Hans-Jürgen Haack-Kolumne 10.12.2012 11:28:37

Jahresend-Rallye ist kein Selbstläufer

Kolumne

Aber ist dies wirklich so sicher, wie viele Marktteilnehmer glauben? Zumindest spricht die Saisonalität dafür, denn üblicherweise laufen die Kurse in den letzten beiden Dezember-Wochen positiv (erste Dezember-Hälfte saisonal aber nur neutral). Indes: 1. Ist eine Aufwärtsbewegung in der 2. Dezemberhälfte kein Gesetz. 2. Selbst, wenn sich diese Rallye dann einstellen sollte, so kann das durchaus ein signifikant niedrigeres Niveau als das aktuelle sein, der Markt könnte also vorher noch einen scharfen Rücksetzer einstreuen. Das wäre markttechnisch auch ideal, denn so würden noch viele Bullen abgeschüttelt werden, was einer Rallye stets mehr Potenzial gibt (viele müssten dann höher wieder aufspringen).

Aktuell ist eine nicht ungefährliche Situation entstanden, die für einen scharfen Rücksetzer prädestiniert ist. Einerseits halten sich die Indizes weiter auf hohem Niveau, ohne zu korrigieren, zeigen also (noch) keine Schwäche. Das führt zu einer gewissen Sorglosigkeit der Anleger. Andererseits zeigen die Stimmungsindikatoren eine Überhitzung an, also zu viel kurzfristigen Optimismus. Das bestätigt sich auch in den Medien. Ich weiß nicht, wie oft ich in den vergangenen zwei Wochen das Wort "Jahresend-Rallye" in den Börsensendungen gehört oder in Berichten gelesen habe. Mein Eindruck ist der, dass sich die Masse schon sehr darauf fokussiert hat und eine Rallye im Dezember erwartet wird – und sich auch entsprechend positioniert hat. Bei Gesprächen mit Börsenexperten hört man bei Gesprächen dann oft eine Meinung à la: "Ich weiß nicht, wer jetzt hier vor Weihnachten noch großartig verkaufen sollte?" Da kann ich nur entgegnen: "Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht!".

Will heißen: Man sollte sich hier keinesfalls sicher sein, dass die Kurse nicht fallen können, nur weil es Dezember ist. Gerade solche Märkte, die sich langsam "nach oben robben" und gleichzeitig zu viel Optimismus zeigen (also anders als ein langsamer Anstieg an "der Mauer der Angst" entlang), sind oft sehr anfällig, wenn die Kurse mal beginnen zu fallen (egal, ob durch eine Nachricht oder weil plötzlich die Käufer fehlen und schon normale Gewinnmitnahmen zu stärkeren Rückgängen führen).

Dann herrscht große Überraschung, weil man darauf in keinster Weise eingestellt ist und plötzlich wollen alle durch die Tür und verstärken den Rückgang. Seien Sie also nicht überrascht, wenn es vor Weihnachten noch ein unerwartetes, aber richtig gutes Geschenk gibt. Nämlich einen scharfen Rücksetzer, der gute Kaufkurse bringt.

Experte Hans-Jürgen Haack ist seit rund 30 Jahren Börsianer und unter anderem bekannt durch regelmäßige TV-Auftritte bei n-tv und DAF, durch Seminare sowie Vorträge auf Messen und Road-Shows. Er ist Autor des täglichen Derivate-Börsenbriefs "HAACK-DAILY" und des wöchentlichen Aktien-Börsenbriefs "HAACK-INVEST", die beide unter dem Dach von PP-Brokerage erscheinen.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Hans-Jürgen Haack
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