Euroraum |
22.11.2022 12:23:00
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Inflationshöhepunkt ist laut Bundesbank-Chef Joachim Nagel noch nicht überschritten - Nagel: Bundesbank braucht für 2022 erheblichen Teil ihrer Reserven
Die Ölpreise waren zuletzt gesunken, zugleich hatte sich der Preisauftrieb auf der Herstellerebene im Oktober in Deutschland deutlich abgeschwächt und Hoffnungen auf einen Rückgang der hohen Inflation geschürt.
Nagel zufolge dürfte die Inflationsrate in Deutschland auch im kommenden Jahr hoch bleiben. "Ich halte es für wahrscheinlich, dass im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen wird", sagte der Bundesbank-Präsident. Auch im Euroraum belaste die hohe Inflation die Konjunktur. "Der massive Preisauftrieb ist breit angelegt. Er bremst insbesondere den privaten Konsum."
Im Dezember werde die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer weiteren Zinserhöhung nachlegen, um die Inflationsrate im Euroraum mittelfristig zurück auf 2 Prozent zu bringen, sagte Nagel, der als Bundesbank-Präsident im EZB-Rat mit über die Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum entscheidet. Die Größe des Zinsschrittes werde davon abhängen, wie sich die Daten und der Ausblick entwickelten. Die Notenbank legt bei der nächsten Zinssitzung am 15. Dezember ihre aktuellen Konjunktur- und Inflationsprognosen vor.
Zur geldpolitischen Normalisierung gehört neben weiteren Zinsschritten nach Einschätzung des Bundesbank-Präsidenten auch ein Abbau der durch milliardenschweren Anleihenkäufe aufgeblähten EZB-Bilanz. "Für mich spricht vieles dafür, Anfang nächsten Jahres damit zu beginnen, auslaufende Anleihen im Rahmen des APP nicht mehr vollständig zu ersetzen", sagte Nagel. Das wäre auch ein weiteres wichtiges Signal des EZB-Rats zur Bekämpfung der Inflation.
Europas Währungshüter hatten zum 1. Juli 2022 zwar den Kauf neuer Wertpapiere im Rahmen des allgemeinen Kaufprogramms APP eingestellt. Gelder aus Papieren, deren Laufzeit endet, werden bislang aber in vollem Umfang wieder neu angelegt. Insgesamt steckte EZB im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende Oktober rund 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Die Notenbank werde im Dezember über die Prinzipien der Rückführung ihres Anleihenkaufprogramms APP entscheiden, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde Ende Oktober gesagt.
Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Teuerung an. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum der 19 Länder um 10,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Notenbank stemmt sich seit Juli mit kräftigen Zinserhöhungen gegen die extrem hohe Teuerung. Der Leitzins im Euroraum, der jahrelang auf dem Rekordtief von null Prozent eingefroren war, liegt inzwischen bei 2,0 Prozent.
Nagel: Bundesbank braucht für 2022 erheblichen Teil ihrer Reserven
Die Deutsche Bundesbank wird nach den Worten ihres Präsidenten Joachim Nagel einen großen Teil ihrer Rückstellungen einsetzen müssen, um die aus dem rasanten Zinsanstieg resultierenden Verluste auszugleichen. "Wir wissen, dass wir einen erheblichen Teil der Reserven nehmen müssen", sagte Nagel im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Die Bundesbank hat im vergangenen Jahr keinen Gewinn an das Finanzministerium überwiesen und ihre Wagnisrückstellungen in den vergangenen Jahren auf rund 20 Milliarden Euro aufgestockt. "Ich habe Herrn Lindner gesagt, dass er für die nächsten zwei bis drei Jahre nichts zu erwarten hat", sagte Nagel.
Die Bundesbank muss wegen der gestiegenen Leitzinsen den Banken Zinsen für deren Einlagen zahlen. Zugleich hat sie über die vergangenen Jahre für geldpolitische Zwecke Anleihen - vor allem Staatsanleihen - für mehr als 1 Billion Euro gekauft, und zwar zu negativen Renditen. Nagel zufolge ist auch klar, dass sich die aus bilanzieller Sicht ungünstige Entwicklung auch 2024 fortsetzen wird. "Wir haben in unserer Rechnungslegung die Möglichkeit, dass man diese Verluste über die nächsten Jahre verteilt", sagte Nagel. Die Notwendigkeit einer Rekapitalisierung sehe er nicht.
V
FRANKFURT (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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