21.09.2020 17:15:40

HINTERGRUND/US-Börse MEMX startet als Wettbewerber von Nyse und Nasdaq

Von Alexander Osipovich

NEW YORK (Dow Jones)--Die im Januar angekündigte neue US-Börse Members Exchange - kurz MEMX - ist am Montag gestartet. Unterstützt wird der neue kostengünstige Konkurrent zu Nyse und Nasdaq von Wall-Street-Banken, elektronischen Handelsfirmen und dem Vermögensverwalter Blackrock.

Um 7.48 Uhr New Yorker Zeit wurde das erste Handelsgeschäft auf MEMX abgewickelt. 100 Aktien von Consolidated Edison wechselten dabei zu je 73,90 Dollar den Besitzer. Anfänglich wird die Börse den Handel mit sieben Aktien abwickeln, darunter die von der Google-Mutter Alphabet und des Ölmultis Exxon Mobil. Am 29. September will die MEMX den Handel auf alle an den US-Börsen notierten Wertpapiere ausweiten.

Händler und Analysten erwarten, dass die MEMX ein ausgezeichneter Konkurrent der etablierten Börsen sein wird. Das in New Jersey ansässige Startup-Unternehmen hat mehr als 135 Millionen Dollar von Firmen wie Charles Schwab, Citadel Securities, Goldman Sachs und Virtu Financial eingesammelt. Die Befürworter der MEMX dürften einen Teil ihrer Handelsaktivitäten auf die neue Plattform lenken und ihr beim Start helfen.

"Es hat lange Zeit keinen neuen Markt für US-Aktien gegeben, der so gute Erfolgschancen hatte", sagte Matthew Andresen, Gründer von Headlands Technologies, einem Handelsunternehmen, das nicht an der MEMX-Einführung beteiligt ist.

Fast 60 Prozent des Handelsvolumens in US-Aktien wird von drei Börsen abgewickelt: New York Stock Exchange, Tochter der Intercontinental Exchange, Nasdaq sowie Cboe Global Markets.

Das Konsortium hinter der MEMX hatte sich nach Jahren der Frustration bei Banken und Handelshäusern über die von den großen Börsen erhobenen Gebühren zusammengefunden. Viele Wall-Street-Firmen sagen, dass die Börsen ihre beherrschende Stellung missbrauchen, um überhöhte Gebühren für Marktdaten und andere wichtige Dienstleistungen zu verlangen. Die drei großen Börsenbetreiber entgegnen allerdings, ihre Gebühren seien angemessen und bestreiten den Missbrauch ihrer Marktmacht.

MEMX will die großen Börsen beim Preis unterbieten, indem zunächst alle Daten kostenfrei zur Verfügung stehen.

Neue Börsen scheitern oft, weil sich die Händler zu jenen Märkten hingezogen fühlen, auf denen es bereits viele andere Teilnehmer gibt, mit denen sie handeln können - ein mächtiger Faktor zugunsten der etablierten Betreiber. Die MEMX hofft, Handelsaktivitäten mit einem aufwendigen Preisanreizsystem anziehen zu können. So sollen zunächst mehr Rabatte gewährt werden als an Transaktionsgebühren eingenommen wird. MEMX wird zumindest zu Beginn deutlich Geld verlieren, um einen liquiden Marktplatz aufzubauen.

"Wir sind bereit, aggressiv zu sein und bei jeder Transaktion Geld zu verlieren, um die Menschen zur Teilnahme zu bewegen", sagte MEMX-Geschäftsführer Jonathan Kellner in einem Interview.

MEMX nutze überdies von Grund auf neu entwickelt Technologien, um eine bessere Handelsplattform zu bieten als die der etablierten Börsen, sagte Kellner. Zum technischen Team gehören Veteranen von Nasdaq und Virtu.

Auch wenn MEMX Investoren gefunden hat, die sich wie das Who-is-Who der Wall Street lesen, gibt es keine Garantie, dass MEMX erfolgreich sein wird. Etablierte Marktteilnehmer wie Nyse und Nasdaq könnten mit aggressiven Rabatten und eigenen Preisplänen reagieren, um den Verlust von Marktanteilen zu verhindern, sagte Shane Swanson, Senior Analyst bei der Forschungsfirma Greenwich Associates. "Es ist ein stark wettbewerbsorientiertes Umfeld. Die anderen Börsen werden nicht einfach dasitzen und abwarten."

MEMX ist als Neuling nicht allein. Ende August gestartet ist die Long-Term Stock Exchange, die unterstützt von einer Reihe Silicon-Valley-Unternehmern und Risikokapitalfirmen Unternehmen notieren will, die langfristiges strategisches Denken dem Erreichen kurzfristiger Finanzziele vorziehen.

Für Freitag plant Miami International Holdings die Aufnahme des Handels an seiner ersten US-Börse mit dem Namen MIAX Pearl Equities, die als kostengünstiger, technisch versierter Konkurrent von Nyse und Nasdaq positioniert werden soll.

Ein weiteres Startup namens Dream Exchange plant nach Angaben seines Gründers Joe Cecala, im nächsten Jahr den Börsenstatus bei der Securities and Exchange Commission zu beantragen. Dream Exchange soll Börsenplatz für Unternehmen in der Frühphase werden.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/rio/smh

(END) Dow Jones Newswires

September 21, 2020 11:15 ET (15:15 GMT)

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