Frühjahrsgutachten 08.04.2020 13:44:00

Institute: Corona-Pandemie löst in Deutschland schwere Rezession aus

Institute: Corona-Pandemie löst in Deutschland schwere Rezession aus

In ihrem Frühjahrsgutachten nahmen die Ökonomen ihre Konjunkturprognosen deutlich zurück. Die Forscher erwarten nun für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 4,2 Prozent, nachdem sie im Herbst noch 1,1 Prozent Wachstum prognostiziert hatten. Für 2021 sagten sie eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus.

"Die Corona-Pandemie löst eine schwerwiegende Rezession in Deutschland aus", erklärten die Forscher. Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das BIP nach ihren Berechnungen um 1,9 Prozent geschrumpft sein. Im zweiten Quartal bricht es dann demnach als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent ein. "Dies ist der stärkste seit Beginn der Vierteljahresrechnung im Jahr 1970 gemessene Rückgang in Deutschland und mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009", hoben die Ökonomen hervor.

"Die Rezession hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und im Staatshaushalt", sagte der Konjunkturchef des federführenden Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Timo Wollmershäuser. "In der Spitze wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen." Im Durchschnitt würden die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertel Million auf 2,5 Millionen steigen.

Die Ökonomen sagten in ihrer Prognose für dieses Jahr konkret eine Arbeitslosenzahl von 2,503 Millionen nach 2,267 Millionen im Vorjahr voraus. Nächstes Jahr soll sie demnach dann wieder auf 2,391 Millionen Menschen sinken. Die Arbeitslosenquote soll 2020 von 5,0 Prozent auf 5,5 Prozent im Jahresmittel ansteigen und 2021 wieder auf 5,3 Prozent zurückgehen.

Rekorddefizit in diesem Jahr

"Deutschland bringt gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften und mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte", betonte Wollmershäuser. Die günstige Finanzlage ermögliche es dem Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen. Diese führten in diesem Jahr zu einem Rekorddefizit beim Gesamtstaat von 159,1 Milliarden Euro oder 4,7 Prozent des BIP. Der Bruttoschuldenstand des Staates steige 2020 auf 70 BIP-Prozent.

"Die mit dieser Prognose verbundenen Abwärtsrisiken sind erheblich", warnten die Ökonomen zugleich. So könnte sich die Pandemie deutlich langsamer abschwächen als angenommen. Auch das Wiederhochfahren der wirtschaftlichen Aktivität könnte schlechter gelingen und eine neue Ansteckungswelle auslösen. Zudem könnten weitere Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung in Kraft treten, die die Produktion länger oder in größerem Umfang stilllegen. Verwerfungen im Finanzsystem als Folge zunehmender Unternehmensinsolvenzen würden dann wahrscheinlicher, die durch staatliche Schutzschilde nicht verhindert werden könnten.

Einzelne Institute, die die "Gemeinschaftsdiagnose" erstellen, hatten zuvor bereits deutliche Prognoserevisionen vorgenommen. Die Unsicherheiten der Prognosen auch anderer Forscher schienen aber groß. So erwarten die Wirtschaftsweisen für den günstigsten Fall dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um nur 2,8 Prozent, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rechnet aber mit über 5 Prozent und das an der Institutsprognose beteiligte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seiner eigenen Projektion mit 6 Prozent Minus.

DJG/ank/hab

BERLIN (Dow Jones)

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