05.08.2024 13:23:38
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HINTERGRUND: Wie sich Israel gegen Luftangriffe schützen kann
BERLIN (dpa-AFX) - Nach den tödlichen Anschlägen auf zwei hochrangige Ziele des israelischen Sicherheitsapparats rechnet Israel mit einem Gegenschlag des Irans. Ob sich die Lage in der Region wieder entschärfen lässt - wie bei der letzten großen Eskalation im April - ist völlig offen. Damals konnten nach Angaben des israelischen Militärs fast alle Angriffe abgewehrt werden. Möglich macht das ein komplexes Luftverteidigungssystem, das mit mehreren Reichweiten arbeitet.
Eine eiserne Kuppel schützt das Land Israel in kurzer Entfernung
Der von Israel entwickelte Iron Dome (Eisenkuppel) fungiert in der Nähe. Das Abwehrsystem ist darauf spezialisiert, Raketen und Geschosse über kurze Distanz abzufangen. Eine Batterie kann ein kreisrundes Gebiet mit einem Radius von etwa sieben Kilometern schützen. Die Fläche entspricht etwa einer Stadt wie Freiburg. Bau, Entwicklung und Instandhaltung haben die USA bisher mit mehr als drei Milliarden Dollar unterstützt - der Iron Dome gilt daher als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels.
Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben Israels mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Es ist mobil und kann binnen weniger Stunden verlegt werden. Ein Radargerät erfasst bedrohliche Geschosse wie Mörsergranaten und Kurzstreckenraketen. Die Daten gehen an einen Raketenwerfer weiter, der eine Abfangrakete mit bis zu 70 Kilometern Reichweite startet. Dem Jahresbericht "Military Balance 2024" des Internationalen Instituts für strategische Studien zufolge hat der Iron Dome dabei eine Erfolgsquote von über 90 Prozent.
Die Schleuder Davids zielt auf größere Angreifer
Einen Schritt weiter bei der Abwehr Israels geht die ebenfalls mit den USA entwickelte David's Sling (Schleuder Davids). Seit Frühjahr 2017 einsatzbereit, dient das auch als Magic Wand (Zauberstab) bekannte System dazu, im Vergleich zum Iron Dome größere ballistische Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern unschädlich zu machen. Solche Waffen hat nach US-Angaben der Iran, Syrien und die Hisbollah im Libanon.
Die Reichweite der zur Abwehr eingesetzten Stunner-Abfangraketen beträgt den Angaben zufolge rund 25 Kilometer. Eine Abschussvorrichtung kann bis zu 16 solcher Raketen aufnehmen. Zwei Batterien reichen demnach, um die Fläche von Israel abzudecken. Die USA haben nach eigenen Angaben rund 2,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung gesteckt.
Die Evolution des Arrow-Systems: Schutz auf hoher Ebene
Um sich gegen Bedrohungen in der Ferne zu schützen, konzipierte Israel ab 1986 mit den USA das Abwehrsystem Arrow (Pfeil). Es zielt darauf ab, Mittel- bis Langstreckenraketen abzufangen. Der Fokus liegt auf der Abwehr von außerhalb der Erdatmosphäre fliegenden Raketen. Entwickelt wurde das System in Zusammenarbeit mit Boeing und dem israelischen Luft- und Raumfahrtkonzern IAI. Die USA haben Arrow insgesamt mit mehr als 4,5 Milliarden Dollar unterstützt.
Mittlerweile greift Israel auf Raketen des Typs "Arrow 2" und "Arrow 3" zurück. Laut Hersteller kann "Arrow 3" Abfangraketen in große Höhen von bis zu 100 Kilometern schießen und hat eine Reichweite von bis zu 2400 Kilometern. Dabei werden keine explodierenden Stoffe eingesetzt, sondern Ziele durch einen direkten Aufprall - ein sogenannter Hit-to-Kill - zerstört, was die Risiken von Trümmerschäden minimieren soll.
Vom Flugabwehr-Anfang bis zum Hochenergielaser
Israel hat ab den 1960er-Jahren seine Luftabwehr aufgebaut und kontinuierlich entwickelt - beginnend mit dem Hawk- und gefolgt vom Patriot-System, das seit 1991 zum Einsatz kommt. Neuerungen wie der 2021 verbesserte Iron Dome und die Entwicklung des fortschrittlicheren "Arrow 4" zeigen Israels Bestreben, seine Abwehr ständig zu aktualisieren.
Vor etwa zwei Jahren hat Israel den Iron Beam (Eiserner Strahl) vorgestellt. Das kosteneffektive Lasersystem kann nach US-Angaben Ziele wie Drohnen für etwa vier Dollar pro Einsatz neutralisieren. Laut Hersteller soll die Laser-Abwehrwaffe, die noch vom Militär erprobt wird, ab 2025 einsatzbereit sein./skc/DP/ngu
--- Von Marc Fleischmann und Serhat Koçak, dpa ---
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