13.03.2013 17:47:35

Irland verkauft erstmals seit Rettung zehnjährige Anleihe

    DUBLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Irland hat einen großen Schritt zur Rückkehr an den internationalen Kapitalmarkt geschafft. Das Euro-Krisenland konnte erstmals seit dem Sprung unter den Euro-Rettungsschirm wieder eine Staatsanleihe mit einer vergleichsweise langen Laufzeit von zehn Jahren verkaufen. Die Nachfrage nach den neuen irischen Papieren unter ausgewählten Investoren war so hoch, so dass die irische Regierung das Volumen auf 5,0 Milliarden Euro anhob. Dies teilte Irlands Finanzminister Michael Noonan am Mittwoch vor Journalisten mit. Zuvor hatte Irland ein Verkaufsvolumen von 3,0 Milliarden Euro anvisiert. Insgesamt habe es für die neuen Papiere Gebote in einem Volumen von 12 Milliarden Euro gegeben, sagte Noonan weiter.

    Der Zinssatz für die neuen zehnjährigen Papiere betrug laut Noonan 4,15 Prozent. Damit liegt der Zinssatz unter der Rendite von 4,6 Prozent, mit der zehnjährige italienische Staatsanleihen derzeit am Markt gehandelt werden. Der Verkauf der Anleihen lief nicht wie üblich über eine Versteigerung, sondern über eine sogenannte syndizierte Platzierung. Ausgewählte Banken, darunter die Branchenriesen Goldman Sachs, HSBC, Barclays und Nomura, regelten den Verkauf der Papiere an institutionelle Investoren. Es war der erste Verkauf von Staatsanleihen in dieser Laufzeit, seitdem Irland Ende 2010 wegen immenser Probleme seines Bankensektors unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft ist.

    Das Hilfsprogramm Irlands über 67,5 Milliarden Euro läuft noch bis Ende des Jahres. Danach soll sich das Land wieder komplett selbständig refinanzieren. In den letzten Monaten war es Irland mehrfach gelungen, Staatsanleihen kürzerer Laufzeit am Markt zu platzieren. Im freien Handel sind die Risikoaufschläge irischer Schuldtitel in den vergangenen eineinhalb Jahren massiv gefallen. Ein Grund ist der stetige Reform- und Sparkurs des Landes. Irland gilt gemeinhin als "Musterknabe" unter den Euro-Krisenländern.        

     Die nüchternen Fakten lassen aber zumindest Zweifel an der These der raschen Genesung Irlands aufkommen. Die Arbeitslosigkeit stagniert auf hohem Niveau, die Industrieproduktion sinkt seit sechs Monaten und die Staatsschulden dürften weiter steigen. Aufatmen konnte die Regierung in Dublin zuletzt wegen einer umstrittenen Hilfsaktion der Europäischen Zentralbank (EZB), die es zulässt, dass Irland kurzfristige Schuldverschreibungen, die zur Bankenrettung ausgegeben wurden, in langlaufende Anleihen umtauscht. Alleine wegen dieses Deals hob die Ratingagentur Standard & Poor's zuletzt den Ausblick für die irische Kreditwürdigkeit an.

    Mit der Emission der zehnjährigen Anleihe könnte sich Irland die Aussicht auf Notenbankhilfe sichern. "Was Irland braucht ist das implizierte Versprechen der EZB, Länder zu unterstützen, die Hilfsprogramme verlassen", sagte Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank. Die EZB könnte dem Land bei einer Rückkehr an den Anleihemarkt unter die Arme greifen, indem sie Papiere auf dem Sekundärmarkt kauft. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass bereits ein voller Marktzugang über alle Laufzeiten hinweg besteht./hbr/jkr/jsl

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