29.01.2015 17:49:31

INTERVIEW/Wacker-Chemie-CFO ist für 2015 vorsichtig optimistisch

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   Der Finanzvorstand der Wacker Chemie gibt sich nach einem guten Geschäftsjahr 2014 vorsichtig optimistisch für das laufende Jahr. Vor allem im Polysiliziumgeschäft sieht Joachim Rauhut aber noch große Unsicherheiten. Eine konkrete Jahresprognose wagte der Manager noch nicht.

   "Ich gehe davon aus dass die Halbleitersparte Siltronic weiter mit Rückenwind arbeiten kann und sich weiter verbessern wird", sagte der Manager im Gespräch mit Dow Jones. Die Sparte haben in diesem Jahr noch Potenzial für weitere Kostensenkungen. Hinzu komme jetzt noch der Rückenwind durch die Währung, sagte er. Auch das Chemiegeschäft sollte sich seiner Einschätzung nach weiter verbessern.

   Schwieriger sei dagegen eine Prognose für das Polysiliziumgeschäft. Dort steht gegen Ende des Jahres das Anlaufen des neuen Werks in Tennessee/USA ins Haus. Die dadurch deutlich steigenden Kosten werden die Profitabilität negativ beeinflussen, erwartet Rauhut. 2014 hat Wacker Chemie nach seinen Angaben auf EBITDA-Basis schon 40 Millionen Euro an Anlaufkosten für das Werk verbucht. "Wir rechnen damit, dass sich die Anlaufkosten in diesem Jahr mindestens verdoppeln", erklärte der Finanzvorstand.

   Rauhut rechnet zudem damit, dass es 2015 zu weiteren Vertragsauflösungen mit Kunden kommen wird und Wacker Chemie daher weitere Schadensersatzzahlungen erhalten wird. Mehrere Kunden aus der Solarindustrie hatten wegen des Preisverfalls bei Polysilizium ihre Verträge aufgelöst und neu verhandelt oder waren aus dem Markt ausgeschieden. Das bescherte dem Unternehmen im vergangenen Jahr Sondererträge von insgesamt rund 206 Millionen Euro, die das operative Ergebnis (EBITDA) deutlich erhöhten. Zur erwarteten Größenordnung in diesem Jahr wollte der Manager keine Angaben machen. Das sei nicht planbar. Es sei allerdings nicht zu erwarten, dass diese so hoch wie 2014 ausfallen werden.

   Bei den Polysiliziumpreisen sieht Rauhut gegenwärtig keine großen Veränderungen. Die Preise für den Rohstoff zur Herstellung von Solarmodulen sind in den letzten Wochen und Monaten leicht weiter gesunken. "Wenn man auf die Nachfrage und Kapazitätsentwicklung schaut, dann gehen wir eigentlich davon aus, dass wir bei dem derzeitigen Preisniveau bleiben werden", sagte er.

   Im Polysiliziumgeschäft ist Wacker Chemie mittlerweile mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent weltweit die Nummer zwei nach der chinesischen GCL Poly. Zwar hat der MDax-Konzern 2014 mit Volllast produziert und diese Produktion nahezu zu 100 Prozent verkauft. Die Chinesen haben aber derzeit noch höhere Kapazitäten. "Wir holen aber jetzt auf, mit dem Hochlaufen von Tennessee in der zweiten Jahreshälfte und der Ausweitung der Kapazitäten in Deutschland, wo wir Engpässe in der Produktion beseitigen", sagte Rauhut.

   Der weltweite Polysiliziummarkt ist nach wie vor von Überkapazitäten geprägt, doch das hält Wacker Chemie nicht von seinen Ausbauplänen ab. Der Markt frage immer mehr höherwertiges Polysilizium nach und Wacker Chemie sei trotz der Überkapazitäten ein gefragter Lieferant, meinte Rauhut. Im letzten Jahr produzierte und verkaufte das Unternehmen 51.000 Tonnen Polysilizium. Mit dem Werk in den USA und der Engpassbeseitigung in Deutschland steigt die Produktion auf 80.000 Tonnen im Jahr.

   Die Installationen am Photovoltaikmarkt dürften nach Schätzung Rauhuts 2014 auf ein Volumen von 45 bis 46 Gigawatt gewachsen sein, von 40 Gigawatt im Jahr davor. Für dieses Jahr geht der Manager davon aus, dass vor allem durch das Wachstum in China aber auch in den USA und Indien, bei relativ flacher Entwicklung in Europa, mindestens 5 Gigawatt hinzukommen werden.

   Bei den Investitionen ist Wacker Chemie nach Jahren des stürmischen Wachstums zurückhaltender geworden. Hier gilt zumindest bis 2017 das Ziel, dass die Investitionen unter den Abschreibungen liegen sollen. Was danach sein werde, sei noch offen, sagte Rauhut. Der Fokus habe sich mittlerweile jedoch verschoben: "Wir investieren jetzt in Anlagen für fertige Chemieprodukte, die deutlich weniger kapitalintensiv sind als die Großanlagen, die wir in den vergangenen Jahren gebaut haben". Das Unternehmen sei nicht eingeschränkt, um seine Chancen auf den Märkten zu nutzen.

   Für das abgelaufene Jahr stellte der Manager mit Blick auf das kräftig gestiegene Jahresergebnis eine höhere Gewinnbeteiligung der Aktionäre in Aussicht. "Ich bin optimistisch, dass die Dividende höher ausfallen wird als im Vorjahr", sagte er. "Im letzten Jahr hatten wir 0,50 Euro je Aktie an Dividende ausgeschüttet, bei sechs Millionen Euro Nettoergebnis. Jetzt haben wir 195 Millionen Euro Nettoergebnis erwirtschaftet. Unsere Ausschüttungspolitik besagt, dass wir mindestens 25 Prozent des Jahresüberschusses an die Aktionäre zurückgeben."

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

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   January 29, 2015 11:48 ET (16:48 GMT)

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