KI-Rausch |
08.03.2024 23:18:00
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Jeremy Siegel: Zu viel Überschwang bei Aktien von NVIDIA, Super Micro Computer und Co. - Blasengefahr?
• Siegel sieht noch keine Blase - wenngleich Gefahr wächst
• NVIDIA-Rally sei durch starke Unternehmenszahlen unterstützt
Jeremy Siegel ist ein renommierter amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und emeritierter Professor der Wharton School der University of Pennsylvania. Siegel ist vor allem für seine einflussreichen Arbeiten im Finanzbereich bekannt, insbesondere für sein Buch "Stocks for the Long Run" (1994), in dem er die langfristigen Vorteile von Investitionen am Aktienmarkt hervorhebt. Siegel ist ein angesehener Experte, der häufig als Experte über Anlagestrategien und Markttrends angefragt wird. Im Jahr 2000 hatte der Professor kurz vor dem Platzen der Dot-Com-Blase davor gewarnt, dass Aktien eine "blödsinnige Wette" seien - und behielt mit seiner Warnung recht. Kein Wunder, dass die Börsianer nun ganz genau zuhören, wenn der Marktexperte seine Einschätzungen zum derzeitigen KI-Aktien-Boom preisgibt.
Siegel: Aktienmarkt noch nicht im Bereich einer wirklichen Blase
Seine jüngste Lageeinschätzung des Booms bei KI-Aktien gab Siegel im Rahmen seiner wöchentlichen Aktienmarkt-Kolumne auf WisdomTree. Darin schreibt er, dass sich der Aktienmarkt trotz quasi täglicher Rekordhochs bei den großen Indizes wie Dow Jones Industrial Average, S&P 500 und vor allem dem technologielastigen NASDAQ 100 noch nicht im Bereich einer Blase befinde. Dennoch befürchtet der erfahrene Marktbeobachter, dass die Anleger die Märkte auf einen vertrauten, potenziell gefährlichen Weg führen. "Die Anfänge einer Spekulationsblase mögen sich bilden, aber es ist unmöglich zu sagen, wann sie enden wird", schreibt Siegel.
Rally von Halbleiter-ETF trage blasenartige Züge
Um seine Einschätzung von der Datenseite her zu unterstützen, verwies Siegel auf den fulminanten Anstieg des Sektor-ETFs iShares Semiconductor ETF (SOXX) und seines zugrundeliegenden Index, der die wichtigsten Hableiteraktien rund um den Globus in einem Anlageprodukt bündelt. Dieser sei in den vergangenen zwölf Monaten um fast 60 Prozent angestiegen, wie Siegel zu bedenken gibt. Er verglich den derzeitigen Anstieg der Chip-Aktien mit den Internet-Lieblingen während der Dot-Com-Ära. Ein solch starker Anstieg eines gesamten Sektors weise auf ein blasenartiges Marktverhalten hin. Die Halbleiterunternehmen, zu denen neben NVIDIA unter anderem auch AMD, ASML oder TSCM zählen, gelten als einer der Hauptprofiteure es KI-Booms.
Bei der Frage, inwieweit es sich schon um eine Blase der KI-Aktien handle, wollte sich Siegel jedoch nicht auf eine Antwort festnageln lassen. Ein historischer Vergleich sei nicht leicht. "Es ist unmöglich zu sagen", betonte Siegel, "ob die Halbleiterbranche heute so agiert wie 1997-98 und das Internet - oder eher wie 1995, wie die Tech-Bullen denken. Oder 2000, wie die Bären meinen." Zur Erklärung: 1995 hat sich der jahrelange, gigantisch Aufstieg der Internet-Aktien angebahnt, der 2000 allerdings in einem Kurszusammenbruch sondergleichen mündete.
Tech-Rally durch Gewinnwachstum erklärbar
Der 78-jährige Börsenprofi räumte zwar ein, dass Technologieaktien insgesamt hoch bewertet seien, angesichts des robusten Gewinnwachstums könne aber nicht per se von einer Überbewertung gesprochen werden. In der laufenden Berichtssaison verzeichnete der Technologiesektor im Jahresvergleich bislang ein beachtliches Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent, wie "Fisher Investments" berichtet. Die optimistischen Aussichten halten an, da die Wall Street mit einer Fortsetzung des Trends rechnet. Laut dem Maklerunternehmen Charles Schwab prognostizieren die Analysten für den Technologiesektor im Jahr 2024 ein Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS) von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Anstieg des Umsatzes um 9,1 Prozent.
So schätzt Siegel die NVIDIA-Aktie ein
Siegel geht in seiner Kolumne auch näher auf den unbestrittenen KI-Börsenstar ein: NVIDIA, den "König der Magnificent Seven". Einige Analysten wie jene von der Bank of America (BoA), sprechen bei den nicht enden wollenden Kurssprüngen von NVIDIA von einer sich anbahnenden Blase und sehen dies als Beweis für eine zu überschwängliche Euphorie im Tech-Sektor, die sich noch rächen werde. Diese Einschätzung teilt Siegel nicht. "Ich glaube nicht, dass NVIDIA dramatisch über- oder unterbewertet ist", meint Siegel. "Dies ist ein besonderes Unternehmen, und es ist eine besondere Zeit, in der die Nachfrage nach Halbleitern scheinbar unbegrenzt ist, da der starke Investitionszyklus Chips unterstützt und neue Modelle der künstlichen Intelligenz (KI) trainiert."
In diesem Sinne sei das enorme Kaufinteresse der NVIDIA-Anleger durchaus rational. Tatsächlich gelang es NVIDIA in seinen letzten Gewinnberichten, sogar die kühnsten Erwartungen zu übertreffen. Weitere Kurszuwächse hält Siegel deshalb für möglich. Er argumentierte, dass NVIDIA nicht nur "weiter steigen kann", sondern dass "ein Großteil des Tech-Dynamik für einige Zeit anhalten kann". Eine ähnliche Ansicht vertritt auch US-Milliardär Marc Cuban, der noch längst nicht von einer "Tech-Blase" sprechen möchte.
Bewertungen der Tech-Aktien angemessen?
Die Bewertungen der größten Tech-Unternehmen sind zwar tatsächlich hoch, scheinen aber die Argumente von Siegel und Cuban zu unterstützen. Im März 2000, kurz vor dem dramatischen Platzen der Dotcom-Blase, wurden die sieben führenden Aktien des technologielastigen NASDAQ Composite im Durchschnitt mit dem fast 90-fachen ihrer voraussichtlichen Gewinne gehandelt. Heute liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der sieben größten Aktien im NASDAQ Composite laut "Fortune" durchschnittlich bei knapp unter 35. Namentlich handelt es sich um die Titel von Microsoft, Apple, NVIDIA, Amazon, Meta Platforms, Broadcom und Tesla.
Siegel warnt Anleger
Dennoch warnt Siegel die Tech-Anleger vor allzu viel Gier und Selbstzufriedenheit. Der Schwung der Tech-Aktien werde irgendwann versiegen: "In einer solchen Phase heißt es: 'Treppe rauf, Fahrstuhl runter'. Und die Fahrt mit dem Aufzug kann ziemlich schnell gehen!", so Siegel. Für Anleger sei es trotz der Gefahr einer platzenden Technologieblase wichtig, einen langfristigen Zeithorizont im Blick zu haben und nicht hektisch zu reagieren. Schließlich sei es "sehr schwierig, den Zeitpunkt des Ausstiegs zu bestimmen", und niemand wolle sich die großen Renditen entgehen lassen, die sich ergeben, solange sich eine Blase aufbläht.
Redaktion finanzen.at
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