Geringe Wirkung 24.11.2021 17:12:00

Holzmann erwartet durch Lockdown nur "moderate" Bremswirkung für Wirtschaft

Holzmann erwartet durch Lockdown nur "moderate" Bremswirkung für Wirtschaft

Es habe sich gezeigt, dass die Wirkung der Lockdowns auf die Wirtschaft von Mal zu Mal immer geringer geworden sei. Aber selbst wenn es im vierten Lockdown Effekte gebe, werde ein Teil im nächsten Aufschwung kompensiert werden. "Man hat gelernt, mit der Krise umzugehen", so Holzmann.

Bei der am 22. Dezember fälligen nächsten Prognose werde die OeNB ihre Wachstumsprognose nur geringfügig reduzieren, erwartet Holzmann daher: "Man wird wahrscheinlich, gegenüber den ursprünglichen Prognosen, unter Umständen, nicht einmal sicher, einen Abstrich vornehmen müssen, aber er wird sich wahrscheinlich in wenigen Zehntelprozentpunkten befinden."

Lob gab es von Holzmann am Mittwoch bei der Vorstellung des Finanzmarktstabilitätsberichts für die heimischen Banken dafür, dass sie sich überdurchschnittlich viel Geld aus den zinsgünstigen Kreditprogrammen der EZB (TLTRO) geholt haben. 85 Mrd. Euro gingen an Österreich, etwa 20 Mrd. mehr als nach der Größe der Volkswirtschaft auf Österreich entfallen würde. "Das weist darauf hin, dass die österreichischen Banken ein sehr gutes Management haben, das sich ausrechnen kann, dass sich hier ein interessantes Angebot darstellt", sagte der OeNB-Gouverneur. Die Banken hätten ihrerseits in der Krise mit Krediten für ausreichend Liquidität der Unternehmen gesorgt und die Kreditvergabe auch im Oktober noch verstärkt.

Für die Banken war das erste Halbjahr 2021 das gewinnbringendste zumindest seit 2009. Einerseits vervierfachten sich die Gewinne im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 auf 3,7 Mrd. Euro, andererseits fiel der Anteil notleidender Kredite Mitte 2021 auf nur mehr 1,9 Prozent, was zu sehr geringen Risikokosten führte. Bei den Risikozahlen für Kredite gebe es zwar "gewisse Unsicherheiten" und die Zahl der Insolvenzen sei zuletzt leicht gestiegen, aber OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber rechnet nicht mit einer Insolvenzwelle. Es gebe zwar Nachholeffekte, diese lägen aber weiter unter dem Niveau von vor der Pandemie, sagte er in der gemeinsamen Pressekonferenz. In der Coronazeit hat es wegen der staatlichen Stützungen und der Lockerung der Insolvenzregeln kaum Firmenpleiten gegeben.

Der OeNB-Stresstest, der noch vor dem vierten Lockdown gerechnet wurde, nehme eine noch dramatischere Wirtschaftsentwicklung an, als derzeit Realität ist. Aber selbst in dem negativsten Szenario wäre Österreichs Wirtschaft weniger stark getroffen als andere Wirtschaftsräume und die heimischen Banken würden "nur" 5,1 Prozentpunkte ihres Kernkapitals verlieren, hätten dann aber immer noch 11 Prozent Kernkapital. Das Bankensystem sei also auch für einen "hypothetischen, schweren Wirtschaftseinbruch gut gerüstet", so Haber und bleibe stabil. Bei unveränderter Entwicklung geht das Szenario von Plus 2,1 Prozentpunkten beim Kernkapital aus.

Angesichts der steigenden Inflation und der niedrigen Zinsen sind die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen derzeit real mit fast 2 Prozent negativ verzinst, das heißt das Geld der Anleger ist am Ende weniger wert als beim Kauf der Anleihen. Wie diese Rendite wieder in den positiven Bereich kommen könne sei eine "Schlüsselfrage" für die Wirtschaft, sagte Holzmann. Das hänge aber nicht an der Geldpolitik, also etwa dem Leitzinssatz der EZB. Vielmehr gehe es um einen "Gleichgewichtszinssatz", bei dem Angebot und Nachfrage an den Finanzmärkten im Gleichgewicht seien - und dieser sei in den letzten Jahrzehnten auf Null oder darunter gefallen. Es liege an der Politik, mit Fragen wie der Produktivität, dem Altern der Bevölkerung oder dem Sparüberhang des globalen Nordens umzugehen. Das seien sehr große Probleme "die wir in der OeNB sehr, sehr ernst nehmen und auch dabei sind, durch unsere Inputs in der EZB zu ändern".

tsk/ivn

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