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Ölpreis, Kryptos & Co. 05.10.2024 23:33:00

Kamala Harris als Präsidentin: Was das für die Märkte bedeuten würde

Kamala Harris als Präsidentin: Was das für die Märkte bedeuten würde

• Harris-Sieg könnte die Märkte durcheinander wirbeln
• Folgen für die Geldpolitik, Aktien- und Anleihenmärkte
• Sinkt der Ölpreis?

Am 5. November wählt das US-amerikanische Volk einen neuen Präsidenten. Neben dem Ex-Präsidenten und Republikaner Donald Trump, geht mit Kamala Harris eine Demokratin ins Rennen, die im Falle eines Wahlsieges die erste Frau an der Spitze der Vereinigten Staaten wäre. Darauf sollten sich Anleger einstellen, wenn sie das Rennen um die US-Präsidentschaft gewinnt.

Setzt Harris in der Geldpolitik eigene Akzente?

Wirtschaftspolitik ist eines der zentralen Themen im US-Wahlkampf. Insbesondere der anhaltende Kampf gegen die Inflation treibt viele Wahlberechtige weiter um. Kamala Harris hat bereits im Vorfeld signalisiert: Mit ihr als US-Präsidentin wird es Steuersenkungen für die Mittelschicht geben. Auch Preisbremsen für Lebensmittel und Immobilien brachte die Demokratin in der Vergangenheit ins Spiel, ebenso wie Zuschüsse für Familien, wie sie bei einem Wahlkampfauftritt im August betonte.
Damit würde Harris insbesondere auf Entlastungen für Verbraucher setzen, um die Folgen der Inflation, die während der Amtszeit ihres potenziellen Vorgängers Joe Biden massiv gestiegen war, abzumildern.

Auch die US-Notenbank Federal Reserve dürfte die Entwicklung der Verbraucherpreise auch nach der US-Wahl weiter im Blick behalten. Die jüngst eingeleitete Zinswende dürfte dabei im Falle eines Wahlsieges von Kamala Harris weiter fortgesetzt werden. Harris als US-Präsidentin dürfte wohl dafür plädieren, die jüngst lockerere Geldpolitik fortzusetzen, um die wirtschaftliche Erholung des Landes zu stützen und eine Rezession zu umgehen. Hinzu kommt: Für eine US-Präsidentin, die als Befürworterin von Investitionen - etwa in soziale Wohnungsbauprojekte - gilt, ist eine expansive Geldpolitik von Vorteil.
Großen Wert legt Harris in diesem Zusammenhang aber auf die Unabhängigkeit der Notenbank. "Die Fed ist eine unabhängige Einrichtung und als Präsidentin würde ich mich niemals in deren Entscheidungen einmischen", so die Demokratin gegenüber Reportern in Phoenix im August.

Stabiler Anleihenmarkt möglich

Auch Anleihen-Anleger sollten sich auf den Fall eines Wahlsieges von Kamala Harris vorbereiten. Experten rechnen hier mit einer höheren Kaufnachfrage, wie aus einer Umfrage von Bloomberg Terminal unter institutionellen Anlegern hervorgeht. Demnach wollen 50 Prozent der Befragten ihre Anleihenbestände reduzieren, wenn Trump die Wahl gewinnt - aber nur 23 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen dies tun, falls Harris die erste Frau im Weißen Haus wird. Anleihen gelten als sichere Anlageklasse in turbulenten Zeiten und offenbar stellen sich einige Marktteilnehmer vor diesem Hintergrund auf Umschichtungen ihrer Aktieninvestments ein.

Für Anleihenanleger würde dies eine Gelegenheit bedeuten, von stabilen Erträgen zu profitieren, während sie gleichzeitig eine Absicherung gegen potenzielle Marktschwankungen in anderen Bereichen erhalten.

Was passiert am Aktienmarkt?

Viele Beobachter warnen im Vorfeld der Wahlen davor, dass ein Wahlsieg von Kamala Harris Turbulenzen an den Aktienmärkten auslösen könnte. So hält der berühmte Hedgefonds-Milliardär John Paulson etwa eine Rezession und einen Aktiencrash für möglich, wenn Harris die Wahlen gewinnt. Er werde in diesem Fall sogar seine Aktieninvestments verkaufen, so Paulson, der dabei insbesondere auf die von Harris geplanten Steuererhöhungspläne Bezug nahm.

Andere Experten unterdessen sehen die Lage am Aktienmarkt mit Kamala Harris als US-Präsidentin weniger kritisch. Ed Mills etwa, der Politikanalyst von Raymond James, rechnet mit einem Anstieg bei Konsumgütertiteln - insbesondere dann, wenn Harris die Macht im Weißen Haus, die Republikaner aber die Macht im Senat erhalten würden.

Marktbeobachter sehen offenbar noch Chancen in anderen Bereichen: Nach dem TV-Duell zwischen Trump und Harris, das Harris der Mehrheitsmeinung nach für sich entschieden hat, stiegen insbesondere Solartitel wie Sunrun, First Solar und SolarEdge. Harris gilt als Befürworterin von sauberer Energie und Energiewende, zudem legt sie starken Fokus auf den Klimaschutz.

Was ist beim Goldpreis zu erwarten?

Der Goldpreis hat 2024 bislang eine Rekordrally aufs Parkett gelegt - und auch nach einem Wahlsieg von Kamala Harris könnte sich das Edelmetall weiter verteuern. Dazu beitragen könnte die US-Notenbank, die im Falle einer Harris-Präsidentschaft wohl die Leitzinsen weiter senken dürfte, was die Nachfrage nach Gold voraussichtlich befeuern würde. Hinzu kommen die anhaltenden politischen Konfliktherde weltweit und die anhaltenden Investitionen der Zentralbanken in Gold.

Eine Präsidentschaft von Kamala Harris, verbunden mit möglichen Investitionen in die grüne Infrastruktur und soziale Programme, könnte die Inflationsängste verstärken und somit den Goldpreis weiter nach oben treiben. Hinzu kommt eine damit verbundene Schwächung des Dollars - ebenfalls ein positiver Nachfragefaktor für Gold.

Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank, hat sich bereits vor der Wahl festgelegt und Gold als Profiteur eines jeden Wahlausganges ausgemacht.

Ölpreis: Druck durch Klimapolitik und sinkende Nachfrage

Eine Präsidentschaft von Kamala Harris könnte den Ölpreis unter Druck setzen, da ihre Klimapolitik den Übergang von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien beschleunigen dürfte. Harris hat bereits mehrfach betont, dass sie den Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Agenda stellen möchte, was strengere Regulierungen für die Öl- und Gasindustrie sowie Investitionen in grüne Technologien mit sich bringen könnte. Dies könnte die Nachfrage nach Öl langfristig verringern und den Preis senken. Zudem könnte eine schwächere US-Wirtschaft in der Anfangsphase ihrer Präsidentschaft, in Verbindung mit reduzierter Nachfrage aus dem Transport- und Energiesektor, den Ölpreis weiter belasten. Experten argumentieren jedoch, dass kurzfristige geopolitische Risiken, wie Spannungen im Nahen Osten, den Preis stabil halten könnten.

Handelsabkommen und China: Neue Dynamiken in der Zusammenarbeit

Kamala Harris könnte die US-Handelspolitik in eine neue Richtung lenken, insbesondere was die Zusammenarbeit mit China angeht. Während die Regierung Biden bereits vorsichtig versuchte, Spannungen mit China zu entschärfen, dürfte Harris eine stabilere, wenn auch weiterhin kritische, Handelsbeziehung anstreben. Im Umgang mit China wolle sie die Beziehungen nicht vollständig abbrechen, zitiert die "Frankfurter Rundschau" aus einem Interview mit Harris. Vielmehr gehe es darum, "sicherzustellen, dass wir die amerikanischen Interessen schützen und dass wir eine Führungsrolle einnehmen, anstatt die Regeln anderer zu befolgen."

So dürften die sino-amerikanischen Beziehungen auch im Falle eines Harris-Wahlsieges weiter angeschlagen bleiben. Anders als Donald Trump hat Harris aber das China-Problem nicht zum Mittelpunkt ihrer Agenda gemacht. Dennoch dürften Handelszölle und Sanktionen, die auch unter Noch-Präsident Joe Biden stattgefunden haben, weiter eine Rolle spielen.

Kryptomärkte vor unsicherer Zukunft

Weitgehend unklar ist, welche Entwicklung sich an den Kryptomärkten abzeichnen könnte, wenn Kamala Harris das Rennen um das US-Präsidentenamt gewinnt. Während sich Donald Trump als massiver Krypto-Befürworter inszeniert, hat Harris hier bislang keine eindeutige Linie erkennen lassen. Fest steht jedoch: Eine Regulierung des Kryptomarktes, wie sie bereits Joe Biden immer wieder propagiert hat, dürfte auch für die Demokratin weiter wichtig sein. "Wir werden zusammenarbeiten, um in die Wettbewerbsfähigkeit Amerikas zu investieren, um in die Zukunft Amerikas zu investieren. Wir werden innovative Technologien wie KI und digitale Vermögenswerte fördern und gleichzeitig unsere Verbraucher und Investoren schützen", zitiert Bloomberg die Präsidentschaftskandidatin.

Von Expertenseite sind den Kryptomarkt betreffend unterschiedliche Einschätzungen zu hören, auch weil sich Kamala Harris das Kryptothema betreffend auffallend bedeckt hält. Charles Hoskinson, Mitgründer der Ethereum-Blockchain, äußerte sich im Rahmen der jährlichen Kryptokonferenz TOKEN2049 in Singapur gegenüber CNBCs "Street Signs Asia" etwa mit den Worten: "Von [Vizepräsidentin Kamala] Harris und Trump ist Trump aus Kryptowährungsperspektive sicherlich der Favorit".

Mark Cuban, ein bekannter Milliardär und Krypto-Enthusiast, äußerte unterdessen unlängst Zweifel daran, dass Harris genügend Wissen über die Kryptocommunity und Kryptowährungen besitze. Dennoch glaubt er, die mögliche neue US-Präsidentin könne Kryptowährungen gegenüber deutlich offener sein als Joe Biden.

Die Folgen eines Harris-Wahlsieges auf den Kryptomarkt sind vor diesem Hintergrund am wenigstens absehbar. Charles Hoskinson betonte allerdings: "dass sich die Welt weiterentwickelt, unabhängig davon, ob die USA pro Krypto sind oder nicht".

Redaktion finanzen.at

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