18.06.2024 11:41:31

Hoffen auf die Durchschlagskraft der Aufwärtsimpulse

Kolumne

Deutliche Verluste: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche mehrheitlich spürbar nachgegeben. Mehrere Faktoren verdarben den Anlegern die Stimmung. Zum einen sorgte der Ausgang der Europawahl und vor allem die darauf folgende Ankündigung von Parlaments-Neuwahlen in Frankreich für erhebliche Verunsicherung. Zudem reagierten die Marktteilnehmer mit Enttäuschung auf die Äußerungen der US-Notenbank Fed nach deren Ratssitzung. Während unmittelbar vor der Sitzung niedrigere US-Inflationszahlen noch für Zinshoffnungen gesorgt hatten, zeigten sich viele Analysten nach den Fed-Äußerungen überzeugt, dass die Notenbank ihre Zinsen in diesem Jahr nur einmal, und nicht wie noch vor kurzem erwartet bis zu dreimal, senken dürfte. Komplettiert wurde der Mix aus Negativimpulse von einem drohenden Handelskonflikt mit China, nachdem die EU-Kommission mit Strafzöllen auf E-Autos gedroht hatte, worauf China seinerseits Maßnahmen ankündigte.

Rückblick: Dax verliert deutlich

Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 3,0 Prozent auf 18.002,02 Punkte, es war sein höchster Wochenverlust seit August des vergangenen Jahres. Der MDax sackte um 4,3 Prozent ab auf 25.719,43 Zähler. Der TecDax büßte 2,9 Prozent ein auf 3.353,26 Punkte.

Größte Wochenverlierer im Dax waren die Titel der Porsche Holding mit einem Minus von 13,2 Prozent. Hier wirkten sich wie bei anderen Automobilkonzernen die Sorgen vor einem Handelsstreit mit China aus. Der Kurs von Volkswagen fiel um 6,8 Prozent, der von BMW um 4,9 Prozent und der von Mercedes Benz um 3,2 Prozent. Die Titel von Rheinmetall litten im ungünstigen Marktumfeld einmal mehr unter Gewinnmitnahmen, in der vergangenen Woche büßten sie 10,1 Prozent ein. Dagegen verteuerte sich die Aktie von Covestro um 7,5 Prozent. Berichten zufolge hat es bei den Übernahmegesprächen zwischen dem Kunststoffhersteller und Adnoc, dem staatlichen Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Fortschritte gegeben.

Anleihen: Aufwärtsbewegung

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche deutlich gestiegen. In erster Linie ließ die Verunsicherung über die weitere politische Situation in Frankreich die Anleger zu den als sicher geltenden Bundespapieren greifen. Die Aussicht auf Neuwahlen bereitete vielen Marktteilnehmern Sorgen. Daneben stützten zeitweilig auch Inflations- und Konjunkturdaten aus den USA die Notierungen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Wochenvergleich von 2,61 auf 2,35 Prozent. Die Umlaufrendite reduzierte sich von 2,64 auf 2,44 Prozent.

USA: Gute Stimmung bei Tech-Werten

Die US-Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Handelswoche uneinheitlich präsentiert. Während es beim technologielastigen Nasdaq-100-Index deutlich nach oben ging, neue Rekordhochs inklusive, verzeichneten etliche Standardwerte Verluste. Die gute Stimmung im Tech-Bereich resultierte unverändert aus den Hoffnungen und Erwartungen an das Thema Künstliche Intelligenz. Der Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich um 0,5 Prozent auf 38.589,16 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index, der im Wochenverlauf neue Rekordstände markiert hatte, legte dagegen um 1,6 Prozent zu auf 5.431,60 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index kletterte um 3,5 Prozent auf 19.659,80 Punkte.

Ausblick: Verunsicherung wegen Frankreich-Wahl

Die Verunsicherung durch die in der vergangenen Woche überraschend angekündigten Neuwahlen in Frankreich könnte auch in der aktuellen Woche die deutschen Aktienbörsen beschäftigen. Auch der drohende Handelskonflikt mit China könnte erneut belasten. Allerdings weisen einige Beobachter darauf hin, dass die von beiden Seiten angekündigten Maßnahmen einerseits möglicherweise noch abgewendet werden, andererseits in ihren Auswirkungen weniger massiv sein könnten als in den vergangenen Handelstagen befürchtet. Sobald es hier mehr Klarheit gibt, könnte eine mögliche Erleichterung der Marktteilnehmer für Aufwärtsimpulse sorgen.

Geldpolitik bleibt im Fokus

Zentrales Thema an den Börsen bleibt die Geldpolitik. In diesem Zusammenhang stehen vor allem Wirtschaftsdaten aus den USA im Fokus der Anleger. Dabei könnten beispielsweise die Einzelhandelsumsätze und die Zahlen zur Industrieproduktion die zuletzt bei vielen auf praktisch Null gesunkenen Hoffnungen auf eine Zinssenkung im Frühherbst wieder beleben. Die Stimmung beeinflussen könnte zudem das Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England. Beim Blick auf die europäischen Wirtschaftsdaten könnten besonders die Einkaufsmanagerindizes und die ZEW-Konjunkturerwartungen für Aufmerksamkeit sorgen. Dabei dürfte es den Anlegern weniger auf die möglichen Auswirkungen auf die Geldpolitik als auf die konjunkturelle Lage ankommen.

Zu Ende der Handelswoche könnte der große Verfallstermin an den Terminmärkten für merkliche, nicht durch die Nachrichtenlage zu erklärende Kursbewegungen sorgen, wenn große Investoren versuchen, die Notierungen in die gewünschte Richtung zu bewegen.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag, 17.06.: New York Empire State Produktionsindex (USA)
Dienstag, 18.06.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Verbraucherpreise in der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Industrieproduktion in den USA
Mittwoch, 19.06.: Protokoll der vergangenen Ratssitzung der Bank of Japan
Donnerstag, 20.06.: Erzeugerpreise in Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA)
Freitag, 21.06.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Großer Verfallstermin an den Terminmärkten; S&P-Global-Gesamtindex (USA)

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.

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