'"Keine Frage des Profits" 04.04.2022 17:59:00

Henkel-Aktie unbeeindruckt: Henkel-Chef und Aufsichtsratschefin verteidigen Fortsetzung des Russland-Geschäfts

Henkel-Aktie unbeeindruckt: Henkel-Chef und Aufsichtsratschefin verteidigen Fortsetzung des Russland-Geschäfts

"Die aktuelle Fortsetzung unserer Geschäfte in Russland ist keine Frage des Profits angesichts des schwachen Rubels und der Schwierigkeiten im Land", sagte sie dem "Handelsblatt". "Wir stellen hier vor allem Güter des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung her." Es gehe nicht um ein Festhalten um jeden Preis: "Wir schließen auch nicht aus, unsere Aktivitäten weiter einzuschränken." In die Überlegungen beziehe Henkel "auch den guten Ruf unseres Unternehmens" ein.

Henkel habe alle Neuinvestitionen in dem Land gestoppt, schalte dort keine Werbung mehr und beachte alle internationalen Sanktionen, bekräftigte sie. Dennoch wird der Druck der Öffentlichkeit größer - Reputationsexperten sagen laut "Handelsblatt", dass Henkel um sein Image fürchten müsse. "Wir stehen hier vor einem echten Dilemma", sagte Bagel-Trah. Die Entscheidung sei sehr schwierig.

Der Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten, Alexander Rodnyansky, hatte Henkel sowie zwei weitere deutsche Unternehmen aufgefordert, ihre Tätigkeit in Russland zu beenden. "Es wäre wichtig, dass alle Konzerne ihr Geschäft mit Russland einstellen, also auch Metro, Bayer und Henkel", sagte er der "Rheinischen Post".

Die lokale Produktion und der Verkauf von Henkel-Produkten des täglichen Bedarfs, etwa zur Körperpflege, laufen in Russland weiter. Der Konzern beschäftigt in Russland rund 2500 Mitarbeiter in 11 Werken. "Eine Einstellung unserer Geschäfte könnte weitreichende Konsequenzen haben", sagte eine Sprecherin. In Russland bestehe die Gefahr, dass ausländische Unternehmen von der Regierung enteignet werden - "und ihre lokalen Manager könnten persönlich haftbar gemacht werden". Man werde die Lage "weiter intensiv beobachten und über weitergehende Maßnahmen entscheiden", so die Sprecherin.

Henkel-Chef verteidigt Russland-Strategie

Der Chef des Konsumgüterkonzerns, Carsten Knobel, hat auf der Hauptversammlung seine aktuelle Russland-Strategie verteidigt. "Ein Stopp unserer russischen Geschäfte kann weitreichende Konsequenzen haben. Auch für unsere Mitarbeiter vor Ort", sagte der Manager bei der online abgehaltenen Veranstaltung am Montag in Düsseldorf. Henkel hatte nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar entschieden, alle geplanten Investitionen in Russland zu stoppen sowie Werbung und Sponsoring einzustellen. Die dortige Produktion soll jedoch weiterlaufen. Dabei handele es sich vor allem um Produkte des täglichen Bedarfs, sagte Knobel.

Auf die Frage von Jella Benner-Heinacher von der Aktionärsvereinigung DSW, ob Henkel mit dieser Entscheidung nicht auch seine Reputation aufs Spiel setze, sagte Knobel, man verstehe, dass die Entscheidung kontroverse Diskussionen auslöse. Damit gehe Henkel jedoch "keinen Sonderweg". Henkel verhalte sich hier wie andere Firmen auch. "In Russland besteht die Gefahr, dass ausländische Unternehmen von der Regierung in Zukunft enteignet werden können. Und ihre lokalen Manager haftbar gemacht werden, wenn sie die Geschäfte einstellen", sagte Knobel. Im Fall einer Enteignung würden der russischen Regierung "beträchtliche" Vermögenswerte zufließen. Zudem habe das Unternehmen Verantwortung für die 2.500 Mitarbeiter vor Ort.

"Wir verfolgen die Entwicklungen mit größter Aufmerksamkeit. Und wir schließen auch weitere Schritte nicht aus", sagte Knobel. Henkel werde jedoch keine "leichtfertigen Entscheidungen treffen".

Henkel ist seit rund 30 Jahren in Russland aktiv und betreibt eigenen Angaben zufolge elf Produktionsstätten vor allem für den russischen Markt. Dabei erzielt der Konsumgüterhersteller einen Jahresumsatz von annähernd einer Milliarde Euro. Derzeit sieht das Management in dem Land keinen Abschreibungsbedarf.

Wie sich die jüngsten Entwicklungen auf die Weltwirtschaft auswirken werden, "kann man heute nicht abschätzen", sagte Knobel weiter. "Klar ist: Es wird voraussichtlich noch schwerer als ohnehin erwartet." Das gelte auch für die Jahresprognose des Unternehmens. Henkel hatte seinen Ausblick für 2022 bereits Ende Januar vorgelegt. Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen und weiter steigende Preise für Energie und Logistik seien zu diesem Zeitpunkt in diesem Ausmaß nicht abzusehen gewesen, so Knobel.

Henkel hatte Ende Januar ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft von zwei bis vier Prozent als Ziel ausgegeben. Darin sind Währungsschwankungen sowie Effekte aus Zu- und Verkäufen ausgeklammert. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebit) sah das Management in einer Spanne zwischen 11,5 und 13,5 Prozent nach 13,4 Prozent im vergangenen Jahr. Auch beim bereinigten Ergebnis je Aktie blieb der Vorstand zurückhaltend und prognostizierte einen Rückgang von 15 Prozent bis im besten Falle einen Anstieg von fünf Prozent.

Neuigkeiten zur Zusammenlegung der Kosmetiksparte mit dem Wasch- und Reinigungsgeschäft gab es nicht. Henkel werde wie angekündigt Details zu Synergien, Kosten und Einsparungen mit den Zahlen zum ersten Quartal am 5. Mai veröffentlichen, sagte Knobel. Mit diesem Schritt will Henkel seine Wettbewerbsfähigkeit steigern und die Probleme im US-Waschmittelgeschäft sowie im seit Jahren schwächelnden Kosmetikgeschäft in den Griff bekommen. Dazu will sich das Unternehmen auch von weiteren Marken trennen.

Henkel-Aktien notierten im XETRA-Handel letztlich kaum verändert bei 60,40 Euro.

DÜSSELDORF (dpa-AFX)

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Bildquelle: Henkel AG

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