19.06.2023 11:17:40

Kursrutsch bei Sartorius - Gewinnwarnung stärker als befürchtet

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktie von Sartorius ist nach der Gewinnwarnung vom Wochenende am Montag mit einem Kurseinbruch in den Handel gestartet. Der Laborausrüster hatte seine Jahresprognose am späten Freitagabend mit Verweis auf eine anhaltend allgemein schwache Nachfragedynamik gesenkt und vor einem Rückgang bei Umsatz und Marge auch ohne Covid-Geschäft gewarnt. Analysten hatten zwar mit einer Senkung der Ziele gerechnet, aber nicht in dem Ausmaß. Die Sartorius AG notiert am Vormittag gut 13 Prozent im Minus, der in Frankreich börsennotierte Teilkonzern Sartorius Stedim Biotech SA bricht um mehr als 12 Prozent ein. Auch die Aktie des Life-Science- und Pharmakonzerns Merck geriet in den Abwärtssog und verliert 3,6 Prozent - der DAX-Konzern bietet ebenfalls Produkte für die Pharmaforschung, Diagnostik und Arzneimittelproduktion an.

Sartorius hatte während der Pandemie stark davon profitiert, dass Biopharma-Kunden ihre Lagerbestände sicherheitshalber auffüllten. Nun bauen die Unternehmen aber erst einmal ihre Bestände ab, ehe sie neue Aufträge vergeben - und dies wird sich eine Weile hinziehen. "Vor allem der länger als erwartet andauernde Lagerbestandsabbau bei Biopharma-Kunden nach der Coronavirus-Pandemie sowie eine relativ geringe Investitionstätigkeit auf Seiten der Kunden infolge von freien Produktionskapazitäten dürften die Geschäftsentwicklung von Sartorius im Gesamtjahr dämpfen", teilte Sartorius mit.

Laut Berenberg ließen die jüngsten Gespräche des Unternehmens mit seinen Investoren vermuten, dass eine Senkung der Jahresziele in angemessener Weise eingepreist sei. Doch die neuen Ziele lägen deutlich unter den Erwartungen der Käuferseite. "Die Herabstufung, die wir befürchtet haben, ist größer als wir befürchtet haben", schrieb Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis in einer Studie.

Sartorius habe neben dem Lagerbestandabbau auch Überkapazitäten bei Kunden im Bereich der Auftragsfertigung, eine konservativere Ausgabenpolitik bei Kunden beider Unternehmenssparten und eine anhaltende Schwäche in China aufgrund des zunehmend nationalistischen Ansatzes bei der Beschaffung in dieser Region als Grund für die Prognosesenkung genannt.

Für das Gesamtjahr stellt Sartorius auf Basis konstanter Wechselkurse nun einen Umsatzrückgang im Konzern um 10 bis 15 Prozent in Aussicht, ohne Berücksichtigung des Corona-Geschäfts werde der Rückgang bei 5 bis 9 Prozent gesehen. Bislang hatte der DAX-Konzern mit einem Umsatzwachstum im unteren einstelligen Prozentbereich bzw. ohne Corona-Geschäfts im oberen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Zur Umsatzentwicklung sollen Akquisitionen mit rund 1 Prozentpunkt beitragen, wobei die geplante Übernahme des französischen Biotechunternehmens Polyplus noch nicht in der Prognose berücksichtigt ist.

Die operative Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operative EBITDA-Marge) soll im laufenden Jahr nun etwa 30 Prozent erreichen, nachdem bisher eine Marge in etwa auf dem Niveau des Vorjahres von 33,8 Prozent erwartet wurde.

An den Mittelfristzielen bis 2025 hält Sartorius jedoch fest. Die aktuelle Nachfragesituation nach der Pandemie sei eine Phase, welche die grundlegenden sehr positiven Wachstumstreiber der Life-Science und Biopharmaka-Märkte nur temporär überlagere. Auch die Analysten von Berenberg und Equita sehen das ähnlich, allerdings ist die Unsicherheit aktuell hoch und die Visibilität gering.

Sartorius wird seine Halbjahreszahlen 2023 wie geplant am 21. Juli 2023 veröffentlichen.

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/kla

(END) Dow Jones Newswires

June 19, 2023 05:18 ET (09:18 GMT)

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