Trotz Umsatzrückgangs |
12.08.2014 14:10:00
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Henkel im zweiten Quartal besser als erwartet
Beide Länder haben für Henkel eine große Bedeutung. Russland ist mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro weltweit der viertgrößte Markt für Henkel, die Ukraine zählt mit 200 bis 300 Millionen Euro Umsatz zu den zehn wichtigsten Wachstumsmärkten. Rorsted erklärte, der Konflikt werde das Marktumfeld negativ beeinflussen. "Vor diesem Hintergrund erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte ein schwächeres Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Aktie als im ersten Halbjahr." In den ersten sechs Monaten war dieses noch um 8,4 Prozent gestiegen. Solche Aussagen kamen Markt nicht gut an, die Aktie fällt am Mittag um rund 6,4 Prozent auf 77,24 Euro.
Rorsted bekannte sich trotz der schwierigen Bedingungen klar zur Jahresprognose: Der organische Umsatz soll um drei bis fünf Prozent und das bereinigte Ergebnis je Aktie im hohen einstelligen Bereich steigen. Dabei dürfte das Plus jedoch "eher am unteren Ende" der erwarteten Spanne von sieben bis neun Prozent liegen. Die bereinigte Umsatzrendite soll auf etwa 15,5 Prozent zulegen.
Im Gegensatz zu der Ukraine, wo die Umsätze zuletzt im zweistelligen Bereich gesunken sind, sei in Russland noch nichts von einer Krise zu spüren, sagte Rorsted, der zuletzt im Juni selbst in Russland war, in einer Telefonkonferenz. Im Gegenteil sei der Umsatz in dem Land im ersten Halbjahr mit organisch sechs Prozent erstaunlich stark gewachsen, im zweiten Quartal sogar deutlich höher als in den ersten drei Monaten. "Es ist jedoch unrealistisch, dass sich diese Wachstumsraten fortsetzen werden", ist sich der Henkel-Chef sicher.
Die große Gefahr sieht Rorsted dabei noch nicht einmal so sehr in den Sanktionen der Europäischen Union und den USA gegen Russland. Sie treffen Henkel derzeit nicht direkt, denn das Unternehmen produziert in acht Fabriken vor Ort. Deutlich schwerer wiege, dass sich in Russland die rezessiven Tendenzen mehren und dies Auswirkungen auf die gesamte osteuropäische Wirtschaft haben dürfte. Erste deutliche Signale einer Abkühlung gibt es bereits: So hat Henkel in Osteuropa im zweiten Quartal ein deutlich schwächeres organisches Umsatzwachstum verzeichnet. In den sechs Fabriken in der Ukraine etwa wird derzeit nur an drei Tagen in der Woche gearbeitet.
Nicht nur das Thema Ukraine-Russland lastet auf Henkel. Auch kühlt sich die Lage in weiteren Schwellenländern ab, was sich in einem schwächeren Wachstum in diesen Regionen niederschlägt. Henkel ist mit diesem Problem nicht allein, die ganze Konsumgüterindustrie hat unter diesen Faktoren zu leiden. Die Branche hat in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Schwellenländer gesetzt, weil dort das Wachstum deutlich stärker war als in den reifen Märkten.
So hatte der Hamburger Konkurrent Beiersdorf vergangene Woche bereits über eine "dramatische" Abkühlung in einigen Schwellenländern berichtet und dadurch einen für Marktbeobachter erstaunlich herben Wachstumsdämpfer im zweiten Quartal erlitten. Sportartikelhersteller Adidas musste sogar seine Prognose für das laufende Jahr zurückschrauben.
Henkel hat in den Schwellenmärkten schon länger ein starkes Standbein, was dem Unternehmen nun zu Gute kommt. So ist das Unternehmen in China, seinem drittgrößten Markt weltweit, im zweiten Quartal trotz einer sich dort abkühlenden Konjunktur organisch zweistellig gewachsen. Auch in den anderen asiatischen Märkten legten die Umsätze insgesamt zu. In den Wachstumsmärkten erzielte Henkel insgesamt ein organisches Wachstum von 6,5 Prozent. Sie gelten als mitentscheidend für das Erreichen der mittelfristigen Ziele, bei denen sich der Konzern auf einem "guten Weg" sieht.
Henkel will bis 2016 einen Umsatz von 20 Milliarden Euro erreichen, davon soll rund die Hälfte aus den Schwellenländern kommen. In der Vergangenheit hatte Henkel hier besonders stark zugelegt - mit einem durchschnittlichen organischen Plus von zehn Prozent in den letzten zehn Jahren.
Negative Wechselkurseffekte machen das Wachstum jedoch derzeit weitgehend zunichte. 500 Millionen Euro Umsatz kosteten sie allein im ersten Halbjahr und sorgten dafür, dass die Umsatzschwäche von Henkel weiter anhält. Im zweiten Quartal sanken die Erlöse um 3,5 Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro. Organisch, das heißt wechselkurs- und portfoliobereinigt, legten die Umsätze um 3,3 Prozent zu. Das war allerdings etwas weniger als im ersten Quartal, als das organische Wachstum noch bei 4,3 Prozent lag. Alle drei Geschäftsbereiche - Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetik und Körperpflege sowie die Klebstoffe - trugen zu dem Plus bei.
Henkel konnte im Klebstoffgeschäft zwar vereinzelt Preiserhöhungen durchsetzen, das Wachstum basierte jedoch insgesamt auf höheren Volumina. Die Konsumentengeschäfte litten unter dem anhaltenden Preisdruck durch den hohen Wettbewerb, dem Henkel mit verstärkten Werbeaktionen begegnete, vor allem in Nordamerika. Schwächen zeigte der Bereich Kosmetik und Körperpflege und hier insbesondere das Friseurgeschäft. Das organische Wachstum fiel mit 2,1 Prozent niedriger aus als im Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln oder den Klebstoffen.
Dank strikter Kostenkontrolle und steigender Effizienz konnte Henkel die Ergebnisse jedoch weiter steigern. Das bereinigte EBIT stieg um 2,1 Prozent auf 674 Millionen Euro und fiel damit besser aus als von Analysten erwartet. Das Nettoergebnis erhöhte sich auf 441 Millionen von 418 Millionen Euro. Die besonders im Blickpunkt stehende bereinigte Umsatzrendite legte um 0,9 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent zu.
Hier hebt sich Henkel weiterhin vom Konkurrenten Beiersdorf ab. Dank eines besseren Mixes an höhermargigen Produkten erreichten die Düsseldorfer mit ihrer schwächeren Sparte Kosmetik und Körperpflege eine bereinigte Umsatzrendite von 15,9 Prozent, was einen ganzen Prozentpunkt besser ist als im Vorjahr. Die Sparte Wasch- und Reinigungsmittel sowie der Bereich Klebstoffe steigerten ihre Margen auf 16,6 Prozent bzw. 17,2 Prozent.
Beiersdorf hingegen verzeichnet zwar immer noch ein stärkeres organisches Wachstum - im ersten Halbjahr lag dieses bei 5,1 Prozent verglichen mit 3,8 Prozent bei Henkel, doch liegen die Renditen deutlich unter denen der Konkurrenz. Im Konsumentengeschäft im ersten Halbjahr etwa betrug die bereinigte EBIT-Marge 13,9 Prozent. Im Gesamtkonzern waren es 14,3 Prozent. Zudem hatte sich Beiersdorf für 2014 zuletzt sehr vorsichtig gezeigt. Lediglich über 13 Prozent soll die Marge liegen - Analysten werteten dies als etwas schwächeren Ausblick, nachdem es zuvor geheißen hatte, die Marge solle leicht über den Vorjahreswert von 13,2 Prozent steigen.
Henkel hingegen will weiter an der Margen- und Ergebnisverbesserung arbeiten. Neben der Konzentration auf Innovationen und höhermargige Produkte will der Konzern seine Prozesse und Strukturen stärker vereinfachen und beschleunigen. Die Flexibilität soll weiter erhöht werden, auch, um auf Krisen wie in der Ukraine rasch reagieren zu können. Auch Produktionsstandorte werden immer wieder überprüft.
Um der Umsatzschwäche zu begegnen, will Henkel auch zukaufen. 1,2 Milliarden Euro legt das Unternehmen in diesem Jahr bereits für Übernahmen in den USA und Frankreich auf den Tisch. Dabei kann Henkel weiter auf eine gute Finanzlage blicken. So ist das Unternehmen weiter schuldenfrei, die Nettogeldanlage betrug Ende des zweiten Quartals 156 Millionen Euro.
Für Zukäufe hat das Unternehmen einen Spielraum von vier bis fünf Milliarden Euro. Zugekauft werden soll nach Rorsteds Willen nicht nur in den reifen Märkten, sondern auch in den Schwellenländern. Allerdings ist es Rorsted zufolge schwierig, adäquate Ziele zu einem angemessenen Preis zu finden. Nicht kommentieren wollte der Vorstandsvorsitzende, ob Henkel sich womöglich beim US-Konkurrenten Procter & Gamble bedienen könnte: Dieser will sein Portfolio ausmisten und hat jüngst 90 bis 100 Marken zur Disposition gestellt. Der weltgrößte Konsumhersteller will sich künftig auf seine starken Marken konzentrieren. Etwas, was Henkel schon seit einigen Jahren praktiziert.
DJG/nas/sha
Dow Jones Newswires
Von Natali Schwab
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