkonzern Ryanair hingegen will mit drei Boeing 737 in Wien bleiben und Wien-Strecken auch von anderen Basen aus bedienen.
Lauda-Airline kann Mitarbeitern in Deutschland Gehalt nicht auszahlen
Die mehr als 200 Piloten und Flugbegleiter der österreichischen Airline Laudamotion an den deutschen Standorten in Stuttgart und Düsseldorf müssen weiter um ihr Mai-Gehalt bangen. Die Ryanair-Tochter teilte den Mitarbeitern in einem Brief mit, man habe nicht die nötigen Mittel. Man hoffe, das Mai-Gehalt so schnell wie möglich im Juni auszahlen zu können. Das Schreiben vom Donnerstag liegt der dpa vor.
Das Unternehmen habe in den vergangenen zwei Jahren etwa 200 Mio. Euro verloren und seit dem 17. März wegen der Corona-Pandemie keine Passagiere mehr verzeichnen können. Das Unternehmen kritisierte die Bundesagentur für Arbeit Würzburg, die einen Antrag auf Kurzarbeit abgelehnt habe. Eine Lauda-Sprecherin sagte, man habe dagegen Rechtsmittel eingelegt.
Die größte Laudamotion-Basis in Wien wird laut dem Unternehmen am Freitag geschlossen. Auch im zweiten Anlauf scheiterten die Verhandlungen zwischen der Airline und der Gewerkschaft vida. Die Gewerkschaft weigerte sich, einen neuen Tarifvertrag zu unterschreiben, der aufgrund der Corona-Krise Gehaltseinbußen für das Bordpersonal vorsah.
Die Fluggesellschaft beteuerte dagegen bis zuletzt, dass ein Großteil der Mitarbeiter den Kürzungen bereits zugestimmt hätte, lediglich die Gewerkschaft habe sich quer gestellt. Von der Schließung der Wiener Basis betroffen sind 300 Piloten und Flugbegleiter. Inklusive Leiharbeitsfirmen geht es dort um mehr als 500 Arbeitsplätze.
Piloten sehen keine Jobperspektive
Nach dem Scheitern der KV-Verhandlungen bei Laudamotion sehen betroffene Piloten und Flugbegleiter keine berufliche Perspektive. Sie machten am Freitag in einem Schreiben die Gewerkschaft vida für die anstehende Schließung der Lauda-Basis verantwortlich. Die Gewerkschaft wiederum verteidigte ihre Ablehnung des neuen Kollektivvertrags.
"Wir werden als unvermittelbare Fälle beim Arbeitsmarktservice enden", schreibt Base Supervisor Paulo Patena "im Namen der in Wien ansässigen Aircrew". Die Coronakrise habe dazu geführt, dass europaweit tausende hochqualifizierte Mitarbeiter in der Luftfahrt ihre Jobs verloren haben. "Die Aussichten aus eine neue Beschäftigung sind denkbar schlecht, denn weder in Österreich, noch in ganz Europa sucht auch nur eine einige Fluggesellschaft Piloten und Flugbegleiter. Durch Massenentlassungen bei verschiedenen Airlines suchen so viele Menschen einen neuen Job, dass es für die Lauda-Mitarbeiter sehr schwer werden wird irgendwo unterzukommen."
Das fliegende Personal der Lauda-Basis Wien sei "schockiert darüber, dass trotz massiven Nachbesserungen die Gewerkschaft vida in der vergangenen Nacht die Zustimmung zum neuen Kollektivvertrag verweigert hat. Wir Mitarbeiter und Mitglieder der Gewerkschaft wurden überhaupt nicht gefragt. Die Nichtzustimmung führt aber dazu, dass wir in die Arbeitslosigkeit getrieben werden. Und das in unseren Augen mutwillig." Hunderte Mitarbeiter würden arbeitslos, "dank unserer Gewerkschaft".
Die Gewerkschaft habe in den nächtlichen Verhandlungen "neue, absurde Forderungen" gestellt, so die Mitarbeitergruppe. Sie ruft, wie zuvor schon die Laudamotion-Geschäftsführung, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) um Hilfe gegen die Gewerkschaft. "Wir wissen nicht mehr wie wir noch auf unsere Schicksale und jene unserer Familien aufmerksam machen sollen", schreiben sie. An die vida appellieren sie: "Bitte retten Sie unsere Jobs und zerstören sie nicht sinnlos und mutwillig unsere Arbeitsplätze, Existenzen und auch jene unserer Familien und Kinder."
vida-Chef Roman Hebenstreit verteidigte die Ablehnung des Kollektivvertrags. "Für uns gibt es ganz klare rote Linien: Wir können weder ein Grundgehalt unter der Armutsschwelle akzeptieren, noch können wir einen Vertrag unterschreiben, der rechtswidrige Bestimmungen enthält", schrieb Hebenstreit am Freitag in einer Aussendung. Eine Hilfskraft im Service in einem Hotel bekommt ein garantiertes Grundgehalt von über 1.500 Euro brutto im Monat sowie zusätzlich Weihnachts- und Urlaubsgeld, so der vida-Vorsitzende weiter. Die Gewerkschaft könne nicht zulassen, dass für sicherheitsrelevante Berufe, wie jene des Flugbegleiters, weniger gezahlt werde.
Die vida habe einen Kompromissvorschlag - ein Grundgehalt über der Armutsgrenze für Flugbegleiter sowie eine Reduktion der Einkommensverluste bei den Co-Piloten durch Umschichtungen innerhalb aller Gehälter ohne zusätzliche Kosten für Laudamotion - vorgelegt. Diesen hätten die Wirtschaftskammer und das Unternehmen jedoch nicht angenommen. Die vida habe auch die Wirtschaftskammer ersucht, in Bezug auf die Möglichkeit der Kurzarbeit und anderer staatlichen Hilfen aufklärend gegenüber Laudamotion zu wirken, weil dadurch dem Unternehmen weiterer großer Kostendruck - vor allem durch die Kurzarbeitsmöglichkeit - von der Republik Österreich abgenommen werden könnte, so Hebenstreit.
Die Laudamotion-Geschäftsführung hat die betroffenen Mitarbeiter bereits von der Kurzarbeit abgemeldet, um sie kündigen zu können. Hebenstreit vermutet, dass Ryanair den Abzug aus Wien schon länger geplant hat. Am Freitag schalteten sich auch die NEOS ein, sie stellen sich die Frage, ob die Gewerkschaft ernsthaft verhandelt hat. Sie fordern Aufklärung durch die Regierung. Dass aufseiten der Gewerkschaft Betriebsräte der Konkurrenz involviert waren, findet NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn "höchst obskur"
APA
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