Übernahme 25.11.2024 20:05:00

Italiens UniCredit will Banco BPM schlucken - Scheitert jetzt die Commerzbank-Übernahme? - Aktien unter Druck

Italiens UniCredit will Banco BPM schlucken - Scheitert jetzt die Commerzbank-Übernahme? - Aktien unter Druck

Die mögliche Akquisition der Commerzbank ist davon unberührt, wie die UniCredit am Montag in Mailand mitteilte.

Die Großbank bietet den Banco-BPM-Aktionären 0,175 eigene Aktien je Anteil. Bei derzeit etwas mehr als 1,5 Milliarden Banco-BPM-Aktien wären dies rund 265 Millionen UniCredit-Anteile. Die italienische Großbank müsste dafür ihr Kapital um rund 16 Prozent erhöhen. Eine BPM-Aktie wird im Zug des Gebots mit 6,657 Euro und damit nur etwas höher als am Freitagabend bewertet.

Die UniCredit betonte aber, dass der Aufschlag bei rund 15 Prozent im Vergleich zum Kurs vom 6. November liegt. Damals hatte die Banco BPM angekündigt, den Vermögensverwalter Anima übernehmen zu wollen. Die Banco BPM wird derzeit mit etwas mehr als 10 Milliarden Euro bewertet; die UniCredit kommt auf rund 62 Milliarden Euro.

Die italienische Großbank hatte sich zuletzt etwas mehr als ein Fünftel an der Commerzbank gesichert und ist an einer Übernahme der deutschen Konkurrentin interessiert. Die Commerzbank, an der der Staat als Folge der Rettung in der Finanzkrise immer noch rund zwölf Prozent hält, ist an der Börse derzeit rund 18 Milliarden Euro wert.

Die Bundesregierung und die Commerzbank selbst haben sich gegen eine Übernahme durch die UniCredit positioniert. UniCredit-Chef Andrea Orcel hatte zuletzt immer wieder betont, keine Eile zu haben und etwa ein Jahr Zeit bis zu einer Entscheidung zu haben. Die UniCredit ist in Deutschland seit der Übernahme der HVB im Jahr 2005 für rund 15 Milliarden Euro stark vertreten, auch wenn die Italiener die Münchener Bank kräftig zurechtgestutzt haben.

Das Interesse der UniCredit an Banco BPM dämpfte am Montag bereits vorbörslich die Übernahmefantasie rund um die Commerzbank. Der Kurs des Frankfurter Kreditinstituts sank im Handel auf der Plattform Tradegate um vier Prozent.

Mit der Übernahme der Banco BPM will Orcel unterdessen seine Position als Nummer zwei hinter der Intesa Sanpaolo stärken. Die UniCredit und die Banco BPM würden sich geografisch sehr gut ergänzen. Orcel geht davon aus, dass die Übernahme im Sommer 2025 unter Dach und Fach ist. Im ersten Jahr nach der Akquisition würde die Integration der Banco BPM rund zwei Milliarden Euro kosten.

Die Einspareffekte bezifferte die Bank in einer Mitteilung auf jährlich 900 Millionen Euro vor Steuern. Das wäre rund 14 Prozent der aktuellen gemeinsamen Kosten in Italien. Zwei Jahre nach dem Abschluss der Übernahme will Orcel diese Einspareffekte realisiert haben und verweist auf die Erfahrung der Bank bei Übernahmen. Zudem erhofft er sich positive Folgen für die Erträge von rund 300 Millionen Euro pro Jahr./zb/stk/ngu

Kukies: Rechne mit Stopp von UniCredits Commerzbank-Übernahmeversuch

Bundesfinanzminister Jörg Kukies rechnet damit, dass die italienische UniCredit die Pläne zur Übernahme der Commerzbank nicht weiter verfolgt. "Wie gesagt, wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung, und der Vorstandsvorsitzende der UniCredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will", sagte Kukies am Sonntagabend im Interview mit ARD Bericht aus Berlin. "Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird."

Kukies zufolge hätten "die Bundesregierung und auch vifele Stimmen aus der Opposition eine sehr kritische Haltung gegenüber dieser Übernahme". Er sagte weiter: "Unsere Kritik bezieht sich ausschließlich auf das spezifische Vorgehen, das die UniCredit in diesem Fall gewählt hat." Allgemein sei der deutsche Bankenplatz "ein sehr offener Bankenplatz", mit fünf internationalen Großbanken mit systemischer Bankenqualifikation, die alle in ausländischer Hand seien. "Und das ist auch gut so."

UniCredit ist derzeit mit 9 Prozent an der Commerzbank beteiligt und hat sich über Finanzinstrumente Zugriff auf insgesamt 21 Prozent gesichert. Sie hat Anteile übernommen, die die Bundesregierung über die Finanzagentur des Bundes verkauft und so ihren Anteil reduziert hat. UniCredit-CEO Andrea Orcel wirbt für eine Übernahme der Commerzbank. UniCredit hat mit der Hypovereinsbank bereits ein großes Deutschland-Geschäft.

Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hat Orcel hatte am Freitag in London gesagt, während des Vakuums vor der für Ende Februar geplanten Bundestagswahl wolle sein Haus in Bezug auf die Commerzbank nicht aktiv werden.

JPMorgan belässt Unicredit auf 'Overweight' - Ziel 50 Euro

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für UniCredit mit Blick auf die Übernahme des Kontrahenten Banco BPM auf "Overweight" mit einem Kursziel von 50 Euro belassen. Damit könne eine Übernahme der Commerzbank zumindest auf die längere Bank geraten, schrieb Analystin Delphine Lee in einer am Montag vorliegenden Studie. Aus Sicht der Unicredit wäre eine Übernahme der Banco BPM derweil finanziell ohne weiteres machbar.

Aktien reagieren uneinheitlich

Das Interesse des Großaktionärs UniCredit am italienischen Konkurrenten Banco BPM hat am Montag deutliche Spuren im Commerzbank-Kurs hinterlassen. Die Übernahmefantasie rund um das Frankfurter Kreditinstitut wurde gedämpft, der Aktienkurs sank zum Handelsschluss um 5 Prozent.

Die Papiere fielen damit deutlich unter die 15-Euro-Marke und auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Sie näherten sich der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 14,19 Euro verläuft. Anfang September war UniCredit im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen, was einige Zeit lang für Übernahmefantasie gesorgt hatte. Vom Zwischenhoch bei fast 17 Euro ist der Kurs aber mittlerweile wieder um bis zu 16 Prozent abgesackt.

Für die Banco-BPM-Aktien ging es indes um 5,5 Prozent nach oben, sie erreichten den höchsten Stand seit 2016. UniCredit bietet 0,175 eigene Aktien je Anteil. Der Kurs von UniCredit gab um knapp 5 Prozent nach. Sollte das Vorhaben greifen, müssen bei derzeit etwas mehr als 1,5 Milliarden Banco-BPM-Aktien rund 265 Millionen UniCredit-Anteile zur Verfügung stehen. Wenn die italienische Großbank dafür ihr Kapital erhöht, droht den Aktionären eine Gewinnverwässerung.

Die geplante Übernahme von Banco BPM erfolge unabhängig von dem Engagement bei der Commerzbank, teilte die italienische Bank mit. UniCredit-Chef Andrea Orcel sagte, dass er die Beteiligung an der zweitgrößten deutschen Privatbank derzeit vor allem als Finanzinvestition einstuft und eine mögliche Übernahme unwahrscheinlicher geworden sei.

Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets relativieren auch schon die Kosten für eine Banco-BPM-Übernahme die Chance auf einen nachfolgenden Commerzbank-Kauf. Der Börsenwert der Italiener liegt aktuell bei etwa zehn Milliarden Euro. Die Deutschen werden mit bei 17 Milliarden Euro bewertet.

Zwei große Übernahmen in kurzer Zeit seien "eher unrealistisch", kommentierte Molnar. "Die UniCredit könnte auch darüber nachdenken, den derzeit neunprozentigen Anteil am Frankfurter Geldhaus wieder etwas abzubauen, was noch mehr Druck auf den Commerzbank-Kurs ausüben könnte." Eine im September wegen des UniCredit-Einstiegs entstandene Kurslücke drohe in den kommenden Tagen geschlossen zu werden.

MAILAND dpa-AFX/Dow Jones / NEW YORK (dpa-AFX Broker)

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Banco BPM 6,86 0,44% Banco BPM
Commerzbank 14,46 1,58% Commerzbank
UniCredit S.p.A. 36,32 1,11% UniCredit S.p.A.