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Investorenlegende Warren Buffett: Das waren Buffetts acht größte Fehler

Investorenlegende Warren Buffett: Das waren Buffetts acht größte Fehler

• Auch Buffett machte in seiner langen Investmentkarriere viele Fehler
• Zukauf von Dexter Shoes seiner Ansicht nach der "grausamste Fehler"
• Übernahme von Textilunternehmen Berkshire Hathaway: "Viel Geld" für "schreckliches Unternehmen"


Es gibt wohl keinen Investor, der so sehr von Börsianern verehrt wird wie Warren Buffett. Dem 94-jährigen US-Amerikaner aus Omaha (Nebraska) gelang es, allein durch kluge Investmententscheidungen ein Milliardenvermögen zu akkumulieren. Seine Investmentholding Berkshire Hathaway gehört zu den größten Unternehmen der Welt. Der Grund: Buffett erwirtschaftete mit Berkshire seit den 1960er-Jahren eine Performance, die deutlich über dem historischen Durchschnitt des breiten Gesamtmarktes lag. So konnte er über die vielen Jahre einen Schneeball ins Rollen bringen, der dank des Zinseszinseffektes zunehmend zu einer veritablen Kapital-Lawine heranwuchs.

Buffett traf Hunderte von Entscheidungen - viele davon waren richtig

Buffett traf in den vergangenen fast siebzig Jahren also offensichtlich sehr viele richtige Entscheidungen. So kaufte der Börsenstar unter anderem bereits vor mehreren Jahren die äußerst erfolgreichen Aktien der beiden Weltmarken Apple und Coca-Cola. Auch beim US-Ölkonzern Occidental Petroleum bewies Buffett 2022 ein glückliches Händchen. Doch es gingen beileibe nicht alle seiner Wetten auf, auch der Altmeister ist vor Fehlern nicht gefeit, was er oft bereitwillig einräumt. In einem Kapitalmarkt, in dem Hedgefondsmanager und Aktienanalysten allzu gerne Auskunft über ihre Erfolge geben, ist Buffett erfrischend ehrlich, was seine Verluste anbetrifft. Es folgt ein Überblick über die acht größten Investmentfehler des "Orakels von Omaha".

Fehler Nr. 1: Im Corona-Crash zu zögerlich

Die internationalen Börsen befanden sich im März 2020 in Schockstarre: Selten erfolgten derart dramatische Kursverluste in so wenigen Wochen wie während des Beginns der COVID-19-Pandemie. Die Märkte stürzten auf breiter Front ab, der S&P 500 verlor in der Spitze bis zu 34 Prozent. Doch das Blutbad an den Aktienmärkten sollte sich nur als ein kurzes Intermezzo erweisen: Ab April ging es wieder rapide aufwärts - gestützt von der unvergleichlichen Geldflut, die die internationalen Zentralbanken in die Märkte pumpten. Investoren, die im März kräftig nachkauften, konnten sich in den darauffolgenden Wochen über enorme Kursgewinne freuen - Warren Buffett gehörte allerdings nicht dazu. Buffett warnte damals vor dem Kauf von Aktien, prognostizierte düstere Zeiten und stieß inmitten des Börsentals viele seiner Beteiligungen ab, allen voran Airline-Aktien wie solche von United Airlines oder Southwest Airlines. Inzwischen hat Buffett seinen Irrtum über die Nachhaltigkeit des Corona-Crashs zugegeben. Bei der alljährlichen Versammlung der Berkshire Hathaway-Aktionäre im April 2022 gab er zu: "Ich habe diese tolle Kaufgelegenheit verpasst, ich habe es im März 2020 total vermasselt", wie "Finance Buzz" den Altmeister zitiert.

Fehler Nr. 2: Precision Castparts

2016 kaufte Buffet mit seinem Investmentvehikel das Metallverarbeitungsunternehmen Precision Castparts für einen Preis von 32 Milliarden Dollar, was bis dahin den größten Zukauf der Berkshire-Unternehmensgeschichte bedeutete. Doch die Investition sollte sich als Fehlschlag erweisen. Precision Castparts sah für Buffett aufgrund seiner Marktposition in der Luft- und Raumfahrtindustrie gut aus, konnte die hohen Hoffnungen aber bislang nicht erfüllen. Zudem wurde der Sektor 2020 durch die Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Metallverarbeitungsunternehmen aus Oregon akkumulierte einen Verlust von 11 Milliarden Dollar, was wiederum die Unternehmenszahlen von Berkshire Hathaway schmälerte. "Ich habe zu viel für das Unternehmen bezahlt", schrieb Buffett später in einem Brief an die Aktionäre. "Niemand hat mich in irgendeiner Weise getäuscht - ich war einfach zu optimistisch, was das normalisierte Gewinnpotenzial von Precision Castparts angeht."

Fehler Nr. 3: Dexter Shoes

Eine weitere Fehlinvestition Buffetts liegt noch deutlich länger zurück: 1993 verwendete Buffett 433 Millionen Dollar der Berkshire-Kapitalreserven, um Dexter Shoes, ein Schuhunternehmen aus Maine, zu kaufen. Der Kauf erwies sich allerdings als ein kompletter Reinfall. Bis Buffett die kriselnde Schuhfirma endlich loswerden konnte, hatte sie die Aktionäre von Berkshire Hathaway 3,5 Milliarden Dollar gekostet. "Was ich als dauerhaften Wettbewerbsvorteil eingeschätzt hatte, verschwand innerhalb weniger Jahre", schrieb Buffett 2007 in einem Brief an die Aktionäre. 2014 bezeichnete der Starinvestor die Übernahme von Dexter Shoes als den bis dahin "grausamsten Fehler" seiner Investmentkarriere. "Als finanzielles Desaster verdient es einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde", fügte er selbstkritisch hinzu.

Fehler Nr. 4: ConocoPhilips

2008 unterlief Buffett ein Fehler, den sicherlich viele Anleger aus eigener Erfahrung kennen: Der beherzte Zukauf von Aktien, wenn diese sich gerade auf ihrem Höhepunkt befinden, woraufhin eine lange Abwärtsbewegung folgt. Obwohl sich dann die Verluste akkumulieren, hält man an den Positionen fest. So lief es auch 2008 für Buffett, als er mitten im Öl und Gaspreisboom eine große Beteiligung am US-Ölunternehmen ConocoPhilips aufbaute. Zu dem Zeitpunkt lag der Preis für ein Barrel WTI-Öl bei 150 Dollar, ein Investment in den Energiesektor schien somit als eine lohnenswerte Angelegenheit. Doch dann fiel der Ölpreis während der Finanzkrise 2008/2009 schlagartig auf unter 50 Dollar. Die Aktien von ConocoPhilips rauschten ebenfalls gen Süden, was Berkshire Verluste in Milliardenhöhe bescherte. Auch bei diesem Fehlkauf zeigte sich Buffett erstaunlich einsichtig: "Ich habe eine große Menge an ConocoPhillips-Aktien gekauft, als die Öl- und Gaspreise nahe ihrem Höchststand waren", schrieb Buffett im Berkshire-Aktionärsbrief 2009. "Ich habe den dramatischen Verfall der Energiepreise, der in der letzten Jahreshälfte eingetreten ist, in keiner Weise vorhergesehen".

Fehler Nr. 5: Lubrizol

Der nächste Fehler war weniger finanzieller Natur, sondern betraf vielmehr die persönlichen Beziehungen Buffetts. 2011 erwarb Berkshire den US-Chemiehersteller Lubrizol für einen Kaufpreis von 9 Milliarden Dollar. Jedoch wusste Buffett beim Kauf des Unternehmens nicht, dass David Sokol - der damals als ein führender Kandidat für die Nachfolge Buffetts bei Berkshire galt - bereits einige Lubrizol-Aktien für sein eigenes Depot gekauft hatte, ohne dies Buffett mitgeteilt zu haben. Sokol verdiente an dem Geschäft, trat dann aber bei Berkshire zurück. Auf der Aktionärsversammlung 2011 bezeichnete Buffett die Situation als "traurig für Berkshire, traurig für Dave und für mich immer noch unerklärlich". Immerhin war der Zukauf von Lubrizol ein Erfolg: Weiterhin gehört das Chemieunternehmen zum riesigen Industrieuniversum Berkshires.

Fehler Nr. 6: Tesco

Ein weiterer Fehlgriff war Buffetts Kauf der britischen Supermarktkette Tesco. Ab 2006 kaufte er munter Tesco-Aktien, 2012 besaß Berkshire bereits fünf Prozent des Unternehmens. Zum Höhepunkt besaß Berkshire 415 Millionen Tesco-Aktien, an denen Buffett trotz mehrfacher Gewinnwarnungen des Lebensmittelunternehmens stoisch festhielt. Bis ihm der Geduldsfaden riss und er 2012 zunächst 114 Millionen Aktien verkaufte. Als sich keine Besserung der Unternehmenslage einstellte, verbannte er Anfang 2015 schließlich alle Tesco-Papiere aus dem Berkshire-Portfolio. "Ein aufmerksamer Investor, so muss ich leider sagen, hätte Tesco-Aktien früher verkauft", schrieb er im Aktionärsbrief 2014. "Ich habe mit dieser Investition einen großen Fehler gemacht, indem ich getrödelt habe." Buffett schrieb einen Verlust von 444 Millionen Dollar, weil er nicht früher verkauft hatte.

Fehler Nr. 7: Amazon

Investmentfehler entstehen nicht nur durch verlustreiche Trades, sondern auch durch das Ausbleiben von Entscheidungen. Auch wenn Buffett insgesamt einen beachtlichen Track Rekord aufzuweisen hat und bei vielen Unternehmen wie bei Apple einen erstaunlich guten Riecher bewies, so versäumte er in den letzten Jahrzehnten doch auch viele große Chancen. Ein Unternehmen, das er bereits vergleichsweise früh im Visier hatte, aber von dem er keine Aktien kaufte, ist Amazon. Im Dotcom Crash von 2000-2002 noch stark abgestraft, war Amazons Aufstieg zum Einzelhandelsriesen in den darauf folgenden Jahren überwältigend, der Preis der Aktien vervielfachte sich mehrfach - doch Buffett war bei der Börsenparty nicht dabei. 2017 schrieb er über die versäumte Amazon-Chance: "Natürlich hätte ich es schon längst kaufen sollen, denn ich habe es schon lange bewundert. Aber ich habe die Leistung des Modells nicht verstanden, als ich weiterging. Und der Preis schien die damalige Leistungsfähigkeit des Modells immer mehr als widerzuspiegeln. Also, es ist eine [Möglichkeit], die ich verpasst habe."

Allerdings konnte sich auch Amazon dem enormen Tech-Ausverkauf 2022 nicht verwehren und verlor zuletzt enorm an Wert - Buffetts Zurückhaltung bei Tech-Unternehmen könnte somit nicht als Fehler, sondern vielmehr als berechtigte Vorsicht aufgefasst werden. Berkshires erstaunliche finanzielle Stabilität hängt nämlich damit zusammen, dass Buffett die Investition in solide, Gewinne erwirtschaftende Unternehmen gegenüber wachstumsorientierten High Flyern bevorzugt. Buffett wurde für diese Investmentstrategie in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert - doch zumindest 2022 sind die Unkenrufe weitgehend verstummt.

Fehler Nr. 8: Berkshire Hathaway

Es mag auf den ersten Eindruck überraschend klingen, dass Berkshire Hathaway ein gravierender Fehlkauf Buffetts gewesen sein soll. Immerhin ist seine Investmentholding eines der erfolgreichsten Unternehmen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Doch Berkshire Hathaway war ursprünglich der Name eines Textilunternehmens aus Massachusetts, das aufgrund kostengünstigerer Konkurrenz aus dem Ausland bereits in den 1960er-Jahren im Niedergang begriffen war. 1962 begann Buffett mit dem Kauf der Aktie und übernahm immer mehr Anteile von Berkshire Hathaway, da er den Preis trotz der Unternehmenskrise als attraktiv erachtete.

Ein paar Jahre später trat ein Berkshire-Manager an Buffett heran und bot ihm an, seine Aktien zu kaufen. Die beiden einigten sich auf einen Preis, zu dem Buffett seine Aktien verkaufen würde. Als Buffett schließlich ein offizielles Angebot erhielt, stellte er fest, dass der Manager vom ursprünglich vereinbarten Preis abgerückt war und nun versuchte, Buffetts Aktien zu einem etwas niedrigeren Preis zu erwerben: "Er hat mich hereingelegt", erinnert sich Buffett. Das "Orakel von Omaha" war höchst verärgert und rächte sich, indem es die Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen erwarb. Den Manager feuerte Buffett daraufhin. "Die Wahrheit ist aber, dass ich eine große Menge Geld in ein schreckliches Unternehmen gesteckt hatte", gab er zu. "Und Berkshire Hathaway wurde zur Grundlage für so ziemlich alles, was ich seitdem gemacht habe." Er schätzt, dass er durch seine Entscheidung, Berkshire zu kaufen, insgesamt 200 Milliarden Dollar verloren hat. Berkshire hatte nämlich jahrelang damit zu kämpfen, "diesen Anker aus all diesen Textilwerten zu tragen", wie Buffett es beschrieb.

Fazit: Fehler sind menschlich - aber man muss aus ihnen lernen

Die obigen Beispiele haben gezeigt, dass selbst Börsen-Multimilliardär Warren Buffett bei einigen seiner Entscheidungen falsch lag. Durch den Zukauf schwacher Unternehmen hat er Berkshire Milliardenverluste eingebracht, ebenfalls hat er einige Erfolgsgeschichten an den Börsen wie Amazon verpasst. Dennoch: Buffett hat im Laufe seiner langjährigen Investmentkarriere viel aus seinen Fehlern gelernt und dadurch wichtige Erfahrungen gesammelt, die es ihm ermöglichten, viele fantastische Entscheidungen zu treffen und der wohl beste Investor der Welt zu werden. An der Börse müssen hunderte Entscheidungen getroffen werden - dabei ist es schier unmöglich, immer richtig zu liegen. Doch Buffetts Erfolgsgeschichte zeigt: Wenn man selbstkritisch seine Fehler eingesteht und diese sorgfältig analysiert, steigert man die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Investmentzukunft.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Daniel Zuchnik/WireImage,istockphoto / EdStock,NICHOLAS ROBERTS/AFP/Getty Images

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