Kopf statt Herz |
08.09.2022 23:00:00
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Jim Cramer rät Anlegern, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen
• Kritik an Meta-CEO Zuckerberg
• Versöhnlicher Jahresabschluss im Blick
Der US-amerikanische Unternehmer Jim Cramer ist in der Medienlandschaft wahrlich kein Unbekannter. Nicht nur moderiert der ehemalige Goldman Sachs-Banker und Ex-Hedgefondsmanager die "CNBC"-Sendung "Mad Money", auch ist er Mitbegründer des Finanzportals "TheStreet.com". Über diese Sprachrohre teilt der Börsenkenner regelmäßig seine Eindrücke zur derzeitigen Lage an den Finanzmärkten.
"Great-Man-Theorie des Investierens"
Vor wenigen Wochen riet er Anlegern etwa, beim Investieren in ein Unternehmen logisch vorzugehen und sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. So empfahl er seinen Zuschauern in seinem TV-Segment, Investitionsentscheidungen ausschließlich mit dem Kopf zu treffen und nicht auf das Herz zu hören. Dies könne oftmals aber schwer fallen, vor allem wenn ein Unternehmen eine starke Persönlichkeit an der Führungsspitze habe. "Die Lektion ist natürlich, dass, so verlockend es auch ist, an jemanden zu glauben - ich nenne es die 'Great-Man-Theorie des Investierens' - es auf lange Sicht fast nie funktioniert", so Cramer. Unter der Great-Man-Theorie versteht man die Annahme, dass Personen über bestimmte Eigenschaften verfügen, die sie als geeignete Führungspersönlichkeit qualifizieren.
Meta-CEO Zuckerberg konnte Aktionäre nicht begeistern
Dies habe sich auch bei der Vorlage der jüngsten Quartalsergebnisse des Facebook-Konzerns Meta Platforms gezeigt, die Ende Juli anstanden. So musste der Konzern unter der Leitung von Mark Zuckerberg im zweiten Quartal 2022 zum ersten Mal seit dem Börsengang 2012 einen Umsatzrückgang hinnehmen. Meta-Managerin Sheryl Sandberg nannte eine generelle Konjunkturangst, aber auch den starken US-Dollar als Gründe für den Rückgang. Hätte der Greenback nicht dermaßen stark zugelegt, wären Auslandseinnahmen günstiger umgerechnet worden und man hätte gar ein Umsatzplus von drei Prozent verbuchen können, erklärte Sandberg laut der Deutschen Presse-Agentur in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Cramer zufolge habe Zuckerberg die Aktionäre in der Vergangenheit begeistert, als er Facebook "von einem Desktop-Unternehmen zu einem Handy-Unternehmen" transformierte und später die Plattform Instagram übernahm. "Aber dieses Mal hat er es nicht geschafft", so der Mad Money-Moderator.
Kehrtwende: Cramer rief zuvor zu Vertrauen in "Superstar"-CEOs auf
Offenbar wurde Cramer kürzlich selbst Opfer seiner "Great-Man-Theorie des Investierens": Im April ließ die TV-Persönlichkeit nämlich noch ganz andere Töne anklingen und rief die Anleger dazu auf, den großen Namen der Tech-Branche zu vertrauen. "Wenn Sie gegen diese Superstar-CEOs und CFOs wetten, tun Sie das auf eigene Gefahr. ... [sie] gewinnen nicht jedes Spiel, aber auf lange Sicht gewinnen sie viel öfter als sie verlieren, und sie auszuschließen ist selten eine kluge Entscheidung", so der Moderator in seiner Sendung. "Allzu oft fallen Aktien, weil Leute, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, sie aus Gründen, die keinen Sinn ergeben, abstürzen lassen. Nur weil eine Aktie gefallen ist, heißt das nicht, dass der Rückgang gerechtfertigt ist."
So lobte Cramer den Meta-CEO im Frühjahr noch dafür, dass er einen Milliardenbetrag in den Angriff auf den chinesischen Konkurrenten TikTok des Tech-Konzerns ByteDance bereitgehalten habe, davon aber nur einen Bruchteil verwendet und damit "bereits etwas Besseres geschaffen" habe. Damit könnte er auf das Einführen der Kurzvideos "Reels" und der Ausbau der AI-Funktionen auf Instagram anspielen. Auch für Apple-CEO Tim Cook fand der Marktbeobachter freundliche Worte. Dennoch gelte der Ratschlag, den "Superstars" der Führungsriege zu vertrauen, nicht uneingeschränkt. "Die Welt ist kompliziert, Menschen sind fehlbar, keine Führungskraft verdient Ihr blindes Vertrauen", so Cramer.
Cramer rechnet mit versöhnlichem Jahresende
Generell ist der ehemalige Hedgefondsmanager jedoch optimistisch eingestellt, was den Aktienmarkt in den nächsten Monaten angeht. So erklärte er kürzlich zwar, dass die US-Wirtschaft nach wie vor in eine Rezession stürzen könne, der Höhepunkt der Inflation aber erreicht sei und dies die Aktienkurse selbst während einer wirtschaftlichen Flaute antreibe. Das Handelsjahr dürfte der Dow Jones damit solide abschließen, wie Cramer mit Blick auf Berechnungen des technischen Analysten Larry Williams festhielt. Dieser verglich die Performance des Index im Jahr 2022 mit vergangenen Jahren und stellte fest, dass bereits 1891, 1962 und 2014 ein ähnliches Handelsmuster vorlag. "Wenn man sich die Jahre ansieht, die am ehesten mit 2022 übereinstimmen, deuten die Charts - wie von Larry Williams interpretiert - darauf hin, dass der Rest des Jahres verdammt gut aussieht", so Cramer in seiner Sendung. Im September und Oktober müssten sich Anleger aber noch einmal warm anziehen, bevor dann ab November wieder eine ausgelassene Stimmung herrscht. "Die Analogie von 1962 besagt, dass wir im November und Dezember einen sehr schönen Lauf haben könnten, nachdem es im September und Oktober zu Turbulenzen gekommen ist", hielt der Mad Money-Moderator fest.
Redaktion finanzen.at
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